Buse Heberer Fromm baut Bankrecht aus und verstärkt sich in München
Von Walther Becker, Frankfurt “Bei uns ruft am Freitagabend niemand aus London oder New York an und fragt, warum der einzelne Partner nur 70 und nicht 80 abrechenbare Stunden die Woche gemeldet hat”, grenzt sich Jasper Hagenberg, Mitglied des Verwaltungsrates von Buse Heberer Fromm und Partner im Büro Berlin, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung von angloamerikanisch dominierten Kanzleien ab. Buse Heberer Fromm wolle die eigene Kultur wahren, die Christian Pothe, seit 2003 Geschäftsführer der Kanzlei, mit “Lifestyle” umschreibt.Schon die Namenspartner Jürgen Heberer (Frankfurt) und Hartmut Fromm (Berlin), die nach wie vor tätig sind, seien seit jeher Verfechter größtmöglicher Unabhängigkeit gewesen. Dennoch stehe die Sozietät in regem Kontakt mit ausländischen Partneradressen. Aus einem internationalen Bündnis, der European Legal Alliance, hatte sich die Kanzlei 2006 allerdings nach Meinungsverschiedenheiten mit London zurückgezogen. “Seit diesem Zeitpunkt bauen wir in puncto Internationalität auf eigene Auslandsrepräsentanzen, von denen wir mittlerweile sieben haben”, sagt Hagenberg. Neben Brüssel, Mailand, New York, Paris, Sydney und Zürich zählt – auch nicht schlecht – Palma de Mallorca dazu. London ist geplant. Dabei handelt es sich nicht um vollwertige Niederlassungen, wie die Umsatz- und Gewinnzahlen zeigen (vgl. im Profil). “Wir können für unsere Mandanten grenzüberschreitend tätig werden, etwa in Richtung USA, beraten aber nicht im amerikanischen Recht, sondern begleiten deutsche Mandanten oder beraten umgekehrt Amerikaner, wenn sie in Deutschland etwas machen wollen”, sagt Hagenberg. Für Transaktionen im Ausland setzt die Kanzlei auf “gute Freunde” in verschiedenen Praxen. Gesellschaftsrecht vornBuse Heberer Fromm berät zwar auch börsennotierte Gesellschaften, ist aber in erster Linie auf den Mittelstand und Familienunternehmen fokussiert. Nach Umsatz führen die Rechtsgebiete Corporate/M & A (19 %), Arbeitsrecht, Immobilienrecht sowie Gewerblicher Rechtsschutz (je 12 %). Banking & Finance trägt erst 7 % bei, “hier sind wir auf Aufholjagd”, sagt Hagenberg. Neben den Marktführern begegne man häufig Nörr Stiefenhofer, CMS Hasche Sigle, Heuking Kühn oder Hogan & Hartson Raue.Im Heimatmarkt stärkt sich die Kanzlei jetzt in München. Dort schließt sich zum 1. April die Spitzweg Partnerschaftsgesellschaft an. Damit könne man “ein noch besseres Gegengewicht zu den voll integrierten internationalen Sozietäten” bilden. Dieser Schritt folgt dem Zusammenschluss mit Heide Rechtsanwälte in Frankfurt 2009, wodurch eine deutsch-französische Beratungspraxis integriert wurde. Für die fusionierte Partnerschaftsgesellschaft sorgen künftig 130 Berufsträger für einen Umsatz von 43 Mill. Euro. Auch Wirtschaftsprüfung könne durch eine assoziierte Gesellschaft aus einer Hand geleistet werden. Das Spitzweg-Büro bildet von April an mit sieben Partnern und zwölf Associates den Münchner Standort der Kanzlei, während die bisherigen Spitzweg-Büros in Berlin und Potsdam von dortigen Partnern in neuer Firmierung fortgeführt werden.Abgesehen davon wird in Deutschland noch ein Standort in Stuttgart angestrebt. “Eine weitere Vergrößerung gibt es ansonsten nur innerhalb der einzelnen Büros, wobei eine Größenordnung von mehr als 150 Berufsträgern kaum mehr mit unserer Kanzleikultur vereinbar wäre”, schätzt Hagenberg. Ansonsten sei man mit der Vertretung in den größten deutschen Wirtschaftszentren zufrieden; ein Standort in Leipzig war 2003 geschlossen worden.Und die Krise? “Bisher haben wir profitieren können”, sagt Pothe, denn Mandanten wechselten vielfach aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu einer Kanzlei mit einer günstigeren Kostenstruktur. Buse Heberer setzt im Schnitt 350 Euro für Partner und 250 Euro für Associates an, während Großkanzleien deutlich mehr verlangen. Zudem hätten sich zahlreiche Anwälte von unter Druck geratenen Wettbewerbern beworben. Allerdings sei spürbar, dass auch die Großen ihre Sätze senkten.Ein Trend, dass Unternehmen die Rechtsberatung im eigenen Haus konzentrierten und weniger Mandate an Kanzleien vergäben, lasse sich nicht feststellen. Allerdings würden “Pitches”, mit denen Mandate vergeben werden, aufwendiger und teurer. Buse Heberer Fromm habe gleichwohl den Umsatz 2009 noch leicht über die 42,1 Mill. Euro in der Vorperiode steigern können.