Jahresausblick 2006

Börse muss Weichen stellen

Strategie von Vorstandschef Francioni noch unklar

Börse muss Weichen stellen

ku Frankfurt – Das abgelaufene Jahr war für die Deutsche Börse äußerst turbulent. 2006 soll, so dürfte man in den Führungsgremien des Börsenbetreibers hoffen, in mancherlei Hinsicht ruhiger zugehen. Auf einen neuen Aufstand der Aktionäre sowie einen von renitenten Anteilseignern erzwungenen Wechsel an der Unternehmensspitze kann der neue Vorstandsvorsitzende Reto Francioni jedenfalls gut verzichten.Ob Francionis Verhältnis zu den Aktionären gut sein wird, dürfte von der von ihm eingeschlagenen Strategie abhängen. Bislang hat sich Francioni in dieser Hinsicht noch nicht öffentlich geäußert. Spätestens auf der Bilanzpressekonferenz am 22. Februar wird er dies jedoch tun müssen. Dabei geht es um die Konsolidierung der europäischen Börsenlandschaft und natürlich darum, wie die Deutsche Börse davon profitieren könnte. Einige Anteilseigner, vor allem angelsächsische Adressen und Hedgefonds, sollen sich für ein mögliches Zusammengehen mit dem großen Wettbewerber Euronext aussprechen. Ein solches Vorpreschen hätte jedoch hohe kartellrechtliche Hürden zu überwinden, so dass letztlich auch das gute Verhältnis Francionis zu seinem Pariser Kollegen Jean-François Théodore nicht ausschlaggebend sein dürfte.Ob es Francioni gelingt, für ausreichende Perspektiven der Deutschen Börse zu sorgen, könnte sich kurz vor oder auf der Hauptversammlung am 24. Mai herausstellen. Im vergangenen Jahr war die HV jedenfalls einer der Kristallisationspunkte der Opposition gewesen. Mit Blick auf eine Abstimmungsniederlage hatte Francioni-Vorgänger Werner Seifert seinen Rücktritt erklärt.