ASSET MANAGEMENT - SERIE: ANLAGESTRATEGIE IM UMBRUCH (4)

Britische Pensionsfonds bauen Risiken ab

Vermögensverwalter wie Legal & General Investment Management profitieren von der Suche nach Anlagealternativen

Britische Pensionsfonds bauen Risiken ab

Britische Aktien und Staatsanleihen, traditionelle Anlagefavoriten britischer Pensionsfonds, schrecken derzeit wegen hoher Risiken oder geringer Renditen ab. Vermögensverwalter ringen nun um Mandate in lukrativen Produktsegmenten: Pensionsfonds öffnen sich für “Liability-driven-Investments” (LDI) – die Anlagestrategie der Stunde.Von Carsten Steevens, LondonLegal & General Investment Management hat als Pensionsfondsmanager die Position als Marktführer in Großbritannien 2011 verteidigt. Allerdings verlangsamte sich das Wachstum gemessen an den Assets under Management. Mit 266 Mrd. Pfund (338,2 Mrd. Euro) machte das betreute Pensionsfondsvermögen fast drei Viertel (72 %) der insgesamt um 5 % auf 371 Mrd. Pfund gestiegenen Assets under Management aus.Verbuchte der Vermögensverwalter des britischen Versicherungskonzerns Legal & General dabei 2010 im Pensionsfondsgeschäft noch einen Zuwachs um 12 %, betrug die Steigerungsrate im vergangenen Jahr weniger als 6 %. Zwar ging es mit einem Plus von gerade 7 (i. V. 14) % auch beim Branchenzweiten, BlackRock, langsamer voran, doch lässt gerade das auffallend starke Wachstum von gut 50 % bei der Nummer 3 unter den britischen Pensionsfondsmanagern, Insight Investment, angesichts der traditionell starken Gewichtung der Asset-Klassen Aktien und Festverzinsliche nach den Ursachen fragen. Treiber des kräftigen Wachstums im vergangenen Jahr waren bei Insight Investment, die zu Bank of New York Mellon gehört, die sogenannten “Liability-driven-Investments (LDI)”, an Verbindlichkeiten orientierte Anlagestrategien.Dass in diesem derzeit populären Markt in Großbritannien heftig um Anteile gerungen und an der Vormachtstellung einer kleinen Anzahl von Firmen gerüttelt wird, zeigen Initiativen von Fondsmanagern wie State Street Global Advisors, der mit zehn neuen fremdfinanzierten britischen Anleihefonds sowie weiteren 24 Swap-Fonds gerade mittelgroße Pensionsfonds mit Vermögen von 50 Mill. bis 2 Mrd. Pfund ins Visier genommen hat, oder wie Axa Investment Managers, der sich unlängst die Dienste des bisherigen Chefs für die Anlage-Strukturierung im britischen Markt bei Legal & General Investment Management, Shalin Bhagwan, gesichert hat. BlackRock, Insight Investment und Legal & General Investment Management dominieren nach einer KPMG-Umfrage vier Fünftel des Marktes für britische LDI-Produkte.Auch weil die seit 2009 fortgesetzten Anleihekäufe der britischen Notenbank zur Ankurbelung der Konjunktur die Renditen britischer Staatsanleihen (Gilts) drücken, stehen LDI bei Pensionsfonds derzeit hoch im Kurs. Diese Anlagestrategie schont die Bilanz und vermeidet Wertschwankungen des Eigenkapitals, gilt allerdings auch als teuer. Investoren, die bereit sind, dafür zu zahlen, können Risiken aus dem Verhältnis von Zins- und Inflationsänderungen einerseits und dem Gegenwartswert von Pensionsverbindlichkeiten reduzieren. Um sich gegen Zinsrisiken abzusichern, griffen Pensionsfonds auf der Insel historisch vor allem auf Anleihen zurück. Das jüngste LDI-Wachstum, das in Großbritannien durch Änderungen von Bilanzierungsregeln ermöglicht wurde, ist jedoch vor allem auf den Einsatz von Swaps und Derivativen zurückzuführen.Beim größten britischen Pensionsfondsmanager kamen die LDI-Vermögen im vergangenen Jahr mit 46 Mrd. Pfund auf einen Anteil von gut 12 % an den gesamten Assets under Management. Tendenz weiter steigend: In den ersten drei Monaten 2012 wurden in den Bereichen aktives Fixed-Income-Geschäft und LDI neue Mittel von brutto 3 Mrd. Pfund eingeworben – nach 2,4 Mrd. Pfund vor Jahresfrist. Das betreute Gesamtvermögen kletterte in dem von einer Entspannung an den Finanzmärkten gekennzeichneten Quartal auf 383 Mrd. Pfund – auch weil der Legal & General-Vermögensverwalter, der 3 300 Kunden betreut und dessen Aufstieg zu einem der größten institutionellen Vermögensverwalter in Europa vor 40 Jahren begann, die internationale Expansion beschleunigte. Das von nicht britischen Kunden gewonnene Vermögen erhöhte sich auf gut 20 (18) Mrd. Pfund.Der Anstieg des betreuten Vermögens bei Legal & General Investment Management entspricht dabei keinesfalls einem branchenweiten Trend. Von den 20 größten Pensionsfondsmanagern in Großbritannien verbuchten im vergangenen Jahr acht Häuser rückläufige Assets under Management, wie eine Umfrage der “Financial Times” ergeben hat. Bei J.P. Morgan Asset Management etwa schrumpfte das Vermögen um fast 15 %. Der Rückgang wird auf den Abbau von Aktienengagements bei einer Reihe von Kunden zurückgeführt. Die Verringerung von Risiken sei für viele britische Pensionsfonds zu einer großen Herausforderung geworden.Dabei nimmt Legal & General Investment Management für britische Aktien angesichts günstiger Bewertungen und solider Dividenden sogar eine neutrale Haltung ein, anders als für den US- und den europäischen Aktienmarkt, die negativ beurteilt werden. Berater gehen jedoch auch angesichts der geringen Gilt-Renditen davon aus, dass britische Pensionsfonds ihr traditionelles Misstrauen gegenüber derivativen Produkten weiter lockern müssen.—-Zuletzt erschienen:- “Unzureichende Anlagestandards beim Bund” (10.7.)