Kapitalanlage

Biosprit gilt als heißes Anlagethema

Ethanol profitiert als Benzin-Ersatz vom hohen Ölpreis - US-Regierungspläne treiben Zuckernotierungen

Biosprit gilt als heißes Anlagethema

Von Armin Schmitz, Frankfurt Mit dem Anstieg der Rohölpreise ist Zucker als Rohstoff für die Treibstoffherstellung ein Investmentthema. Die Notierung des Agrarrohstoffs ist seit November vergangenen Jahres um 60 % auf das höchste Preisniveau seit 25 Jahren gestiegen. Ethanol aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben gilt seit langem als potentieller Benzinersatz. Ethanol ist ein Alkohol und kann ohne Probleme normalem Benzin beigemischt werden. Eine 10-prozentige Beimischung zum Benzin wird von den Motoren problemlos verkraftet. Der in Europa verkaufte normierte Treibstoff E85 weist ein Verhältnis von 15 % Benzin und 85 % Ethanol auf. In Schweden gehören ethanoltaugliche Pkw bereits zum täglichen Straßenbild. Brasilien ersetzt ca. 20 % seines Benzins durch Ethanol. In den USA wird das Ethanol hauptsächlich aus Mais gewonnen. 20 % der Gesamternte (2,5 Mrd. Bushel) werden zu dem Alkoholdestillat verarbeitet, allerdings nur 3 % werden als Treibstoff genutzt. Aktuell werden weltweit jährlich mehr als 30 Mrd. Liter Ethanol produziert. Da aber der Ethanol-Bedarf nach Schätzungen der International Energy Agency (IEA) bis 2012 auf 65 Mrd. Liter steigen soll, müssen auch andere Nutzpflanzen zur Treibstoffproduktion genutzt werden. Tatsächlich reicht auch Mais nicht dazu aus, um Benzin komplett zu ersetzen. Sollten die USA ihre gesamte Jahresernte zu Ethanol verarbeiten, könnten sie nur 25 % ihres Treibstoffbedarfs decken. Neben Zuckerrohr, Zuckerrüben und Mais eignen sich auch andere zucker- oder stärkehaltigen Pflanzen wie Weizen oder Roggen zur Ethanol-Destillierung. Bush sorgt für SchubIm Januar hat US-Präsident Bush den Agrarrohstoffen zu einem weiteren Preisschub verholfen, als er die Absicht bekannt gab, die USA in den nächsten Jahren unabhängig von Ölimporten zu machen. Er setzt dabei unter anderem auf Ethanol, das aus Baumrinde, Gras und anderem Bioabfall gewonnen wird. Das ist preiswerter als Treibstoff aus Mais. Für Stephen Volkmann, Analyst bei Morgan Stanley, wird daher Ethanol das Energiethema 2006 sein. Neben der nicht börsennotierten Cargill gilt Archer Daniels Midland mit einem Marktanteil von 30 % als größter Ethanol-Produzent in den USA. Die Aktie stieg nach der Bush-Rede auf ein Allzeithoch. Der Agrarriese hat im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von umgerechnet 30 Mrd. Euro einen Nettogewinn von 875 Mill. Euro erzielt. Der weltweit führende Agrarkonzern dürfte von den steigenden Notierungen von Mais, Weizen oder Soja profitieren. In Deutschland produziert die Tochter Ölmühle Hamburg bereits seit 2001 Biodiesel. Bunge ist der größte Verarbeiter von Sojabohnen. Das US-Unternehmen hat angekündigt, mit der französischen Sofiproteol bei der Herstellung von Kraftstoffen aus Pflanzenöl zusammenzuarbeiten. Die Rally bei Deere, weltgrößter Hersteller von Landmaschinen, und dem Konkurrenten AgCo zeigt, dass Investoren darauf setzen, dass Landwirte wegen des Ausbaus der Produktionsflächen in neue Traktoren und Erntemaschinen investieren.Abengoa, größter Ethanol-Anbieter in Europa, möchte seine Ethanol-Produktion in den USA bis 2007 verdoppeln. Nach einem Anstieg von 100 % seit November vergangenen Jahres ist die Aktie mit einem KGV von 26 auf Basis der Prognosen für 2006 bereits ambitioniert bewertet. Auch Südzucker erweitert seine Bioethanol-Aktivitäten. Der Zuckerproduzent hat neben einer Anlage in Frankreich eine weitere in Sachsen-Anhalt aufgebaut. Südzucker beliefert bereits deutsche Tankstellen mit dem Treibstoff E85. Ein vollständiger Ersatz der Ölimporte innerhalb einer Sechs-Jahres-Frist, wie Bush in seiner Rede forderte, ist kaum möglich. Aktuell gibt es in den USA etwa 88 Ethanol-Werke. Zur Verdoppelung der Produktion bis 2012, wie sie der Kongress fordert, müssen neue Werke gebaut werden. Davon wird Pacific Ethanol profitieren, die sich auf den Bau von Ethanol-Produktionsstätten spezialisiert hat. Die Firma wird vor 2007 nicht profitabel sein. Interessant ist, dass die Kalifornier zuletzt eine Kapitalspritze von 84 Mill. Dollar von Cascade Investment, einem Investmentvehikel von Microsoft-Chef Bill Gates, bekommen haben. Diversa ist eine US-Biotechnologie-Firma, die führend ist bei der Entwicklung von neuen Enzymen. Fantasie bekommt der Wert durch ihr Ultra-Thin-Enzym, das bei der Fermentierung von Weizen oder Gras zu Ethanol hilft.