Finanzen persönlich

Der Privatanleger als Entwicklungshelfer

Fonds mit Mikrokrediten in Entwicklungsländern bieten gute Diversifikationschancen - Aber hohe Risiken - Angebot ist sehr schmal

Der Privatanleger als Entwicklungshelfer

Von Markus Pfeil Das Geschäft mit Mikrokrediten blüht, nicht erst seit Muhammad Yunus für seine Idee mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Auch Privatanleger können sich über Mikrokreditfonds an dem wachsenden Markt beteiligen.”Investieren Sie weise, und beenden Sie die Armut.” Mit diesem Slogan wirbt Tracey Pettengrill Turner auf ihrer Homepage. Die Stanford-Absolventin vermittelt über ihr Unternehmen Microplace und ihren Partner Ebay Mikrokredite an Kleinunternehmer in Entwicklungsländern. Ihre Kunden sind Investoren aus aller Welt, denen sie für den Kredit einen Zins bezahlt. Vorbild Muhammad YunusObwohl Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Mikrokredite an Kleinstgewerbetreibende in Südostasien schon seit den sechziger Jahren vergeben, entdeckten die Industrieländer das Geschäft mit den Minidarlehen erst in den letzten Jahren, spätestens jedoch, seit Muhammad Yunus aus Bangladesch 2006 für sein Geschäftsmodell den Friedensnobelpreis verliehen bekam. Yunus hatte 1976 damit begonnen, kleine Garküchen, Blumenläden oder die Schulausbildung der Kinder mit einer Anschubfinanzierung zu versorgen. Heute hat seine Grameen Bank sieben Millionen Schuldner und laut Yunus “eine Rückzahlungsquote von 99 %”. Zum Vergleich: Im Rahmen der US-Immobilienkrise wird nach ersten Schätzungen jeder vierte Kredit mit schlechter Bonität nicht zurückgezahlt. Weltweit haben der Beratungsgruppe zur Unterstützung der Armen CGAP zufolge 2 700 Mikrofinanzorganisationen rund 750 Millionen Kleinstkredite über durchschnittlich 345 Dollar (242 Euro) vergeben. Globaler Markt entstandenAus dem Geschäft mit der Armut, das einst Nichtregierungsorganisationen ohne Gewinnabsichten begonnen haben, ist also längst ein globaler Markt geworden, an dem sich immer mehr staatliche und institutionelle Investoren beteiligen, der aber auch Privatanleger anzieht.Fündig werden diese nicht nur bei Microplace im Netz, sondern auch bei Anbietern, die die Vergabe von Mikrokrediten über Fondsanteile refinanzieren. Seit die Bundesregierung Mitte Oktober das neue Investmentgesetz verabschiedet hat, sind solche Produkte als Publikumsfonds auch in Deutschland zugelassen. Nur fehlt es bislang an seriösen Angeboten. Einzig die Deutsche Bank platzierte kürzlich globale Schuldverschreibungen im Gegenwert von 60 Mill. Euro, darunter 36 Mill. bei Privatanlegern. Das Geld geht an 21 Mikrofinanzorganisationen, die es an 120 000 Kleinstunternehmen in 15 Ländern verteilen. Die Papiere haben eine Laufzeit von sieben Jahren und versprechen eine jährliche Rendite von 6 bis 9 %. Allerdings handelte es sich dabei um eine Privatplatzierung, die Mindestzeichnung lag bei 1 Mill. Euro. Für das erste Halbjahr 2008 plane die Bank aber ein Nachfolgeprodukt, sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Das Zeichnungsvolumen soll dann bei 50 000 oder 100 000 Euro liegen. Die Nachfrage dafür sei da. Drei AnbieterDurch den Kauf von Anteilen an drei offenen Fonds können Anleger in Deutschland Entwicklungshilfe leisten. Alle wurden in Luxemburg aufgelegt, für die Anlagepolitik (Management) sind Schweizer Unternehmen zuständig, die sich auf entsprechende Anlagen spezialisiert haben. Hinter dem “Global Microfinance Fund” steht die Responsibility AG (Fondsmanager Credit Suisse), den “Dexia Micro Credit Fund” hat die Dexia aufgelegt (Fondsmanager Blue Orchard), während beim “Vision Microfinance” Symbiotics Fondsmanager und “Invest in Visions” in Deutschland Vertriebspartner ist. Alle Fonds streuen das Risiko laut Prospekt über mehrere Länder und dort wieder an verschiedene Mikrofinanzorganisationen, die das Geld wiederum an die Kreditnehmer weitergeben. Die Mindestzeichnungsmenge variiert zwischen 1 000 und 25 000 Euro, alle drei Anbieter versprechen eine Rendite von 5 %. Diese Produkte sind zwar auf explizite Nachfrage in der genannten Stückelung bei den Großbanken erhältlich, dürfen hierzulande aber gar nicht offiziell beworben werden. Dafür bräuchten sie die Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin, die nach dem Kreditwesengesetz die Vergabe der Kredite kontrolliert. Deshalb sind deutlich mehr Produkte in Luxemburg zugelassen.Die Verbraucherzentralen warnen denn auch vor den Risiken, die mit dem Kauf der Fonds verbunden sind. Im schlimmsten Fall könne es auch hier zum Totalverlust kommen, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Dafür “rentieren Mikrofinanzfonds höher als Geldmarktfonds und Anleihen, aber niedriger als Aktienfonds”, sagt Nauhauser. Zudem seien die Papiere nur in geringen Stückzahlen und meist nur einmal pro Monat handelbar. Und auch die Kosten sind nicht transparent. Je nach Land verlangen die Mikrofinanzorganisationen von ihren Kreditnehmern zwischen 20 und 30 % Zinsen und begründen das mit den aufwendigen Kreditprüfungen bei den Kreditnehmern. Dass die Fondsgesellschaften davon nur eine Rendite von 5 % an die Investoren weitergeben, begründen sie mit den hohen Verwaltungskosten, die unter anderem für die Währungsabsicherung anfallen.Wen diese Argumente eher abschrecken, Gutes zu tun, der kann seinen Kredit auch als Spende deklarieren. Zum Beispiel auf der Onlineplattform Kiva.org. So kann er Steuern sparen und fühlt zumindest eine “emotionale Rendite”.