PORTFOLIO - IM INTERVIEW: MARKUS PIMPL, PRIME CAPITAL

"Das Krisenjahr 2008 markiert eine Zäsur"

Partners Group verweist auf das verbesserte Gesamtbild für gelistetes Private Equity - Immer noch Bewertungsabschlag von 30 Prozent

"Das Krisenjahr 2008 markiert eine Zäsur"

– Herr Pimpl, haben sich börsennotierte Private-Equity-Gesellschaften von dem Lehman-Schock 2008 erholen können?Heute ergibt sich für den Bereich Listed Private Equity ein weitaus positiveres Gesamtbild als im Jahr 2008. Viele börsennotierte Private-Equity-Gesellschaften konnten sich fundamental erholen. Die Gesellschaften haben aktiv Zahlungsversprechen und Fremdfinanzierungen stark reduziert und damit die Bilanzen nachhaltig gestärkt. Auch selektive Neuinvestitionen wurden vorgenommen. Zudem wurden teilweise Aktienrückkaufprogramme aufgelegt und Dividendenzahlungen aufgenommen.- Hat sich die Zusammensetzung der Portfolios der Private-Equity-Unternehmen verändert?Viele Private-Equity-Manager setzen ihren Fokus zunehmend auf Cash-flow-starke und stabile Zielunternehmen und damit vor allem auf weniger zyklische Unternehmen. Außerdem hat sich gerade in den Krisen der letzten Jahre regelmäßig gezeigt, dass ein gut diversifiziertes Private-Equity-Portfolio typischerweise resistenter ist als ein sehr konzentriertes Portfolio.- Werden wir 2012 in Europa häufiger Börsengänge aus den Portfolios sehen?Das erste Quartal 2012 war diesbezüglich ein relativ aktives Quartal (zum Beispiel Ziggo, AVG, Allison Transmission), und es werden verschiedene weitere Börsengänge von Private-Equity-Portfoliogesellschaften in den nächsten Monate erwartet. Die starke Abhängigkeit vom jeweiligen Börsenumfeld lässt allerdings nur begrenzt Vorhersagen zu. Der wesentliche Anteil am gesamten Exit-Volumen betrifft Veräußerungen an strategische Firmenkäufer. Diese Transaktionen werden allerdings in der Öffentlichkeit meist weniger stark wahrgenommen.- Wie sieht es mit dem Bewertungsabschlag der Portfolios aus? Hat sich der Abschlag in den vergangenen Monaten mit der Erholung der Kapitalmärkte wieder reduziert?Das Krisenjahr 2008 markiert für das Segment Listed Private Equity eine Zäsur. Auf die angespannte Situation reagierte der Markt mit Abschlägen von bis zu 90 % der Buchwerte und preiste somit einen Quasi-Default von einigen börsennotierten Private-Equity-Gesellschaften ein. Dass einige Gesellschaften selbst zu diesem Zeitpunkt über gut diversifizierte und attraktive Unternehmensbeteiligungen verfügten, wurde fast völlig ignoriert. Trotz einer generellen Reduktion in den Jahren 2009/2010 ist das Abschlagsniveau noch immer bei etwa 30 %. Dies entspricht einem um etwa 5 % größeren Abschlag als nach dem Platzen der Dotcom-Blase in den Jahren 2001/2002, als viele Private-Equity-Gesellschaften überwiegend im Bereich Venture Capital investiert waren.- Wie wird denn in einer Zeit restriktiver Kreditvergabe die Finanzierung größerer Deals gestemmt?Bei sehr großen Transaktionen müssen relativ umfangreiche Bankenkonsortien etabliert werden. Zudem kann beobachtet werden, dass der Eigenkapitalanteil in Private-Equity-Transaktionen grundsätzlich angestiegen ist und größere Transaktionen somit mit weniger Fremdkapital als früher finanziert werden. Diese Entwicklung ist unserer Meinung nach positiv, da durch den geringen Leverage eine stabilere Finanzierungsstruktur gegeben ist. Zum Teil werden die Finanzierungsaktivitäten auch zusätzlich durch Mezzanine-Kapital unterstützt.- Welche Rolle nehmen heute noch die Banken bei der Finanzierung von Deals ein?Morgan Stanley erwartet, dass europäische Banken ihre Bilanzsummen in den nächsten achtzehn Monaten um 1,5 bis 2,5 Bill. Euro verkleinern werden. Ein Schwerpunkt wird dabei voraussichtlich eine restriktivere Kreditvergabe sein. Es ist also offensichtlich, dass sich die Rolle der Banken bei der Transaktionsfinanzierung verändern wird. Vor diesem Hintergrund eröffnen sich für private Anbieter von Fremdkapital beträchtliche Chancen. Trotz allem werden Banken aber auch zukünftig einen wichtigen Teil zu Finanzierungen beitragen.- Welche Chance bietet sich derzeit für den Anleger? Welches Risiko hat er?Für Anleger, die tägliche Liquidität benötigen, können die noch immer substanziellen Abschläge zu den Buchwerten bei gleichzeitiger fundamentaler Verbesserung von börsennotierten Private-Equity-Gesellschaften eine Anlagechance bieten. Ein wesentlicher Risikofaktor einer solchen Investition ist die Abhängigkeit von den Aktienmärkten und somit die Gefahr sinkender Kurse trotz fundamentaler positiver Entwicklungen auf Unternehmensebene. Weiterhin eröffnen sich vor dem Hintergrund des strukturellen Wandels innerhalb des globalen Finanzierungsmarktes attraktive Möglichkeiten. Insbesondere wird im Markt für privates Fremdkapital, vor allem für vorrangig besichertes Fremdkapital und Mezzanine-Darlehen, in den nächsten Jahren ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage erwartet. Diese Entwicklung sollte kapitalstarken Investoren Opportunitäten eröffnen, um attraktive risikoadjustierte Renditen zu erzielen.—-Das Interview führte Armin Schmitz.