Depotbanken unter Handlungsdruck
jur Frankfurt – Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen wie zuletzt das Rundschreiben der Finanzaufsicht BaFin, aber auch der Beginn einer lang erwarteten Konsolidierung in dem stark zersplitterten Markt für Abwicklung und Verwahrung von Sondervermögen bringen die Depotbanken hierzulande unter Handlungsdruck. Als Optionen werden die Auslagerungen von Dienstleistungen, aber auch das eigene Angebot von Zusatzdienstleistungen diskutiert. Mittelfristig geht es aber um nicht weniger als Fressen oder Gefressenwerden.”Die Depotbanken haben in den vergangenen Jahren sehr stark in Automatisierung investiert. Was an Arbeitskraft eingespart wurde, reicht dabei aber kaum aus, um die Mehrarbeit durch neue regulatorische Vorgaben zu bewältigen”, sagt Alexander Reschke. Der Geschäftsführer beim auf Depotbanken spezialisierten Beratungshaus Konsort hat in einer umfassenden Studie die Lage der Depotbanken analysiert. An der Untersuchung beteiligten sich 20 Depotbanken, die gemeinsam einen Marktanteil von 61 % repräsentieren.”16 % der Depotbanken überlegen gerade ernsthaft, ob sie nicht gewisse Aufgaben auslagern sollen”, berichtet Reschke. “Vor zwei Jahren war das im Markt noch kein Thema.”Dabei sind die Möglichkeiten des Outsourcings durch das neue BaFin-Rundschreiben begrenzt. Ausgelagert werden dürfen nur Detailaufgaben und Infrastruktur, zum Beispiel IT. Die eigentliche Kontrollfunktion muss bei der Bank bleiben.Auch zeigen die befragten Banken zunehmendes Interesse an der Übernahme von Aufgaben anderer Depotbanken (42 %), knapp ein Drittel würde auch mehr Aufgaben für die Fondsgesellschaften (KAGen) wahrnehmen wollen. Dabei ist jedoch interessant, dass erst 16 % eine sogenannte Divisionslösung etabliert haben und damit überhaupt in der Lage sind, bestimmte Aufgaben für die KAGen, wie gesetzlich gefordert, organisatorisch getrennt zu erfüllen. Große Mandate zu habenZu den großen Depotbanken in Deutschland zählen State Street, die Commerzbank, aber auch BNY Mellon, die kürzlich die BHF-Aktivitäten erworben hat, sowie J.P. Morgan. Letztere haben erst zu Monatsbeginn angekündigt, in Deutschland das Custody-Geschäft in den kommenden drei Jahren verdoppeln zu wollen (vgl. BZ vom 1. September). Auch BNY Mellon äußerte ähnliche Pläne. Aufgemischt wird die Branche auch durch die Ausschreibung einiger großer Mandate; zuletzt hieß es im Markt, dass Allianz Global Investors die Wertpapierverwahrung neu ausschreiben wolle. “Auch die früher als selbstverständlich geltende Konzernverbindung von Fondsgesellschaft und Depotbank ist heute nicht mehr automatisch sichergestellt. “Die Verschiebung der Marktanteile ist gewaltig”, berichtet Reschke. Allerdings hätten Quersubventionierungen und die teilweise geringe Priorität der Depotbank in vielen Häusern eine umfangreiche Marktbereinigung bisher verhindert.Bei einem genaueren Blick in den Markt zeigt sich, dass sich die Produktivität der Depotbanken gemessen am durchschnittlichen Fondsvolumen pro Mitarbeiter im Vergleich zu 2008 im Schnitt kaum verändert hat (siehe Tabelle). Allerdings hat sich die extrem breite Spanne zwischen produktivster und unproduktivster Gesellschaft leicht eingeengt.Noch immer sei die Schnittstelle zu den Fondsgesellschaften eines der wesentlichen Problemfelder, so Reschke. Befragt nach den größten Problemen in der Zusammenarbeit mit den Asset Managern wurden von den Depotbanken vor allem fehlende Standards und fehlende Schnittstellen zur Datenübertragung bemängelt. “Wie bereits 2008 erhalten die Depotbanken noch immer ein Viertel der Daten von den Fondsgesellschaften per Fax.” Die Daten kommen per FaxAuch neue regulatorische Vorgaben entwickeln sich immer mehr zur Herausforderung für die Depotbanken. Neben dem BaFin-Rundschreiben zu den Aufgaben und Pflichten der Depotbank nennt Reschke hier die Investment-Rechnungslegungs- und Bewertungsverordnung (InvRBV), die zum Jahresende 2009 in Kraft trat und die Ermittlung und Auswahl von Bewertungskursen regelt. “Nur 35 % der Depotbanken sind nach unseren Erhebungen bisher InvRBV-konform”, so der Berater. Inzwischen rechnen wohl nicht nur die großen Spieler der Branche damit, dass sich bald immer weniger der kleineren Wettbewerber in diesem Dschungel behaupten können.