Anlageprodukte

Den Markt ohne Zusatzrisiko schlagen

Sprint-Zertifikate hebeln Kurssprünge - Verlustgefahr ist begrenzt

Den Markt ohne Zusatzrisiko schlagen

Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Finanzkrise hat das Risikobewusstsein von Anlegern wachsen lassen. Sie möchten Verlustrisiken stark begrenzen und trotzdem eine über dem Kapitalmarktzins liegende Rendite erwirtschaften. In diesem Umfeld hat das Interesse an Produkten wie Absolute-Return-Fonds und Garantie-Zertifikaten stark zugenommen – vor allem das Interesse an Produkten mit asymmetrischen Chance-Risiko-Profilen. Viele konservativ eingestellte Anleger möchten gerne “nach oben” mit dabei sein, aber “nach unten” nach Möglichkeit nicht.Mutigere Anleger greifen gerne zu Hebelprodukten, um mit einem begrenzten Einsatz die Bewegungen des Marktes zu hebeln. Der Hebel wirkt allerdings nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Für die spekulativ eingestellten Anleger bieten die Banken allerdings auch eine Zwischenlösung an, die ein asymmetrisches Chance-Risiko-Profil aufweist.Gemeint sind sogenannte Sprint-Zertifikate. Dabei handelt es sich um Finanzinstrumente, mit denen die Investoren innerhalb einer festgelegten Kursspanne von einem Startpreis bis zu einer vorher festgelegten Kursgrenze (Cap) doppelt so viel verdienen können wie mit einer Aktie oder einem Index. Bei den Sprint-Zertifikaten werden die Kursbewegungen nach oben verstärkt, gleichzeitig bleibt aber das Verlustrisiko gegenüber dem Markt konstant. Ein Kapitalschutz besteht jedoch nicht. Als Preis für das asymmetrische Chance-Risiko-Profil muss der Anleger auf die Dividendenzahlungen verzichten. Die Sprinter sind eine interessante Alternative zu den Aktien- bzw. Index-Investments.Die unterlegte Derivate-Konstruktion ist recht einfach. Das Produkt ist durch eine Kaufoption (Call) mit dem Startkurs des Sprint-Zertifikats als Basispreis und zwei verkauften Calls mit dem Cap (Kursdeckel) als Basispreis konstruiert. Oberhalb des Startkurses wird die Wertentwicklung des Underlying von dem Zertifikat gehebelt. Die Höhe des Hebels ist in der Regel abhängig von der Dividendenzahlung. Der Hebel wird als Partizipationsrate angegeben.An dem Sprint-Zertifikat der Commerzbank auf den Dax wird die Konstruktion ersichtlich. Bei dem sogenannten Sprinter (DE000CM244B5) liegt die Startmarke bei 6 500 Punkten und die Stoppmarke bei 7 000 Zählern. Oberhalb des 6 500-Punkte-Niveaus wird die Performance des Dax mit einer Partizipationsrate von 200 % gehebelt. Am Laufzeitende, dem 24. März 2011, zahlt die Commerzbank dem Anleger ein Hundertstel des Indexstandes zurück, falls der Dax unter 6 500 Zählern notiert. Bei einem Wert von 6 300 Punkten zahlt die Commerzbank also einen Betrag von 62 Euro zurück. Bei einem aktuellen Kurs von 67,16 Euro entspricht dies einem Verlust von 7,7 %. Steigt der Dax in den Bereich von 6 500 bis 7 000 Punkten, nimmt das Produkt doppelt an den Kursgewinnen teil. Bei 7 000 Zählern erhält der Anleger von der Commerzbank maximal 75 Euro. Gegenüber dem aktuellen Kurs entspricht das einem Gewinn von 11,7 % bzw. 31,3 % p. a. Sollte der Dax allerdings über die 7 000 Punkte steigen, ist kein höherer Auszahlungsbetrag als 75 Euro möglich. Steigerung um 400 ProzentMutige haben bei einem Sprint-Zertifikat der BNP Paribas auf den Euro Stoxx 50 (DE000BN6HMQ4) die Möglichkeit, die Bewegungen des europäischen Leitindex bis zum 18. März 2011 in einem Bereich von 2 650 bis 2 800 Zählern mit einer Partizipationsrate von 400 % zu hebeln. BNP Paribas zahlt einen Betrag von maximal 32,50 Euro zurück, wenn der Index am Ende bei 2 800 Punkten notiert. Das ergibt bei einem aktuellen Kurs von 29,92 Euro eine Rendite von 8,7 % bzw. 23,7 % p. a.Es besteht allerdings eine Besonderheit im Kursverhalten dieses Sprint-Zertifikats, die sich der Anleger zunutze machen kann, wenn sich der Markt rasch aufwärts bewegt. Der Zertifikatekurs läuft nicht linear mit der Notierung des Underlying mit. Klettert der Index über seinen Startkurs an, wird sich die Hebelkomponente noch nicht direkt entfalten. Die oben beschriebene Optionskonstruktion reagiert am Anfang deutlich verzögert oder zum Teil sogar leicht negativ auf die steigenden Kurse des Underlying.Die volle Hebelkraft entfaltet das Sprint-Papier erst zum Ende der Laufzeit. Es lässt sich mit den Sprint-Zertifikaten dann auch eine attraktive Seitwärtsrendite erzielen. Steigt das Underlying während der Laufzeit bis auf die Höhe des Cap, wird das Produkt seinen Maximalwert parallel in der Regel nicht direkt erreichen. Stagniert das Underlying allerdings auf dem Cap-Niveau, verteuert sich die Optionskomponente kontinuierlich bis zum Fälligkeitstag. Dort erreicht das Produkt dann die maximal mögliche Auszahlung. Durch die Trägheit der Option kann der Anleger einen Gewinn erzielen, ohne dass sich das Underlying per saldo bewegt.