PORTFOLIO - IM INTERVIEW: ULF BECKER, DEUTSCHE BILDUNG

"Bildung hat einen realen Wert"

Bedarf an Teilfinanzierungen ist groß

"Bildung hat einen realen Wert"

– Herr Becker, es gibt seit den siebziger Jahren bereits Bafög zur Unterstützung von Studenten. Welche Aufgabe hat dann noch die Deutsche Bildung AG?Es wäre schön, wenn Bafög für alle reichen würde, die studieren wollen und sollten. Die Realität sieht aber leider anders aus. Nur 29 % der Studenten erhalten Bafög und selbst der Höchstsatz, den nur 39 % der Bafög-Empfänger bekommen, liegt unter dem tatsächlichen Finanzierungsbedarf von Studenten. Erfahrungsgemäß haben die meisten Studenten noch Bedarf an einer Teilfinanzierung, ganz egal, auf welche Quellen sie zurückgreifen können.- Die Deutsche Bildung hat mit dem 2. Studienfonds ein weiteres Studienförderungsprodukt aufgelegt. Wie kommt der Student an diese Förderung?Die Deutsche Bildung ist auf einschlägigen Hochschulmessen präsent und arbeitet mit den größten Studenteninitiativen Deutschlands zusammen. Wir setzen außerdem stark auf Online-Marketing, um die internetaffine Zielgruppe auf uns aufmerksam zu machen. Auch die Bewerbung erfolgt online über unsere Website.- Wie werden die geeigneten Studenten ausgesucht?Wir schauen uns Zeugnisse und Leistungsübersichten an, interessieren uns aber auch dafür, was der Student jenseits des Curriculums macht, um uns ein aussagekräftiges Gesamtbild zu verschaffen. Eine erkennbar hohe Studienmotivation ist uns dabei besonders wichtig. Der Bewerbungsprozess endet mit einem Telefoninterview, um die Auswahl mit einem persönlichen Eindruck abzurunden.- Konzentrieren Sie sich schwerpunktmäßig auf die Wirtschaftswissenschaften oder kommen auch Naturwissenschaften zum Zug?Wir konzentrieren uns nicht auf eine bestimmte Fachrichtung. Erfolgreiche Talente kommen aus allen Fächern. Aktuell haben Studenten der MINT-Fächer und interdisziplinärer Master- und MBA-Programme gute Chancen auf unsere Studienfinanzierung. Das Portfolio managen wir jedoch im Zeitablauf flexibel. Auch aus Sicht des Risikomanagements ist es wichtig, dass wir unser Portfolio ausgewogen und vielseitig zusammenstellen.- Welche Vorteile hat der Investor? Wie hoch ist die Rendite?Bildung hat den Vorteil, einen realen Wert zu haben, denn sie ist zu einem knappen Gut geworden. Der Investor beteiligt sich am wirtschaftlichen Erfolg von Akademikern, der Gruppe unserer Gesellschaft, die am besten und sichersten verdient. Gehälter von Akademikern korrelieren nur sehr eingeschränkt mit der Kapitalmarktentwicklung anderer Assetklassen wie Aktien, Renten oder Immobilien. Durch die Anzahl und fachliche Vielfalt der geförderten Studenten erreichen wir zudem eine breite Streuung des Risikos. Ein weiteres Merkmal ist der Inflationsschutz, da sich Gehälter langfristig mit der Inflation einer Volkswirtschaft entwickeln. Unser Ziel ist ein Verhältnis von 50 % Eigenkapital und 50 % Fremdkapital. Für den Eigenkapitalinvestor liegt die geplante Internal Rate of Return (IRR) bei 8 %, der Fremdkapitalinvestor erhält einen Zins von 5 % p.a.- In welcher Form kann sich der Anleger an dem Fonds beteiligen?Anleger können sich an der GmbH & Co KG beteiligen und dieser entweder Eigen- oder Fremdkapital zur Verfügung stellen. Wir planen dazu eine Anleihe, sodass diese sehr einfach in jeden Publikums- oder Spezialfonds gekauft werden kann. Grundsätzlich ist aber jede andere Form von Fremdkapital denkbar, wie Bankkredite oder Schuldscheindarlehen.- Welche Risiken bestehen für den Anleger?Das Hauptrisiko wäre eine dauerhaft hohe Arbeitslosenquote unter den von uns geförderten Akademikern. Wirklich kritisch wäre eine Quote ab circa 35 %: nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich.- Welche Zielgruppe haben Sie bei den Anlegern im Auge?Aus unserer Erfahrung ist das Eigenkapitalinvestment vor allem für Family Offices interessant, die eine langfristig wertstabile Investition suchen. Das Fremdkapitalinvestment ist für alle interessant, die laufende Verpflichtungen haben. Neben Versorgungseinrichtungen gehören dazu auch Stiftungen, die sogar den Vorteil haben können, mit der Kapitalanlage ihrem Stiftungszweck zu dienen.- Wann muss der Student den Kredit zurückzahlen?Dann, wenn er mit Hilfe unserer Studienförderung erfolgreich in das Berufsleben eingestiegen ist und mehr als 1 800 Euro brutto verdient. Diese Eigenschaft bietet den Studenten die Sicherheit, nur dann zu zahlen, wenn sie es auch tragen können.- Geben Sie dem Studenten neben dem Kredit noch eine andere Starthilfe ins Berufsleben?Ja, uns war es von Anfang an wichtig, zur Finanzierung ein inhaltliches Programm anzubieten, um Studenten ganzheitlich auf den Beruf vorzubereiten. Mit unserem Förderprogramm WissenPlus unterstützen wir die jungen Menschen bei der Entwicklung wichtiger Schlüsselkompetenzen und bringen sie frühzeitig mit Arbeitgebern zusammen. Wir legen Wert auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen und der eigenen Persönlichkeit.- Sie haben ja bereits einen Fonds aufgelegt. Wie hoch sind die Risiken, dass ein abgeschlossener Akademiker seinen Kredit nicht zurückzahlt?Unserer Erfahrung nach sehr gering. Bei unserem ersten Studienfonds, mit dem wir 550 Studenten gefördert haben und von denen knapp 300 schon zurückzahlen, haben wir bisher keine Zahlungsausfälle zu verzeichnen.—-Das Interview führte Armin Schmitz.