Bird & Bird will auch im Gesellschaftsrecht zur Marke werden
Von Walther Becker, Frankfurt Die Internetadresse lautet sinnigerweise auf twobirds.com. Darunter lässt sich die Kanzlei Bird & Bird (B & B) finden, die jüngst auch in Frankfurt gelandet ist. Die Spatzen pfeifen es fast schon von den Dächern, dass die “Vögel” einen Namen im gewerblichen Rechtsschutz (Intellectual Property, kurz IP) haben. Dabei sind die Aktivitäten im Gesellschaftsrecht, bei Mergers & Acquisitions schon mehr als die sprichwörtliche Taube auf dem Dach. Doch bei den Mandanten wird B & B vor allem als technologieorientierte, in IP bewanderte Kanzlei identifiziert. Diese Stärke soll genutzt werden, um auch in anderen Bereichen Mandate und Mandanten zu gewinnen. Von 16 auf 120″Wir sind in den vergangenen vier Jahren in Deutschland kräftig gewachsen, zu einer Zeit, in der die großen Kanzleien mit gewaltigen Problemen zu kämpfen hatten”, sagt Wolfgang von Meibom, Chairman in Deutschland und Mitglied des Global Board, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Damals startete man mit 16 Leuten in Düsseldorf. Und Bird & Bird wolle weiter profitabel wachsen. Binnen zwei Jahren sollen etwa 120 Anwälte für die Sozietät hierzulande tätig sein.Vor allem in Frankfurt, wo Bird & Bird nunmehr ebenfalls vertreten ist, soll kräftig expandiert und die Mannschaft auf bis zu 40 Anwälte mehr als verdoppelt werden. Aber auch in München seien deutliche Zuwächse geplant. Heute arbeiten in Düsseldorf etwa 40 Berufsträger, in München mehr als 20 und in der Mainmetropole nahezu 20 Anwälte. Im Umsatz habe die Kanzlei in den vergangenen Jahren jeweils mehr als 40 % zugelegt und zuletzt 25 Mill. Euro eingenommen. Meibom selbst vertritt derzeit den Deutschen Sparkassen- und Giroverband bei der Abwehr des Versuchs privater Banken, den Namen Sparkasse nutzen zu können.Bird & Bird setze darauf, eigene Kräfte zu Partnern zu machen, aber auch weitere Partner oder ganze Teams anzuheuern. Auch und gerade Quereinsteiger aus der Wirtschaft seien dabei gefragt. Entscheidend sei, das Neuzugänge in die Struktur passten, wobei man keine großen Mannschaften wolle: “Das wäre für die organische Entwicklung nicht förderlich”, sagt von Meibom. B & B habe auch auf internationaler Ebene nie fusioniert. Und so trifft sich bei Bird & Bird ein Team, das aus früheren Anwälten von Baker & McKenzie, Norton Rose, Linklaters, Jones Day, Wilkie Fahr, Haarmann Hemmelrath, Shearman & Sterling, Clifford Chance oder auch in der Industrie erfahrenen Anwälten von DaimlerChrysler, Bayer oder EMTV entstanden ist. Von Meibom war Vorsitzender der Geschäftsführung bei Wessing, wo er schon eine Kapazität in IP war. Danach leitete er die einstige Anwaltskanzlei von Arthur Andersen und baute dann Bird & Bird in Düsseldorf auf. Mit dem dritten deutschen Büro in Frankfurt untermauere Bird & Bird die sektororientierte Strategie. Dies gelte insbesondere für Banken und Finanzdienstleistungen, Informationstechnologie und Luftfahrt. Die Präsenz in der Mainmetropole richte sich vor allem auf die Verstärkung des Corporate- und M & A-Geschäfts mit Fokus auf Banking, IT und Private Equity. In der jüngeren Vergangenheit wurden bei Transaktionen etwa Disney, EADS, Lufthansa und mehrere Gemeinschaftsunternehmen in China begleitet. Die 1846 von William Frederick Wratislaw Bird und James Moore in London gegründete Sozietät hieß zunächst Bird & Moore. 1905 wurde sie von Frederick Wratislaw Bird und seinem Vetter Ernest Edward in Bird & Bird umbenannt. Heute ist die Kanzlei mit 480 Anwälten (davon 140 in IP) in Brüssel, Den Haag, Düsseldorf, Frankfurt, London, Lyon, Madrid, Mailand, München, Paris, Peking, Rom, Stockholm und Hongkong präsent. An den SchnittstellenZuletzt wurde eine eigene Patentanwaltspraxis gestartet, denn die Kanzlei hat über die Jahre Kontakte zu Patentabteilungen internationalen Konzerne geknüpft. Davor war man ausschließlich im streitigen Patentrecht tätig oder beriet in technologiebezogenen Transaktionen. Wie Erich Michel, seit 2004 Partner bei B & B in Frankfurt und in Gesellschaftsrecht/M & A tätig, sagt, ist die Kanzlei neben Patent- und Markenrecht auf den Gebieten Corporate Finance, Equity Capital Markets, öffentliches Wirtschaftsrecht und IT stark. Bei IP stammten 30 % des Geschäfts aus dem internationalen B & B-Netzwerk. IT sei eine der “Hauptdomänen” der Kanzlei.Im Kartellrecht greife man anders als Wettbewerber ein, die aus der Fusionskontrolle kämen, betont von Maibom. Hier gehe es um ganz spezifische “Doppelkompetenzen” an den Schnittstellen wie etwa bei Marktmissbrauchsverfahren. Im gewerblichen Rechtsschutz sei das China-Geschäft von eminenter Bedeutung.