ASSET MANAGEMENT - IM GESPRÄCH: UWE TRAUTMANN & KOLLEGEN

Der Helaba Invest tut die Metamorphose gut

Verwandlung in Full-Service-KAG und Etablierung einer Immobiliensäule zeitigen Erfolge - Alle Leistungen unter einem Dach

Der Helaba Invest tut die Metamorphose gut

Zwei Jahrzehnte nach ihrer Gründung hat sich die Helaba Invest Anfang 2012 noch einmal neu erfunden. Seither tritt die 100- prozentige Helaba-Tochter als Full-Service-KAG auf. Und die zwei Säulen quantitatives Asset Management und Master-KAG wurden um das Geschäftsfeld Asset Management Immobilien und alternative Assetklassen ergänzt. Mit den Ergebnissen der Neuausrichtung zeigen sich die Geschäftsführer zufrieden.Von Bernd Wittkowski, FrankfurtWer sich über längere Zeit nicht allzu intensiv mit der Helaba Invest befasst hätte, müsste heute mindestens zweimal hinschauen und würde die Kapitalanlagegesellschaft (KAG) dennoch nicht ohne Weiteres wiedererkennen. Tun wir also einmal so, als hätten wir von der einen oder anderen Veränderung beim viertgrößten deutschen Spezialfondshaus in den vergangenen Jahren nicht in der Zeitung gelesen: Dann könnten wir annehmen, erstens eine Sparkassen-KAG, zweitens einen (hauptsächlichen) Asset Manager und drittens eine Gesellschaft mit einem Volumen in höheren zweistelligen Milliarden-Euro-Regionen zu besuchen. Das wäre ein dreifacher Irrtum.Thema Sparkassen-KAG: Gewiss gehört die Helaba Invest über ihre Mutter, die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), zur Sparkassengruppe. Aber: “Unsere heutige Kundenstruktur mag Sie überraschen”, sagt Uwe Trautmann, der Vorsitzende der Geschäftsführung, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Tatsächlich entfällt gerade noch ein Achtel des betreuten Spezialfondsvolumens von 86 Mrd. Euro auf Sparkassen, wovon übrigens mehr als die Hälfte nicht aus Hessen und Thüringen stammt. Am meisten freuen sich Trautmann und seine Geschäftsführerkollegen Hans-Ulrich Templin, Christian Popp und Ulrich Lingner insoweit darüber, dass ihnen mittlerweile insgesamt knapp zwei Drittel dieser Gelder von Versicherungen (39,3 %) und dem Bereich institutionalisierte Altersvorsorge (25,4 %) anvertraut werden. Weitere 15,5 % entfallen auf Unternehmen und davon der deutlich größere Teil ebenfalls auf langfristige Altersversorgungsgelder.Thema Asset Manager: Als solcher, und zwar ursprünglich allein für die Sparkassen in Hessen und Thüringen, ist die Helaba Invest 1991 entstanden. Bald darauf definierte die Mutter das Asset Management als eines ihrer Kerngeschäftsfelder, die Zielgruppe der Invest umfasste fortan alle institutionellen Kunden. Nachdem sich die Gesellschaft im Laufe des vergangenen Jahrzehnts dann sehr erfolgreich als Master-KAG (Bündelung der Administration mehrerer Spezialfonds eines Investors) etablierte, wurde sie am Markt dementsprechend immer stärker über die Fondsadministration wahrgenommen. Heute scheint die Geschäftsführer fast schon die Sorge umzutreiben, dass die Erfolge als Administrator die Rolle des Asset Managers allzu sehr überdecken könnten. Doch wurden die Wurzeln keineswegs gekappt: Templin, seit 2001 dabei, verweist auf ein eigenes Asset-Management-Volumen inklusive Wertsicherungsmanagement von 35 Mrd. Euro. Vor zehn Jahren waren es gerade mal gut 8 Mrd. Euro. Ein kleines JobwunderThema Volumen: 2012 hat die Helaba Invest vor allem dank zweier Großmandate (SV SparkassenVersicherung und VPV Vereinigte Postversicherung) von insgesamt rund 30 Mrd. Euro einen Riesensprung in eine “dreistellige” Dimension hingelegt. Aktuell betreut sie einschließlich der administrierten Direktbestände von Kunden (nicht über Fonds verwaltete Kapitalanlagen) alles in allem rund 118 Mrd. Euro. Als Trautmann vor 18 Jahren bei der Gesellschaft anfing, waren es 1,3 Mrd. Euro, und auf der Gehaltsliste standen elf Namen. In diesem Jahr bewegt sich die Beschäftigtenzahl auf 260 zu. “Ein kleines Jobwunder”, sagt der KAG-Chef.Die jüngste strategische Metamorphose der Helaba Invest ist nun eineinhalb Jahre her. Zum einen hat sich die Gesellschaft von der Master-KAG in eine “Full-Service-KAG” verwandelt, zum anderen hat sie neben die beiden Säulen Master-KAG und Asset Management für liquide Anlageklassen (Aktien-, Renten- und Geldmarktstrategien) eine dritte gestellt: Asset Management für illiquide Anlageklassen, also Immobilien und “Alternatives” wie Private Equity. Den Kunden werden bewusst alle Leistungen koordiniert unter einem Dach angeboten. Es gibt also, anders als bei etlichen Wettbewerbern, weder eine Administrations- neben einer Portfoliomanagement-Gesellschaft noch eine Wertpapierfonds- neben einer Immobilienfonds-KAG.Mit der Neuaufstellung kam die Helaba Invest Trautmann zufolge vor allem den Anforderungen von Kunden entgegen, die im Rahmen der strategischen und der taktischen Allokationsberatung (SAA bzw. TAA) zunehmend eine Rundumbetreuung für ihre gesamten Anlagen wünschten. Zum herkömmlichen Tätigkeitsspektrum der Master-KAG gehören etwa Fondsbuchhaltung, Risikomanagement, Performancemessung und Reporting. Als weitere Bausteine der Full-Service-KAG nennt Trautmann neben SAA und TAA, die mit einem nicht nur risiko-, sondern auch chancenorientierten Overlay Management als weiterer Kernkompetenz komplettiert würden, Beratung rund um Kapitalanlagen, Transition Management (Umschichtungen), Asset-Manager-Selektion und die Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen. Erster MultimanagerHinzu kämen als Leistungen speziell für Versicherer Administration und Reporting von Direktbeständen, Führen der Kapitalanlagennebenbücher mit Schnittstellen ins Hauptbuch, Übernahme des aufsichtlichen Meldewesens sowie Führen des Sicherungsvermögensverzeichnisses. Mit dieser Erweiterung der Dienstleistungspalette, der die Helaba Invest auch die erwähnten Großmandate verdankt, sieht sich die Gesellschaft am Markt bisher in einer Alleinstellung.Auch mit der Schaffung der dritten Säule habe man zum einen ausdrücklichen Kundenwünschen entsprochen, zum anderen auf die Marktentwicklungen reagiert, sagt der unter anderem für die illiquiden Assetklassen zuständige Geschäftsführer Lingner. Immobilien gewännen als Assetklasse für viele Institutionelle gerade vor dem Hintergrund der Staatsschulden- und Euro-Krise sowie des Niedrigzinsumfeldes immer mehr an Relevanz. Lingner hebt die Besonderheit der Kombination von Wertpapier- und Immobilien-KAG in einer Gesellschaft hervor, wofür man das Plazet der Finanzaufsicht brauchte. Hier komme zum Ausdruck, dass “Full Service” nicht nur ein Schlagwort sei, sondern gelebt werden müsse, das gehe aber nur aus einem Haus heraus.Der Geschäftsführer nennt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: “Wir sind (auf Immobilien bezogen) Deutschlands erster Multimanager” – nach dem US-Vorbild der Verbindung von treuhänderischen Beratungsmandaten und Dachfondsmanagement. Die in Säule 3 verwalteten Assets inklusive Commitments haben Lingner zufolge inzwischen bei Immobilien 1,4 Mrd. Euro erreicht, an sonstigen Alternatives kämen 500 Mill. Euro hinzu. Die Renditeerwartungen für Immobilieninvestments lägen im aktuellen Umfeld oberhalb von 4 %.Für die von ihm verantworteten Fonds in den liquiden Anlageklassen berichtet Templin über eine erfreuliche Performance. 2012 wie auch im ersten Halbjahr 2013 wiesen die allermeisten Fonds bzw. Konzepte eine teils deutliche Outperformance gegenüber der Benchmark aus. Ein “Aushängeschild” sei zum Beispiel der Euro-High-Yield-Fonds, der die von der Börsen-Zeitung für das vorige Jahr veröffentlichte Durchschnittsperformance (38 Fonds) von 18,2 % um mehr als 11 Prozentpunkte übertraf und auch im Drei- und Fünfjahresvergleich weit vorn liegt. Herausforderung KAGBDoch auch auf eigene Rechnung performt die Helaba Invest – zur Freude ihrer Mutter – sehr ordentlich. Die KAG selbst veröffentlicht zwar keine Ertragszahlen, aber das Segmentergebnis Asset Management der Helaba von 19 Mill. Euro vor Steuern, entsprechend einer Rentabilität des allozierten Kapitals von 30 % (2012), dürfte größtenteils der Invest zuzurechnen sein. Die Cost-Income-Ratio schwankt laut Trautmann um 70 %, was er angesichts des vergleichsweise margenschwachen institutionellen Geschäfts für einen sehr guten Wert hält.Zu den Herausforderungen der nächsten Zeit gehört für die Helaba Invest die Anpassung an die Anforderungen des neuen Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB). Die Gesellschaft stellt allein für diese Aufgabe, die in der Branche allgemein als “dickes Brett” gilt, fünf Leute für ein Jahr ab. Trautmann meint, dass die von kleineren Gesellschaften kräftemäßig nur schwer zu meisternde Umstellung die weitere Konsolidierung fördern werde. Sein Kollege Popp sagt, für die Helaba Invest werde sich inhaltlich zwar nichts ändern. Doch nähmen unter anderem die Anforderungen des aufsichtlichen Meldewesens enorm zu, etwa was Risikopositionen und Performance der Fonds angeht. Die Auflegung von Spezialfonds – die per EU-Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM) mit Hedgefonds in einen Topf geworfen werden – bedürfe künftig einer Genehmigung.”Wir befinden uns mitten in der Umsetzung”, sagt Popp. 16 Teilprojekte seien für die Anpassung an das KAGB abzuarbeiten.