Investmentfonds

Der Zuckerhut lockt wieder Investoren

Anleger sehen in Brasilien große Chancen - Sportereignisse sollen Wirtschaft beflügeln

Der Zuckerhut lockt wieder Investoren

Von Martin Hampel, Frankfurt Chancen in Brasilien: Die Wirtschaft ist gut durch die Krise gekommen, die Probleme, die das Land hatte, waren in weiten Teilen fremderzeugt. Als Investoren das Risiko scheuten wie der Teufel das Weihwasser, haben sie ihr Geld aus allen Schwellenländern abgezogen, unabhängig von der Frage, wie sicher die Anlage überhaupt war. Die Folge: Die Aktien rauschten genauso in den Keller wie die brasilianische Währung Real. Der brasilianische Leitindex Bovespa verlor mehr als die Hälfte seines Werts.Das hat sich mittlerweile geändert. Das Land am Zuckerhut profitiert wieder von veritablen Geldzuflüssen. Nach Angaben der Schweizer Großbank Credit Suisse sind im vergangenen Jahr rund 47 Mrd. Dollar nach Brasilien geflossen, knapp drei Viertel davon als Investments in Aktien. Der Bovespa hat sich weitgehend erholt und bewegt sich wieder in der Nähe alter Höchststände, hat allerdings im Januar etwas an Wert verloren.Auch makroökonomisch steht Brasilien derzeit relativ gut da, das Land ist dabei, die Inflation in den Griff zu bekommen, aktuell liegt die Inflationsrate bei etwa 4,6 %, die Notenbank hat den Leitzins unlängst bei 8,75 % belassen, beides für brasilianische Verhältnisse extrem niedrige Niveaus.Für das laufende Jahr erwartet die Credit Suisse ein Wirtschaftswachstum von 6,5 %, die drei großen Ratingagenturen Fitch, Moody’s und Standard & Poor’s werten das Land als Investment Grade. Dank seines Rohstoffreichtums hat Brasilien zudem mittlerweile ein Devisenpolster angehäuft und verfügt nach Angaben der Credit Suisse über Reserven von 240 Mrd. Dollar. Hoffnung auf AufträgeFür die Unternehmen bedeutet das, dass sie künftig mit öffentlichen Aufträgen rechnen können. Die dürften kaum ausbleiben: Mit der Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2014 und den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 richtet das Land zwei sportliche Großereignisse aus, die erhebliche Investitionen in Infrastruktur verlangen. Darüber hinaus läuft am Zuckerhut derzeit das staatliche Programm “Minha Casa, Minha Vida”, das zeitnah den Bau von rund 1 Millionen Wohnungen für Menschen aus unteren Einkommensschichten vorsieht.Unabhängig von den staatlichen Maßnahmen und dem Geld aus dem Ausland hat sich in Brasilien allerdings durch den wachsenden Wohlstand eine breitere Käuferschicht für Konsumgüter etabliert. Der relativ robuste Zustand der brasilianischen Wirtschaft ist zu einem Gutteil von der starken Binnenachfrage getragen, von der der Chef der Brasilianischen Notenbank, Henrique Meirelles, annimmt, dass sie das Jahr über auf hohem Niveau verharren wird. Aktuell wird etwa ein Viertel des BIP von Exporten getragen. Lukrative GebrauchsgüterMark Mobius, Executive Chairman von Franklin Templeton, sieht die starke Binnenwirtschaft als Grund, warum sich Brasilien schneller erholt hat als die meisten anderen Schwellenländer. Chancen sieht er deshalb nicht nur in den traditionellen Rohstoffunternehmen wie etwa Petrobras oder dem Bergbaugiganten Vale, sondern auch in den Gebrauchsgütern. Die kaufkräftiger werdenden Verbraucher würden Anlegern zahlreiche Gelegenheiten bieten, in Unternehmen aus der Finanz- oder Gesundheitsbranche oder in Getränkehersteller zu investieren.Gleichwohl ist die Chance in Brasilien auch mit Risiken verbunden, die aus dem Land selbst heraus gar nicht gesteuert werden können. Sollten die Preise für Rohstoffe, vor allem für Öl, kräftig nachgeben, dürfte das den Real wieder zurückwerfen. Und wenn die Krise sich noch einmal verschärft, woran einige Experten derzeit glauben, dann wird es vermutlich nicht lange dauern, bis einige Großinvestoren Angst vor der eigenen Courage bekommen und ihr Geld aus den Schwellenländern abziehen, um es in vermeintlich sicherere Anlagen in den Industrieländern zu stecken.