Kapitalanlage

Der gute Tropfen fürs Depot

Wein als Kapitalanlage ist nur etwas für Kenner - Aktien der Winzer oder Zertifikate sind eine Alternative

Der gute Tropfen fürs Depot

Von Armin Schmitz, Frankfurt Im Wein liegt nicht nur die Wahrheit, sondern oft auch eine überdurchschnittliche Rendite. Das zeigen sowohl die Auktionspreise für erstklassige Weine bei den renommierten Auktionshäusern als auch die Entwicklung der Großhandelspreise. So hat sich der Preis für eine Kiste von zwölf Flaschen Chateau Petrus, ein erstklassiger Bordeaux-Wein Jahrgang 1990, bei dem britischen Weingroßhändler Farr Vintners von 1993 bis 2003 verfünffacht. Die langfristige Wertsteigerung von Spitzenweinen beruht darauf, dass solche Weine immer seltener werden, da sie weggetrunken werden. In den vergangenen zehn Jahren hat der Weinkonsum allein in Deutschland um 17 % zugenommen, während der Bierabsatz um 11 % zurückging. Nicht nur in Deutschland hat der Weinverbrauch zugenommen, auch die Asiaten haben in den vergangenen Jahren vermehrt Spitzenweine gekauft und damit die Preise nach oben getrieben. Viele Einflussfaktoren Mit Wein als Kapitalanlage eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen, ist nicht einfach. Die Weinpreise sind verschiedenen Einflüssen unterworfen: Ungleichgewichte bei Nachfrage und Angebot, Trends, klimatische Veränderungen oder Rebstockkrankheiten. Es kommt maßgeblich auf den Zeitpunkt des Kaufs der Weine und die Wahl des richtigen Tropfens an. Das ist nur Spezialisten möglich. Eine Alternative sind sicherlich die Aktien der Weinproduzenten. Das zeigt der Weinaktienindex der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich in Wien. Der Krescencio-19 + 1-Index der 19 wichtigsten aktiennotierten Weinproduzenten zeigte in den vergangenen zehn Jahren eine deutlich bessere Performance als der MSCI World. Die durchschnittliche Rendite betrug 10,2 % p. a., während der Weltaktienindex “nur” einen Wertzuwachs von 6,4 % pro Jahr verzeichnete. Auch die Schwankungsfreudigkeit, ein Maß für das Risiko, lag mit 0,8 % deutlich niedriger. Mehrere Untersuchungen zeigen, dass sich die Aktien der Weinproduzenten auch in konjunkturell schlechten Zeiten positiv entwickeln können. Stattdessen scheint die Kursentwicklung des Weinbarometers von den Sommertemperaturen abhängig zu sein. Eine interessante Anlage sind Weingüter, die Produktionsmengen, Weinqualität und die Gewinnmargen regelmäßig steigern können. Die Nachfrage ist häufig höher als die Menge der selbst produzierten Weine, so dass die Produzenten qualitativ hochstehende Weine hinzukaufen müssen und unter ihrem eigenen Namen verkaufen. Doch wie bei allen anderen Unternehmen ist für den Aktienverlauf die Qualität des Gewinnwachstums entscheidend. Das ist für Weinaktien nicht anders als für Industrieunternehmen. Leider gibt es keine erstklassigen börsennotierten Weinproduzenten aus den Bordeaux- und Burgundergebieten. Zu den bekanntesten Konzernen, die Wein produzieren, gehört sicherlich LVMH. Der Luxusgüterhersteller hat Beteiligungen an Château d’Yquem, Cheval-Blanc und Hennessy. LVMH erwirtschaftet im Wein- und Spirituosengeschäft einen Umsatz von 2,3 Mrd. Euro, etwa ein Fünftel des Gesamtumsatzes. Der operative Gewinn im Weinsegment liegt bei 806 Mill. Euro, das ist ein Drittel des gesamten operativen Gewinns von LVMH. Mit einem für 2005 geschätzten KGV von 22 und für 2006 von 19 bezahlt der Anleger den gesamten breit aufgestellten Luxusgüterbereich mit. In Spanien finden sich Bodegas Riojanas und Baron de Ley, der mit einem Jahresumsatz von 77 Mill. Euro zu den kleineren Produzenten gehört. Aufgrund der starken Zuwachsraten des Weinkonsums und der steigenden Traubenpreise werden Begehrlichkeiten bei den Großkonzernen geweckt. Das zeigt auch die Übernahme des größten australischen Weinproduzenten Southcorp durch die Brauerei Foster’s im Mai. Mit diesem Kauf ist Foster’s zum weltweit zweitgrößten Weinproduzenten nach der amerikanischen Constellation Brand aufgestiegen. In Deutschland bekannt ist die Hawesko. Das Hanseatische Wein- und Sektkontor konnte trotz der schwachen Nachfrage in Deutschland im ersten Halbjahr den Umsatz mit 123,0 Mill. Euro konstant halten. Den operativen Gewinn konnte die Handelskette auf 3,2 (Vorjahr: 2,9) Mill. Euro steigern. Basket reduziert Risiken Anleger, denen ein Investment in einem Einzelwert zu riskant ist, haben die Möglichkeit, in den Raiffeisen Wein-Basket, ein Anlagezertifikat der Raiffeisen Centrobank (AT0000454202), zu investieren. Dieser Aktienkorb beinhaltet die Aktien von 14 internationalen Unternehmen der Weinbranche, darunter auch Werte wie LVMH, Foster’s, Baron de Ley oder Hawesko. Wer weder auf Aktien setzen möchte noch die notwendige Fachkenntnis besitzt, sich lagerfähige Weine von renommierten Namen in den Keller zu legen und sie nach ein paar Jahren zu verkaufen, kann auch in Fonds wie den Vinum Prestige II der HypoVereinsbank oder den Orange Wine Fund von Kempen Capital Management investieren.