ASSET MANAGEMENT

Die Master-KAG wächst aus den Kinderschuhen

Anbieter erweitern Produktpalette hin zu Asset-Management- und Consultant-Dienstleistungen - Margendruck

Die Master-KAG wächst aus den Kinderschuhen

Seit ihrer Etablierung wird ihnen immer das Ende des Wachstums prophezeit – doch die MasterKAGen wachsen immer weiter. Diese spezielle Dienstleistung für die Administration von Spezialfonds für institutionelle Investoren erfindet sich allerdings auch immer wieder neu, stellt der Fondsratinganbieter Telos in seiner jüngsten Studie zum Master-KAG-Markt fest.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtDie Master-KAG befindet sich im Umbruch. Vorbei ist es mit den Zeiten, als die Anbieter dieser Kapitalanlagegesellschaft für administrative Zwecke als reine Erfüllungsgehilfen für Investoren und Vermögensverwalter bei den Berichtspflichten gegenüber den Behörden dienten. Mittlerweile erweitert sich die Angebotspalette dieses Geschäftsfeldes immer mehr in Richtung Asset-Management- und Consultant-Dienstleistungen, ist einer Studie des Fondsratinganbieters Telos zu entnehmen. Gleichzeitig dringen die Fondsgesellschaften und Verwahrer in das Master-KAG-Geschäft ein, was für immer größere Schnittmengen sorgt.Bereits zum achten Mal befragte Telos Master-KAG-Anbieter (in diesem Jahr: 11), Asset Manager (30) und Investoren (50) zu diesem speziellen Geschäft. Zu den Top-Anbietern in diesem Verwaltungsgeschäft für Spezialfonds zählen Universal-Investment, Helaba Invest und HSBC Inka. Gleichzeitig haben auch die Anbieter der institutionellen Vermögensverwaltung – die Deutsche-Bank-Tochter DB Advisors, Allianz Global Investors, Metzler, die DekaBank oder Société Générale Securities Services (SGSS) – sich mittlerweile einen Namen gemacht im Master-KAG-Geschäft.Wegen der vielen regulatorischen Änderungen, die teils schon gelten, teils noch bevorstehen, wachsen die Transparenzpflichten für die Investoren. Daher sieht Telos weiteres Aufwärtspotenzial für den Markt: “Zweifelsohne sind Master-KAGen die großen Profiteure der anhaltenden Entwicklung zur Regulierung der Portfolios institutioneller Anleger.” Immer mehr institutionelle Investoren, vermehrt auch mittlerweile kleinere Häuser, greifen daher auf die Angebote der Administrationsdienstleister zurück. 80 % haben der Erhebung zufolge bereits eine Master-KAG beauftragt – das sind fast 10 Punkte mehr als bei der vorherigen Befragung. 75 % gaben an, alle Spezialfonds eingebettet zu haben, davor waren es nur 42 % gewesen. Bei den Direktanlagen sind die Investoren zurückhaltender: 37 % bejahten dies nach zuvor 17 %. Hier sind es vor allem aufsichtsrechtliche Gründe, warum die Direktmandate miteingebunden werden, denn damit wird der Risikoüberblick über sämtliche Kapitalanlagen gegeben. Daher macht Telos bei den Direktanlagen ein Wachstumsfeld für die Anbieter aus. Neue MandateDarüber hinaus gewinnen die Anbieter nach Beobachtung von Telos durch eine permanente Erweiterung der Produktpalette – wie Managerauswahl, Risikosteuerung für das Gesamtportfolio (Overlay Management) oder Wertpapierleihe – weitere Mandate hinzu, obwohl dem durchaus saturierten Master-KAG-Geschäft noch vor nicht allzu langer Zeit eine Stagnation vorausgesagt worden war. So hatte die Helaba Invest in ihrem neuen Zehn-Jahres-Plan eine umfassende Erweiterung der Produktpalette ins Auge gefasst (vgl. BZ vom 6. September). Und die Universal hat erst jüngst den neuen Geschäftszweig Immobilien gestartet (vgl. BZ vom 20. Oktober). Der Telos-Befragung zufolge sehen 45 % der befragten Master-KAGen nach zuvor 27 % Wachstumspotenzial.Mittlerweile sind den Berechnungen von Telos zufolge aus 132 Mrd. Euro administrierter Master-KAG-Assets im Jahr 2003 mehr als 500 Mrd. Euro geworden. Damit sind mehr als 60 % des Spezialfondsmarktes abgedeckt. Alle Master-KAG-Anbieter seien gestärkt aus dem vergangenen Jahr hervorgegangen, heißt es in der Studie. Durch den gestiegenen Professionalisierungsgrad sind die verwalteten Volumina von fast allen nach Analyse von Telos als “auskömmlich” zu bezeichnen.Die Anbieter sehen der Studie zufolge für die nächsten Jahre im Durchschnitt noch ein Verteilungspotenzial von 100 Mrd. Euro. Dabei gibt es allerdings eine Spannbreite von 25 bis 250 Mrd. Euro. Dass es trotz des flotten Wachstumstempos weiterhin offenbar Luft nach oben in dem Geschäft gibt, erstaunt. Denn, wie Telos hervorhebt, der Markt “wurde seit seiner Etablierung immer mit dem Attribut versehen, dass der Markt für Administration irgendwann erschöpft sei”.Die Anbieter hätten “diese Mär” allerdings durch eine “ständige Erweiterung und Professionalisierung ihrer Services, nicht zuletzt auch getrieben durch die Konkurrenz mit den Custodians”, widerlegt. Als Verwahrer drängen etwa BNP Paribas, State Street, J.P. Morgan oder BNY Mellon in Deutschland in das Master-KAG-Geschäft. Hier machten sich Custodians und Master-KAG-Anbieter in einer immer größeren Schnittmenge bei Reporting, Wertpapierleihe, Attributionsanalyse (Performancemessung des Portfoliomanagements) oder Transition Management (Dienstleistung bei der Portfolioumschichtung) Konkurrenz. Krise berührt Geschäft wenigDie Finanz- und Schuldenkrise könne dem Master-KAG-Geschäft weniger anhaben als der direkten Vermögensverwaltung, wo in schlechten Marktphasen schnell Mandate verloren gehen, stellt Telos fest. Im Master-KAG-Geschäft schützten dagegen die zunehmenden regulatorischen Transparenzpflichten die Anbieter vor größeren Kundenabwanderungen, da diese auch bei miesen Anlageerfolgen das größer gewordene Pflichtenheft abarbeiten müssen. “Mit diesen Aufgaben wäre ein Großteil der Anleger schon kraft fehlender Ressourcen überfordert”, konstatiert Telos.Die Anbieter seien durch die hohe Kundennähe und konsequente Weiterentwicklung der Produktpalette zu Allround-Anbietern, Coachingpartnern für institutionelle Anleger und für viele Investoren zur unverzichtbaren zentralen Schaltstelle für den Überblick über das Gesamtportfolio geworden, konstatiert Telos. Trotz der Erweiterung der Produktpalette schätzten Investoren nach wie vor das zentrale und einheitliche Reporting am meisten bei den Master-KAG-Services (50 % der Befragten, siehe Grafik). Auch die Asset Manager nennen dies als größten Pluspunkt (40 % der Befragten). Des Weiteren sehen diese durch die Master-KAG eine Verbesserung der Transparenz und Risikosteuerung (29 %). “Gnadenloser Wettbewerb”Auf der Gebührenseite sei ein “gnadenloser Wettbewerb vom Zaun gebrochen” worden, meint Telos. Die durchschnittliche Gebühr für ein Master-KAG-Mandat liegt nur noch bei 3,7 Basispunkten (BP) gegenüber 5 in den beiden Vorjahren. Das Minimum liege bereits bei 2 BP, und es sei im Markt bereits von einem Unterschreiten dieser Schwelle zu hören. Die Gebührenseite leide wegen der Umschichtungen der Investoren in konservative Produkte wie Renten mit niedrigeren Margen. Auch seien wegen der gestiegenen Anforderungen von regulatorischer Seite erhebliche Investitionen im Risikomanagement bei den Anbietern und in immer modernere Systemlandschaften nötig gewesen, was den Druck auf die Profitabilität erhöht habe.