Datenanalyse soll Gebührenschwund auffangen
Zwischen Depotbanken, Wertpapierabwicklern und Fondsadministratoren kommt es zu immer größeren Schnittmengen. Der größte deutsche Verwahrer, State Street, erweitert seine Angebotspalette um die Datenanalyse über alle Assetklassen hinweg und das Clearing von Wertpapiertransaktionen. Außerdem wird mit einem Zukaufim Kerngeschäft geliebäugelt.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtInvestoren erwarten angesichts steigender Anforderungen der Regulatoren von ihren Dienstleistern in der Vermögensverwaltung einen immer akribischeren Panoramablick über alle Assetklassen, Regionen und Vehikel hinweg. “Bei den gestiegenen Anforderungen an das Datenmanagement geht es nicht nur um Performancemessung und Risikoanalyse, sondern auch um die Look-Through-Analyse, wenn etwa ein Treasurer zum Beispiel für einen ganz bestimmten Titel das konsolidierte Risikoexposure bis in den letzten Winkel inklusive möglicher Exposures in Investmentfonds wissen will”, sagt Jörg Ambrosius, Geschäftsführer der State Street Bank, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Mit neuen Angeboten will der Deutschlandableger des US-Custody-Riesen State Street auch dem Margendruck im Kerngeschäft Verwahrung Paroli bieten. Die Gebühren hierfür lägen mittlerweile um ein Viertel unter dem Niveau von 2009, berichtet Ambrosius. Im vergangenen Herbst hatte sich daher die US-Mutter in der Datenanalyse durch den Zukauft des Schweizer Anbieters Complementa verstärkt (vgl. BZ vom 5.10.2011).Eine konkrete Analyse von Depotwerten und den einzelnen Assets bieten nicht nur Wertpapierverwahrer oder Depotbanken an. Für Fondsadministratoren – in Deutschland etwa die Big Player Universal-Investment, Helaba Invest und HSBC Inka – gehören solche Dienstleistungen, z. B. in Form einer so genannten Master-Kapitalanlagegesellschaft (Master-KAG) für die Spezialfonds, fest zum Angebot. Neben den Fondsvehikeln wollen die Investoren dabei auch immer häufiger einen Überblick über die Direktanlagen oder den Immobilienbestand. Auch Wertpapierdienstleister wetteifern um die Datenanalyse für Investoren, die dank des regulatorischen Eifers auf nationaler und internationaler Ebene ein Wachstumsgeschäft ist. Alternative AnlagenEine spezielle Herausforderung ist nach Darstellung von Ambrosius die Datenaufbereitung im Bereich der alternativen Anlagen, also Hedgefonds- und Private-Equity-Engagements der Investoren. Auch hier hatte sich State Street bereits durch Zukäufe von spezialisierten Datenanalysehäusern verstärkt. Durch die EU-Richtlinie für alternative Produkte (AIFM) und das wachsende Interesse der Investoren an Alternativen wegen der Krise der Staatsanleihen geht der State-Street-Geschäftsführer von einer steigenden Nachfrage speziell in diesem Bereich aus.Noch weitere Teile der Wertschöpfungskette im Asset Management will State Street künftig anbieten: das Clearing von Wertpapiertransaktionen. “Wir beabsichtigen, bei folgenden Clearing-Häusern Mitglied zu werden – CME Europe, LCH.Swapclear, Eurex, ICE Europe -, und wir planen unseren Kunden im Lauf des Jahres auch diese Dienstleistung anbieten zu können”, so Ambrosius, der seit 2006 zur Geschäftsleitung der Münchener State Street Bank gehört.Das Deutschlandgeschäft der State Street sei 2011 erfreulich verlaufen, so der 41-Jährige. Die Assets under Administration wuchsen binnen Jahresfrist von 330,1 auf 355,4 Mrd. Euro. Beim Custody schlug dagegen die Talfahrt an den Märkten durch (siehe Grafik). State Street ist die größte deutsche Depotbank mit 14 % bei Publikumsfonds. Von Plänen der Deutschen Bank, weite Teile des Asset Managements zu verkaufen, sei das Publikumsfondsgeschäft DWS in Deutschland nicht berührt, wofür gerade erst die Verträge zwischen State Street und dem Geldhaus langfristig verlängert worden seien. Beim institutionellen Asset Management und bei der US-Vermögensverwaltung müsse erst geschaut werden, ob nicht der potenzielle Käufer beim Verwahrer State Street bleibe. Guggenheim Partners ist derzeit der Favorit der Deutschen Bank für den Verkauf. State Street selbst ist in Deutschland derzeit konkret in Kaufverhandlungen, um sich im Kerngeschäft zu verstärken. Diese dürften bald zum Abschluss kommen, so Ambrosius. Konkretere Angaben wollte er nicht machen.