Portfolio - Serie zur Ummantelung von Vermögen (Teil 4) - Interview mit W. Humpert, Prime Capital

"Besonders attraktiv sind kapitalgarantierte Notes"

Krise zeige Grenzen der quantitativen Regulierung

"Besonders attraktiv sind kapitalgarantierte Notes"

– Herr Humpert, welche Auswirkungen hat Solvency II auf die Versicherungen?Die für Ende 2012 geplante EU-weite Einführung der neue Solvabilitätsvorschriften wird in der ersten Säule neue und straffere Regeln für die Eigenmittelunterlegung der Kapitalanlagen bringen. Erste Erfahrungen mit ähnlichen Regeln gibt es in der Schweiz mit den dortigen Swiss- Solvency-Regeln, die bereits Anfang 2009 eingeführt wurden. Hier hören wir von Kunden, dass heutzutage bis zu 80 % des Eigenkapitals durch die Kapitalanlage aufgebraucht werden.- Was bedeutet es für das Risikomanagement der Assekuranz?Mit den Säulen 2 und 3 werden die neuen Solvabilitätsregeln höhere qualitative Anforderungen an das Risikomanagement und Berichtspflichten bringen. Risikomanagement bedeutet zunächst einmal das Formulieren einer Risikostrategie, eine angemessene Aufbau- und Ablauforganisation und eine geeignete Verbuchungs- und Konsolidierungsplattform, auf der die Summe der verschiedenen Anlagen vollständig und konsistent dargestellt, in risikorelevanten Einheiten aggregiert und gesteuert werden kann. Schon unter der aktuellen Regulierung durch Anlageverordnung und Stresstests hat sich gezeigt, dass Risiko und dessen Strukturierung sowie Management nicht nur eine Frage der Anlage, sondern auch ihrer Verpackung, d. h. Produktart ist.- Wie sieht denn vor dem Hintergrund der Griechenland-Krise die Absicherung von Staatsanleihen künftig aus?Die Griechenland-Krise hat in der Tat die Grenzen einer rein quantitativen Regulierung aufgezeigt. Nach aktuellen Regeln gelten Staatsanleihen von OECD-Ländern als risikofrei. Für die voraussichtlich kommenden Regeln (Basel III) wird dieses Thema jedoch heiß diskutiert. Eine zusätzliche, z. B. Value-at-Risk-basierte Risikomessung würde jedoch einige europäische Banken stark belasten.- Wieso haben sich viele Versicherer von Griechen-Bonds getrennt?Glücklicherweise verhalten sich schon heute Versicherungen und Pensionskassen nicht nur nach dem Buchstaben der Verordnungen, sondern auch nach allgemeinen Grundsätzen eines vernünftigen Risikomanagements.- Wie lässt sich der Trend erklären, dass viele Versicherer mehr Wert auf Onshore-Anlagen legen?Im Bereich der alternativen Anlagen waren institutionelle Anleger in der Vergangenheit oft gezwungen, ihre Anlagen in nicht transparenten Offshore-Gesellschaften zu tätigen, da sie nur so Zugang zu im Inland nicht verfügbaren Anlagestilen und -managern erhalten konnten. Spätestens seit der Finanzkrise und im Rahmen der ständig steigenden Anforderungen an das Risikomanagement werden Transparenz und Kontrolle, aber auch Flexibilität der Anpassung an die jeweils neuen Anforderungen immer entscheidender. Europäische Onshore-Lösungen wie Ucits-Fonds, aber auch Managed-Account-Plattformen oder bankunabhängige luxemburgische Verbriefungsgesellschaften mit transparentem Reporting sind mögliche Lösungswege.- Welche Wrapper können Sie über Ihre Verbriefungsplattform für Onshore-Anlagen anbieten?Die Prime Capital Issuance ist eine bankunabhängige Verbriefungsgesellschaft nach Luxemburger Recht. Sie ist konkurssicher, da für jede Emission ein eigenes “Compartment” eingerichtet wird und ein Treuhänder die Sicherheiten zugunsten des Investors hält. Wir haben bereits Investments in den verschiedensten Assetklassen und mit unterschiedlichen Risikoprofilen verbrieft. Besonders attraktiv sind zurzeit kapitalgarantierte Notes, da sie nach den geltenden Stresstest-Regeln der BaFin als Renten im Anlagevermögen eine Entlastung der Risikobudgets ermöglichen.- Besteht nach Lehman Brothers bei den institutionellen Anlegern überhaupt noch Interesse an Zertifikaten als Hülle?Wenn sie von einer bankunabhängigen, konkurssicheren Verbriefungsgesellschaft begeben werden, ja. Für große institutionelle Anleger geht es hier nicht nur um Neuanlagen, sondern vor allem um die Neustrukturierung bestehender Zertifikatelösungen.- Welche Assetklassen stoßen derzeit auf steigendes Interesse?Das derzeit sehr niedrige Zinsniveau von erstklassigen Staatsanleihen auf der einen Seite und die z. B. bei Lebensversicherungen garantierten Mindestverzinsungen setzen institutionelle Anleger unter enormen Druck. Kapitalanlagen in liquiden klassischen wie alternativen Anlageklassen, kombiniert mit intelligenten Wertsicherungskonzepten und derart verpackt, dass die ständig steigenden Anforderungen an das Risikomanagement und die Solvabilität nicht zum Problem werden, erfreuen sich einer hohen Nachfrage.—-Werner Humpert ist Managing Director bei Prime Capital. Die Fragen stellte Armin Schmitz.