Der Blick zurück ist wertvoll

Rückschau hilft bei Fortentwicklung des Pfandbriefs

Der Blick zurück ist wertvoll

In dem Vierteljahrtausend Finanzgeschichte, auf das die Finanz-Community und die Pfandbriefbanken dieses Jahr mit Stolz zurückschauen, hat sich der Pfandbrief von einer regionalen Finanzinnovation zu einem weltweit nachgefragten Finanzprodukt entwickelt. Entsprechend lautet der Titel der Festschrift “Der Pfandbrief 1769-2019: Von der preußischen Finanzinnovation zur Covered Bond Benchmark”, die der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) anlässlich dieses runden Jubiläums zusammen mit dem Institut für Bank- und Finanzgeschichte (IBF) im Frühsommer veröffentlicht hat.Einst als Finanzierungsinstrument für den notleidenden Adel erdacht, übernimmt der Pfandbrief bereits seit langem die Funktion eines verlässlichen Scharniers zwischen Real- und Kreditwirtschaft, das Wachstum finanziert. Damit ist der Pfandbrief zu einem wesentlichen Pfeiler der Finanzstabilität in Deutschland und darüber hinaus erwachsen. Zu jeder Zeit überaus robustWie interessant kann die Analyse einer so langen Zeitspanne aus der Perspektive des Pfandbriefwesens sein? Das Ergebnis zeigt: sehr. Denn die von vdp und IBF veröffentlichte Festschrift beschreibt nicht nur historisch exakt den Erfolgsweg des Pfandbriefs, sondern schlüsselt auch auf, wie eng verbunden das Finanzprodukt über diese Zeit mit der politischen, ökonomischen und wertpapierrechtlichen Entwicklung Europas war und bis heute ist.Der Pfandbrief hat Kriege, Umstürze, Währungsreformen und galoppierende Inflation überdauert und sich dabei zu jeder Zeit als überaus robust erwiesen. Zuletzt hat die Finanzkrise in den Jahren 2008/2009, die uns allen noch in Erinnerung ist, vor Augen geführt, dass auf den Pfandbrief besonders in Krisenzeiten Verlass ist. Dies blieb auch der Politik und der Aufsicht nicht verborgen und führte dazu, dass der Pfandbrief seither zu Recht aus allen regulatorischen Projekten privilegiert hervorgegangen ist. Wandlungsfähiges ProduktDas Geheimnis dieser ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte liegt zum einen in der einfachen Produktstruktur, im klaren Markenkern sowie in der hohen Kreditqualität. Zum Erfolg trägt außerdem die ebenso stabile wie lehrreiche Verbindung aus Tradition und Innovation bei, die den Pfandbrief auszeichnet. In zweieinhalb Jahrhunderten hat der Pfandbrief seine Wandlungsfähigkeit immer wieder unter Beweis gestellt und sich den Marktgegebenheiten angepasst – stets mit dem Vorsatz, seine Qualität zu festigen beziehungsweise weiter zu erhöhen. Von seiner traditionell wahrgenommenen, außergewöhnlichen Kreditqualität zeugen heute Eigenschaften wie “Mündelsicherheit” oder der Beiname “Baby-Bund”, den großformatige Jumbo-Emissionen in Kapitalmarktkreisen haben.Die Verbindung aus Tradition und Innovation illustriert darüber hinaus anschaulich, welchen Wert der Blick zurück für die eigene Identität hat – ganz grundsätzlich, aber erst recht in einer zunehmend komplexen, dynamischen und zugleich von Brüchen gezeichneten Gegenwart.Für die Pfandbriefbanken war und ist die Kenntnis der erfolgreichen Evolution des Pfandbriefs stets wegweisend für die Positionierung und Weiterentwicklung ihres Schlüsselprodukts. In diesem Verständnis wurden die gesetzlichen Grundlagen der Pfandbriefemission im Dialog mit Gesetzgeber, Anlegern und Emittenten behutsam, aber stetig weiterentwickelt. Ist es Zufall oder historische Fügung, dass die Covered-Bond-Richtlinie der EU nach Jahren öffentlicher Debatte ausgerechnet im Jubiläumsjahr verabschiedet wurde? Wesentlich ist aus Sicht der Pfandbriefbanken jedenfalls, dass damit nun eine Mindestharmonisierung erreicht ist und dabei weite Teile des europäischen Regelwerks wohl nicht ganz von ungefähr stark an das Vorbild des Pfandbriefgesetzes angelehnt sind. Bedeutende HistorieAuch das Institut für Bank- und Finanzgeschichte blickt mit seinem 50-jährigen Bestehen auf eine bedeutende Historie zurück. Einige Pfandbriefbanken ebenso wie der vdp nutzen schon lange dessen umfangreiche Expertise und arbeiten erfolgreich mit dem Institut zusammen. Die unabhängige wissenschaftliche Aufarbeitung der Entstehungsgeschichte des Pfandbriefs ist dabei nur das jüngste einer Reihe von Projekten, für die der vdp bewusst das IBF als kompetenten und verlässlichen Partner gewählt hat. Und das aus gutem Grund: Wenn “Tradition und Innovation” den Kern des Pfandbriefwesens bestimmen, könnte es mit Blick auf das Institut lauten: Ohne Blick zurück keine Standortbestimmung und kein Kompass. Oder auch: Im Bewusstsein der Tradition der Zukunft zugewandt. Zukunftskurs absteckenDas IBF bietet am Finanzplatz Deutschland zahlreiche Foren und Formate, die die Entwicklungslinien von der Vergangenheit in die Gegenwart mit wissenschaftlichen Methoden aufzeigen. Auf diese Weise leistet das IBF einen bedeutenden Beitrag dazu, die Herausforderungen der Gegenwart besser zu meistern und einen erfolgversprechenden Zukunftskurs abzustecken.Diese Leistung macht das IBF einzigartig und zu einem bedeutenden Akteur am Finanzplatz Deutschland. Die Pfandbriefbanken freuen sich auf die weitere Zusammenarbeit. Denn der Blick zurück, den das IBF gekonnt übt und schärft, ist unerlässlich für unser Verständnis von Evolution, Entwicklung und Zukunft der Kreditwirtschaft und des Finanzsektors insgesamt. Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken