Die Börse spricht über Glücksspiel, genauer: über die Aktien von Lotto- und Wettanbietern. In den Sektor, der seit geraumer Zeit aufgrund der Auseinandersetzungen mit staatlichen Behörden in den USA und Deutschland von Kurskapriolen gekennzeichnet ist, will einfach keine Ruhe einkehren. Die jüngste Wendung in dem Drana: Am Freitag wurden die Co-Chief Executive Officers der bwin International Entertainment, Manfred Bodner und Norbert Teufelberger, während der Bekanntgabe einer Partnerschaft mit dem Fußballklub AS Monaco zwecks Verhörs wegen angeblicher Verletzungen des französischen Glücksspielrechts in Gewahrsam genommen.Am Donnerstag hatte der Chairman des britischen Online-Buchmachers Sportingbet, Peter Dicks, der eine Woche zuvor bei der Einreise in den USA verhaftet worden war, von einem New Yorker Gericht die Erlaubnis erhalten, unter Auflagen nach Großbritannien auszureisen. Dicks, nach dem Chef von Betonsports der zweite Manager eines Online-Wettanbieters, der in den USA wegen illegalen Glücksspielangebots festgesetzt wurde, muss nun am 28. September nach New York zurückkehren. In einer Anhörung soll dann geklärt werden, ob Dicks an Louisiana, wo ein Haftbefehl gegen ihn besteht, ausgeliefert wird. An der Börse wurde sogleich darauf gewettet, dass die US-Behörden ihr Vorgehen gegen die Internet-Wettbranche entschärfen. Die Sportingbet-Aktie schoss auf 192 Pence hoch und schloss damit nicht nur auf ihrem Tageshoch, sondern mit einem kräftigen Kursgewinn von 25,5 %. Auch im Inland bieten die Vertreter der Branche attraktive Wettchancen. Wer am Montag bei knapp 4 Euro in die Aktie des Lotto-Vermittlers Fluxx eingestiegen ist, konnte am Mittwoch bei 5 Euro ebenfalls einen Gewinn von über 25 % einstreichen. In dem Titel steckt erhebliche Fantasie. Nachdem das Bundeskartellamt angeordnet hat, dass die Vermittlung staatlicher Lottoscheine durch Privatunternehmen zuzulassen ist, will Fluxx die Zahl ihrer derzeit 150 Annahmestellen in diesem und im nächsten Jahr mehr als verzehnfachen. Große Chancen, aber auch hohe Risiken. Denn die klammen Länder setzen alles daran, private Mitspieler beim lukrativen Glücksspiel außen vor zu lassen. Weitere heftige Kursschwankungen sind programmiert. Die Börse muss aufpassen, dass sie keinen Ärger mit den anderen Monopolisten kriegt.