Datenmanagement ist eine wachsende Herausforderung
Institutionelle Investoren befinden sich derzeit in der Zwickmühle: Während sie aufgrund des derzeitigen Marktumfeldes nach neuen Investmentstrategien suchen, steigt wegen der erhöhten aufsichtsrechtlichen Anforderungen parallel auch ihr Bedarf an qualitativ hochwertigen Daten. Zahlreiche anstehende Bestimmungen und Regularien bei der Berichterstattung und Dokumentation erfordern ein zunehmend präziseres und effizienteres Reporting, was in der Folge auch die Margen und Geschäftsmodelle der Branche insgesamt auf eine harte Probe stellt. Die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid II) etwa führt ab 2014 weitreichende Neuerungen zur Kundenkategorisierung und zur Qualität der Auftragsausführung (Best Execution) ein.Pensionseinrichtungen, Versicherungen und Staatsfonds überarbeiten derzeit daher nicht nur ihre Allokationsstrategien, sie ziehen in diesem Zusammenhang auch verstärkt Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung wie strategische Partnerschaften in Betracht. Zudem greifen sie auf solidere Risikomanagementverfahren zurück, um in einem volatilen und renditeschwachen Umfeld die Risiken unter Kontrolle zu halten. Outsourcing als AlternativeDas Datenmanagement ist daher eine ernst zu nehmende Herausforderung für die Fondsindustrie. Das belegt auch eine aktuelle Studie der Economist Intelligence Unit im Auftrag von State Street unter rund 160 europäischen Fondsmanagern und Vermögensverwaltern in 25 Ländern. Die Befragten rechnen mit erheblichem Druck auf ihre bestehende Infrastruktur. Auf die Frage nach der derzeit größten Herausforderung im Datenmanagement gaben knapp die Hälfte der Vermögensverwalter die Bereitstellung detaillierter und qualitativ hochwertiger Daten für ihre Kunden an (siehe Grafik). 44 % der Befragten halten ihre unternehmensinternen Systeme sogar nicht für effizient genug, um den bevorstehenden Herausforderungen im Datenmanagement gerecht zu werden. Das heißt im Umkehrschluss: Unter Umständen müssen weitreichende Investitionen in Know-how und neue Technologien getätigt werden, um langfristig mit den strengeren Compliance-Anforderungen Schritt zu halten.Das können sich jedoch überwiegend nur große Vermögensverwalter mit großen Volumina leisten. Die Inanspruchnahme von Outsourcing-Dienstleistungen und die Dienste externer Anbieter gewinnen daher immer mehr Anhänger. Durch das Outsourcen können sich die Vermögensverwalter auf ihre Kernkompetenz konzentrieren, statt sich administrativer Aufgaben zu widmen. So ersetzen zentrale Systemplattformen und zentrale Datenmanagementsysteme zunehmend unterschiedliche, parallel laufende Systeme, die meist das Ergebnis von Fusionen und Akquisitionen waren. Über eine zentrale Plattform erhalten Investoren und Aufseher so ein Gesamtbild ihres Marktexposures. Gleichzeitig erhalten zentrale Plattformen aufgrund ihrer höheren Flexibilität und Mobilität die Innovationskraft eines Anbieters – ein im harten Konkurrenzkampf entscheidender Vorteil.Die Bereitwilligkeit der Vermögensverwalter, Oursourcing-Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, zieht sich im Übrigen durch die gesamte Wertschöpfungskette und betrifft nicht nur das Back und Middle Office, sondern zunehmend auch Front-Office-Aktivitäten, wobei in diesem Bereich praktisch alle Aktivitäten mit Ausnahme der zentralen Anlageentscheidungen ausgelagert werden können.Vor diesem Hintergrund arbeiten führende Anbieter kontinuierlich an der Erweiterung ihres Dienstleistungsangebots, um den immer komplexer werdenden Anforderungen der Fondsindustrie gerecht zu werden. State Street etwa hat mit der kürzlich erfolgten Übernahme der Complementa Investment-Controlling AG, einem Spezialinstitut für Performance-Messung und Analysen mit Sitz in St. Gallen (Schweiz), seine bestehende Angebotspalette in diesem Bereich signifikant erweitert. Complementa ist ein anerkannter Branchenführer bei der exakten und unabhängigen Konsolidierung von Vermögensanlagen, der Performancemessung und des Investment-Controllings für institutionelle und vermögende Privatanleger.Abgesehen von den aufsichtsrechtlichen Anforderungen gewinnt auch das Thema Risiko immer mehr an Bedeutung. Geprägt von der Finanzkrise müssen Investoren jederzeit ein Gesamtbild über die eingegangenen Risiken liefern können und die Tatsache, dass 42 % der Befragten laut State-Street-Umfrage ihre Möglichkeiten der Erfassung lediglich als “angemessen” beurteilen, zeigt, dass hier noch enormer Nachholbedarf besteht. Erschwert wird der Überblick naturgemäß durch die deutlich komplexeren globalen und derivatelastigen Strukturen der Anlageportfolios.Die Ausführungen zeigen: Das Datenmanagement ist weit davon entfernt, lediglich Dokumentationsfunktionen zu erfüllen, sondern unterstützt die Vermögensverwalter inzwischen als wesentlicher Bestandteil von integrierten Lösungen für die Risiko- und Performancemessung bei der Maximierung der Renditen in einem von stärkerer Risikokontrolle geprägten Umfeld. Das Datenmanagement ist demnach ein wesentliches Element des Bereichs Investment Analytics geworden und behilflich bei der Frage, wie in einem Umfeld nie da gewesener Risikoaversion angemessene Renditen erzielt werden können.Während also Fondsmanager und andere Investoren das Outsourcing ihres Datenmanagements vor diesem Hintergrund als Möglichkeit in Betracht ziehen, wird ihnen zugleich bewusst, dass es vor allem global aufgestellte Asset-Servicing-Unternehmen sind, die ihnen aufgrund ihrer geografischen Reichweite und lokalen Expertise wertvolle Einblicke in die Prozess- und Produktoptimierung geben können. Gleich, ob es um die Unterstützung bei wichtigen Reporting-Aktivitäten im Bereich Risikomanagement oder bei der Erschließung neuer Märkte geht, können somit externe Dienstleister zu strategischen Partnern werden, mit deren Hilfe die relevanten und qualitativ hochwertige Daten wirksam genutzt werden können.