Deutsche Bank will Muslime mit Innovation überzeugen
Von Markus Frühauf, Frankfurt Für internationale Großbanken rücken wohlhabende Muslime immer stärker in den Fokus. Diese Kunden sollen vor allem im Nahen Osten gewonnen werden. Zu den führenden Playern zählen die UBS mit ihrer islamischen Tochter Noriba Bank, die Credit Suisse, HSBC, BNP Paribas und die Citigroup. Ganz vorne dabei ist auch die Deutsche Bank. Eine Offensive mit Finanzprodukten, die mit dem Koran und dem islamischen Recht (Scharia) vereinbar sind, kündigt Hans-Jürgen Koch, Chef der Deutschen Bank in der Schweiz, an. “Da die Nachfrage nach innovativen schariakonformen Produkten mit einem ,konventionellen’ Profil noch immer bei weitem das Angebot übertrifft, gibt es großes Wachstumspotenzial”, erklärte er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dass die Schweizer Tochter für muslimische Kundschaft zuständig ist, liegt an der besonderen Bedeutung von Genf, die historisch gewachsen ist. In den siebziger Jahren hielt die Opec in Genf ihre Treffen ab. Für Muslime sind Genf und London die beiden wichtigsten Bankenplätze in Europa. In die Marktlücke schariakonform und innovativ will die Deutsche Bank mit ihren neuen Investmentprodukten stoßen. “Diese ermöglichen eine breite Diversifikation des Portfolios nach verschiedenen Assetklassen bei gleichzeitiger Schariakonformität ohne Kompromisse bei Risikoprofil und Performance”, so Koch. Das Vermögen der 1,4 Milliarden Muslime wird weltweit auf 2,4 Bill. Dollar geschätzt. Der größte Teil davon konzentriert sich auf den Nahen Osten, wo Erdöl und boomende Börsen den Wohlstand zuletzt gemehrt haben. In dieser Region sind nach Ansicht Kochs erst 5 bis 10 % in schariakonforme Anlagen investiert. Der Scharia-Markt wird nach Schätzung der Deutschen Bank in den kommenden fünf Jahren um jeweils mehr als 15 % per annum wachsen. Rendite mit SchariaNach Ansicht Kochs reicht künftig Schariakonformität allein als Produktmerkmal nicht mehr aus. Die Wealth-Management-Kunden erwarten ein mit konventionellen Anlagen vergleichbares Profil. “Nur in solche Produkte wird in Zukunft investiert”, ist er überzeugt. Die Deutsche Bank bietet islamischen Kunden derzeit Zertifikate auf Aktien und seit November ein Zertifikat auf den globalen Hedgefonds-Index HFRX an. In fortgeschrittener Planung befinden sich ein Geldmarktprodukt, ein Rohstoff- sowie ein Immobilienfonds. Zu den Aktienprodukten zählen die jeweils vier, nach regionalen Schwerpunkten unterteilten EquityBuilder- und Croci-Zertifikate. “Die Innovation liegt in der Liquidität der Produkte sowie dem Risiko-Ertrag-Profil, welches mit dem der konventionellen Finanzprodukte vergleichbar ist”, wirbt Koch. Er verweist auf das Croci-Islamic-Global-Zertifikat. Hier zeige die historische Simulation, dass das Zertifikat zwischen Januar 2000 und September 2005 eine jährliche Rendite von 14,9 % erzielt und damit besser abgeschnitten hätte als der Dow-Jones-Index. Gleichzeitig sei das Risiko geringer gewesen. Eigener Think Tank Entscheidende Bedeutung bei der Produktentwicklung und bei der Zertifizierung der Produkte kommt dem Scharia-Komitee von Dar Al Istithmar zu. Dieses Joint Venture hat die Deutsche Bank zusammen mit der Oxford University 2004 gegründet. Laut Koch ist Dar Al Istithmar an der Schnittstelle zwischen Investmentbank und muslimischen Gelehrten. Dadurch werde es ermöglicht, dass moderne Finanzinstrumente im Einklang mit den jahrhundertealten Regeln der Scharia stünden. Die Istithmar-Mitarbeiter hätten einen klassischen Investmentbank-Hintergrund, Kenntnisse im islamischen Recht sowie exzellente englische und arabische Sprachkenntnisse. Außerdem müssten die Mitarbeiter im Umgang mit den arabischen Gelehrten der Scharia-Komitees auf gleicher Augenhöhe sein, berichtet Koch.Da Mitarbeiter mit diesem Profil rar seien, werde die Dienstleistung nicht nur von der Deutschen Bank in Anspruch genommen, sondern zunehmend auch von externen Banken und Vermögensverwaltern, die so den kostspieligen Aufbau hauseigener Islamexpertise vermeiden könnten. Das von dem Scharia-Komitee genehmigte Hedgefonds-Zertifikat soll in diesem Jahr als Standard in ein relevantes Regelwerk für Islamic Banking aufgenommen werden. “White Labelling”Während die Deutsche Bank für ihre muslimischen Kunden nur hauseigene Produkte vertreibt, können externe Banken und Asset Manager auf das “White Labelling” zurückgreifen. Die Produkte werden zwar von der Deutschen Bank entwickelt und zur Verfügung gestellt, aber unter eigenem Markennamen vertrieben. “Hier übertrifft die Nachfrage noch immer das Angebot”, unterstreicht Koch.