Portfolio - Serie: Die Ummantelung von Vermögen (Teil 1)

Die Kunst der Verpackung

Institutionelle Vermögen benötigen maßgeschneiderte Lösungen - Das Angebot an Produkthüllen ist groß

Die Kunst der Verpackung

Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Zeiten einer dogmatischen Diskussion, ob die Produkthülle eines Zertifikats besser ist als das Sondervermögen eines Fonds, sind seit längerem vorbei. Bei der Verwaltung institutioneller Vermögen steht die Strategie im Vordergrund. Anleger haben auf der Suche nach Investments schon immer zwischen unterschiedlichen Verpackungen wählen können. Während der eine Investor in Fonds investiert, spart der nächste mittels Lebensversicherung, und ein weiterer Anleger nutzt Zertifikate in seinem Depot zur Abdeckung bestimmte Chance-Risiko-Profile. Die Ummantelung von Vermögen, sogenanntes Asset Wrapping, ist nichts wirklich Neues und wird bereits seit Jahren in der Finanzindustrie praktiziert. Maßgeschneiderte Lösungen mit strategischen Ansätzen werden als sogenannte Tailor-made-Produkte angeboten. Es gibt eine Reihe von Gründen, Assets nicht klassisch im Depot zu halten, sondern in eine andere rechtliche Struktur zu verpacken. Neben regulatorischen Motiven sind beispielsweise die steuerlichen Rahmenbedingungen für Anleger maßgeblich, eine bestimmte Hülle zu wählen. Das Finanzamt betrachtet oft nicht die Assets, die innerhalb des Portfolios liegen, sondern die Hülle quasi von außen.Gerade vor der Einführung der Abgeltungsteuer im Jahr 2009 suchten viele Vermögensverwalter und Anleger nach geeigneten Hüllen. Denn jedem Veräußerungsgewinn drohte im Kundendepot eine Wertminderung durch den Steuerabzug. Die Vorteile der sogenannten Millionärsfonds strich der deutsche Gesetzgeber im November 2007 dann endgültig.Die Bandbreite der Mantelkonstruktionen, die die Banken den Anlegern anbieten, ist sehr groß und reicht von Aktien über Fondslösungen, Stiftungen, Trusts bis hin zu fondsgebundenen Lebensversicherungen. “Es gibt bei uns keine standardisierten Produktkonzepte. Wir bieten unseren Kunden bausteinartige Produktbestandteile und Strategien im Rahmen von maßgeschneiderten Investmentlösungen an,” sagt Wolfgang Höhn, Co-Head Equity, Commodity & Fund Product Wrapping von der Unicredit.Damit unterscheidet sich das Geschäft mit den institutionellen Investoren deutlich von den Produktangeboten im Privatkundengeschäft. “Wir konstruieren einerseits Produkte entsprechend den Vorstellungen der Kunden. Anderseits entwickeln wir selbst Konzepte und bieten sie aktiv unseren Kunden an”, sagt Höhn. Die Strategien bzw. sogenannte Pay-off-Strukturen sind sehr vielfältig. Nach Ansicht von Marktkennern stehen allein in Luxemburg neben rund 20 bis 30 regulierten mehrere Hundert unregulierte Verbriefungsgesellschaften bereit, um Investmentstrategien und Portfolios entsprechend dem Anlegerwunsch zu verpacken. Die Diskussion, ob Zertifikate oder Fonds sinnvoller sind, wurde im institutionellen Bereich weniger dogmatisch geführt, sondern praktisch gelöst, indem Zertifikate besichert oder auch mit Garantien von erstklassigen Adressen ausgestattet wurden.Zertifikate bieten als Produktverpackung eine Reihe von Vorteilen. So können sie für fast jede Marktphase eine Lösung bieten. Mit Zertifikaten können Produktkonzepte für nahezu alle Strategien preiswert und schnell aufgelegt werden. Während die Kosten für die Auflage und den Betrieb eines Fonds im fünfstelligen Bereich liegen, kostet die Auflage von Zertifikaten nur wenige Euro. Geht es um langfristige Vermögensanlage bzw. Altersvorsorge, schätzen die Anleger jedoch die Stärken von Fonds. Fonds sind Sondervermögen und von der Bonität des Emittenten unabhängig. In der Regel erfolgen tatsächliche Investments in die Vermögenswerte. Risikominimierung wird durch Diversifikation erreicht und ein hoher Anlegerschutz durch stärkere staatliche Überwachung bei öffentlichem Vertrieb. Nachteilig sind die geringe Flexibilität durch hohe fixe Kostenbasis, vergleichsweise schlechtes “Time to Market”, die Art der Preisfeststellung und die nach wie vor substanzielle Einschränkung in Bezug auf Assetklassen wie physische Rohstoffe oder Short-Strategien. Mit geschlossenen Fonds können exotische Assetklassen sowie Realwertinvestments verpackt werden. Durch Versicherungen kann die Versorgung mit steueroptimierten Strukturen erfolgen.