Kapitalanlage

Biosprit beflügelt Agrarpreise

Nachfrage aus China treibt Notierungen bei Soft Commodities zusätzlich - Anlage erfordert Kenntnisse

Biosprit beflügelt Agrarpreise

Von Armin Schmitz, Frankfurt Hollywood schwört auf Sojabohnen. Prominente wie Victoria Beckham haben die Ölpflanze als Diätfood entdeckt. Die Ehefrau von David Beckham kann aber nicht der Grund für die hohen Preissteigerungen bei den Sojabohnen sein. Die Soja-Notierungen sind seit Juni 2006 um 40 % gestiegen. Einer der Gründe ist der Rückgang der Anbauflächen zugunsten des Maisanbaus in den USA, was die Produktion in diesem Jahr nach Prognosen des US-Agrarministeriums um geschätzte 10 Mill. Tonnen reduzieren soll. Auch andere Agrarrohstoff haben sich zuletzt massiv verteuert. So hat sich der Preis für Weizen innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt, der Maisfuture wird sogar mit einem Aufschlag von 60 % gegenüber dem Vorjahr bezahlt. Von einem Kampf um die Agrarrohstoffe zur Produktion von Biotreibstoffen zu sprechen, wie das Earth Policy Institute, geht sicherlich zu weit. Ein ganzes Bündel von Faktoren hat die sprunghaften Preissteigerungen bei den Agrarprodukten verursacht. Die Verbraucher aus aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie China oder Indien übernehmen zunehmend die westlichen Konsumgewohnheiten. Dürre und Stürme führen durch Missernten zu einer Angebotsverknappung. Kaum vorstellbar sind heute die Folgen des rätselhaften Bienensterbens in den USA auf die Landwirtschaft. Dort sind im vergangenen Winter bis zu 70 % der Bienen verschwunden. Große Risiken Die Preisrisiken sind groß. Bei Weizen und bei Mais sind weiter Verknappungszustände zu registrieren. Die US-Lagerbestände sind auf den niedrigsten Stand seit 24 Jahren gerutscht. Bei Weizen reichen die Vorräte gerade einmal noch für 67 Tage. Ein Schrumpfen der Reserven ist zu befürchten. In den wichtigsten Produzentenländern USA und Australien ist in den nächsten Monaten eine starke Trockenheit zu befürchten. Wegen der Dürre in vielen US-Staaten liegt bereits jetzt die Produktion um 20 % unter dem Vorjahr. Der Preis für Sojabohnen befindet sich seit Ende 2006 in einem Aufwärtstrend. Grund ist die hohe Nachfrage von China. Für die Sojabohnenernte 2007/08 hat das US-Agrarministerium nun prognostiziert, dass die weltweite Erzeugung an Sojabohnen 225,3 Mill. Tonnen erreichen wird. Das wären rund 10 Mill. Tonnen weniger als 2006. Der Rückgang geht vor allem auf die USA zurück, wo die Anbauflächen 2007/08 deutlich eingeschränkt werden.Zwar ist bei Mais wegen der Ausweitung der Anbauflächen mit einer steigenden Produktion zu rechnen, doch die Nachfrage ist wegen der Produktion von Biotreibstoffen sehr groß. Allein im Produktionsjahr 2007/08 sollen 1,2 Mrd. Bushel Mais durch die verstärkte Produktion von Ethanol-Treibstoff verarbeitet werden. Das entspricht zwei Dritteln der geplanten zusätzlichen Maisproduktion. Anleger haben mehrere Möglichkeiten, an der Entwicklung der Agrarrohstoffe teilzunehmen. Über Partizipations-Zertifikate auf Weizen (NL0000210912), Mais (DE000GS0CC65) und Sojabohnen (DE000GS0CC73) kann er direkt in den jeweiligen Rohstoff investieren. Ein Einzelinvestment erfordert eine große Kenntnis von Wetter, Produktionszahlen und Bedarf. Als Alternative bieten sich Garantie-Produkte auf die übergeordneten Agrarindizes wie den RICI Agriculture Index (DE000ABN40L9) oder den S & P GSCI Agriculture Index (DE000GS7B6R6) an. Einen interessanten Ansatz bietet der Invest Global Agribusiness der DWS (LU0273147834). Er investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die ihren Geschäftsbereich in der Agrarindustrie haben oder von dieser profitieren. Fondsmanager Oliver Kratz setzt nicht nur auf Firmen, die Lebensmittel anbauen oder Vieh züchten, sondern auch auf Hersteller von landwirtschaftlichen Maschinen, Bewässerungsanlagen und Düngemittelhersteller. Die Performance von rund 18 % seit Jahresanfang ist sehr gut. Der Fonds bietet vor allem konservativen und steuerbewussten Anlegern Vorteile gegenüber Zertifikaten.