Das Aktienuniversum in einem einzigen ETF
Anleger haben mit Exchange Traded Funds (ETF) auf den MSCI All Country World Investable Market Index die Chance, ein breit diversifiziertes Aktienportfolio abzubilden. Ein Blick unter die Verpackung zeigt allerdings, dass die Anbieter nicht in der Lage sind, das gesamte Aktienuniversum des Index abzubilden. Sie wählen meist ein optimiertes Abbildungsverfahren, bei dem sie nur auf bis zu 7 % des Aktienpools setzen. Dabei besteht die Gefahr starker Abweichungen von der Indexperformance.Von Armin Schmitz, FrankfurtAnleger, die ein sehr breit diversifiziertes Aktienportfolio abbilden wollen, stoßen recht schnell an ihre Grenzen. Ein Exchange Traded Fund (ETF) auf den MSCI World umfasst zwar 1 600 Werte, aber Aktien aus den Emerging Markets und Aktien von Small Caps werden nicht berücksichtigt. Darüber hinaus sind mit einem Anteil von fast 50 % vor allem die US-Aktien sehr hoch gewichtet. Auch ein Indexfonds auf den MSCI Emerging Markets ist trotz des Anteils von 800 Unternehmen wenig befriedigend. Denn die Werte kommen ausschließlich aus 21 Schwellenländern mit einem Schwerpunkt bei chinesischen, koreanischen und brasilianischen Unternehmen. Eine Alternative ist die große Portfoliolösung durch ein Produkt auf den MSCI All Country World Investable Market Index (ACWI IMI), der rund 8 500 Wertpapiere aus 45 Ländern enthält. Dabei werden entwickelte Länder und Entwicklungsländer sowie kleine Unternehmen gleichermaßen berücksichtigt. US-Unternehmen nehmen mit einem Anteil von etwas mehr als 42 % einen Schwerpunkt ein. Die Unternehmen stammen aus 23 Industrie- und 22 Schwellenländern. Eine Alternative zum ACWI IMI kann der MSCI ACWI All Country World Index sein, der die Entwicklung von 2 400 Unternehmen aus 45 Industrie- und Schwellenländern widerspiegelt. Mit einem Anteil von mehr als 47 % liegt der Schwerpunkt des Portfolios ebenfalls auf US-Werten. Es folgen Unternehmen aus Großbritannien mit 8,6 % und aus Japan mit 7,7 %.Es gibt mehrere Gesellschaften, die Indexfonds auf den ACWI bzw. den MSCI ACWI im Programm haben. Von State Street Global Advisors stammt der SPDR MSCI ACWI ETF (IE00B44Z5B48), der die Entwicklung der 2 400 Dividendentitel des MSCI All Country World Index wiedergeben soll. Tatsächlich wendet der Anbieter als Abbildungsform die Sampling-Methode bzw. eine optimierte physische Abbildungsform an, die statt mit 2 400 Werten den Index über 675 Aktien abbildet.Bei der Sampling-Strategie nimmt der Anbieter methodisch eine Auswahl an Wertpapieren des Index oder an Wertpapieren mit einem ähnlichen Rendite-Risiko-Profil vor, die dem zu replizierenden Index in den Performance- und Risikoeigenschaften sehr nahekommen. Damit umgeht der Anbieter die Schwierigkeiten in der Abbildung wie beispielsweise die unterschiedliche Dividendenbesteuerung, die ungleichmäßige Handelsqualität der Indexwerte und die verschiedenen Zeitzonen, in denen die Aktien gehandelt werden. Nachteilig ist allerdings, dass die Sampling-Methode bzw. optimierte physische Replikation über einen längeren Zeitraum häufig eine deutlich höhere Abweichung von der Indexperformance (Tracking Error) aufweist. Durch eine geringere Zahl an Titeln im Portfolio lassen sich auf der anderen Seite die Transaktionskosten reduzieren, was die Performance verbessert. Die Gesamtkostenquote beim SPDR-ETF beträgt 0,5 % jährlich. Bei dem SPDR MSCI ACWI IMI ETF (IE00B3YLTY66) sieht es ähnlich aus. Hier liegt die Zahl der Titel, die sich im Portfolio befinden, nicht bei den geforderten 8 500, sondern tatsächlich bei 583. Das entspricht nur einem Anteil von 6,9 % des Aktienuniversums des MSCI ACWI IMI.Ein ähnliches Bild zeigt sich bei iShares. Ihr MSCI ACWI ETF (DE000A1JS9A4) bildet den Index nicht ab, indem die BlackRock-Tochter die gesamte Zahl von 2 400 Indextiteln kauft. Die Wertentwicklung soll über eine Auswahl von 720 Werten optimiert abgebildet werden. Bei diesem ETF liegt die Gesamtkostenquote bei 0,6 % p. a.Eine andere Variante der Abbildung wählt die Société-Générale-Tochter Lyxor. Der MSCI All Country World ETF (FR0011079466) bildet den ACWI über eine Swapkonstruktion, also über eine Derivateverbindung, ab. Diese birgt im Unterschied zu den Konkurrenzprodukten ein sogenanntes Gegenparteirisiko zu dem Derivateanbieter. Entsprechend den Richtlinien von Ucits III darf das Ausfallrisiko bei den swapbasierten Indexfonds aber nicht mehr als 10 % betragen. Die jährlichen Verwaltungsgebühren betragen 0,45 % und sind damit niedriger als bei den Konkurrenzprodukten.Die Verwaltungsgebühren bei den beschriebenen Indexfonds sind sicherlich niedrig. Aber das ist nur eine Seite der Kosten. Einen differenzierteren Blick bietet die Qualität des Market Making. Der XLM-Faktor der Deutschen Börse hilft bei der Angabe der Handelskosten. Das Xetra-Liquiditätsmaß bzw. die Kennzahl XLM in Basispunkten gibt an, welchen Einfluss ein zeitgleicher Kauf und Verkauf einer Position bei einer Auftragsgröße von 100 000 Euro hätte. Je kleiner also der XLM-Wert, desto liquider und preiswerter ist die Transaktion.Der XLM-Faktor bewegt sich bei diesen Produkten im zweistelligen Bereich. Mit einem Wert von rund 88,1 Basispunkten (BP) weist der swapbasierte ETF von Lyxor die höchsten Handelskosten auf. Auch beim SPDR MSCI ACWI ETF und dem SPDR MSCI ACWI IMI ETF liegt der XLM-Faktor mit Niveaus von 60,2 BP und 47,5 BP recht hoch. Lediglich der iShares-Indexfonds konnte mit einem Niveau von 17,3 BP glänzen.