Anlageprodukte - Interview mit Justin Crawford, Macquarie

"Die Transparenz ist größer als in Europa"

Interesse in Asien an europäischen Basiswerten

"Die Transparenz ist größer als in Europa"

Im April 2010 ist der Kauf der Retail-Derivatesparte von Sal. Oppenheim durch die australische Macquarie abgeschlossen worden. Im Juli hat die australische Investmentbank Macquarie dann das Emissionsgeschäft in Deutschland aufgenommen. Der Marktanteil lag Ende September entsprechend der Marktanteilstatistik des Deutschen Derivate Verbandes erst bei rund 0,5 %. Macquarie ist dagegen der größte Emittent für Optionsscheine in asiatischen Ländern wie Korea und Singapur sowie der zweitgrößte in Hongkong. Im Interview äußert sich Justin Crawford, Leiter des Derivate-Bereichs der Macquarie Securities Group in Asien, zur dortigen Marktentwicklung und zur Strategie in Deutschland.- Herr Crawford, der deutschsprachige Raum gilt als das Mutterland der Zertifikate und Optionsscheine. Wie unterscheidet sich der Derivatemarkt in Asien von dem in Europa?Die Asiaten lieben Optionsscheine. Vor allem in Hongkong, Singapur sowie in Korea werden Warrants vor allem von den Privatanlegern rege gehandelt. Je spekulativer, desto besser. Allein in Hongkong liegt der Anteil am Gesamtumsatz der Börse bei 20 bis 30 %.- Wie sieht es mit den Zertifikaten aus?Diese Investmentprodukte werden vorwiegend außerbörslich gehandelt. Die Emissionskosten sind in Hongkong vergleichsweise hoch, daher findet das Geschäft für Anlageprodukte im Wesentlichen außerbörslich statt. Auch die Anlegerstruktur ist sehr unterschiedlich. Während die Warrants von den tradenden Privatanlegern gehandelt werden, liegt der Fokus bei den Anlageprodukten auf den sehr wohlhabenden Investoren im Private-Banking-Bereich. Diese benötigen dann in der Regel auch keinen liquiden Sekundärmarkt.- Finden sich in Asien die gleichen Emittenten wie hier in Europa wieder?Zum Teil. Während Macquarie in Südkorea und Singapur vor meist heimischen Banken Marktführer ist, teilen sich die Société Générale, Credit Suisse und Macquarie in Hongkong die vorderen Plätze.- Der Deutsche Derivate Verband hat durch monatliche Berichte Transparenz in den Derivatemarkt gebracht. Wie sieht es in Hongkong aus?Die Transparenz ist weitaus größer als in Europa. In Hongkong muss der Emittent beispielsweise jeden Tag einen Bericht über die “Assets under Managements” vorlegen.- Welche strukturierten Produkte sind in Hongkong derzeit beliebt?Die Produktkonstruktionen unterscheiden sich teilweise stark von den Strukturen hier in Europa. Beliebt sind sogenannte Accumulators, bei denen der Anleger die Anrechte auf den Kauf von Aktien sammelt, deren Preis unter dem aktuellen gehandelten Kurs liegt, oder KO Equity Link Notes (ELN) und Best of/Worst of Range Accruals.- Wie haben sich die Umsätze bei den Optionsscheinen nach den Turbulenzen 2008 entwickelt?Die Umsätze sind nach dem Rekordjahr 2007 deutlich rückläufig gewesen. Erst mit der Erholung der Aktienmärkte sind auch die Handelsvolumina wieder angestiegen. Auffällig ist zudem, dass die Haltedauer deutlich kürzer ist als früher.- Wie können Sie in Asien von dem Know-how des europäischen Emittenten Macquarie Oppenheim profitieren?Wir können die Expertise derzeit sehr gut einsetzen. Denn wir stellen seit einiger Zeit ein vermehrtes Interesse von Anlegern an Investmentprodukten auf europäische Basiswerte fest. Möglicherweise handelt es sich hier um europäische Anleger, die Gelder bei den Banken in Singapur oder Hongkong hinterlegt haben.- Und wie kann Macquarie Oppenheim profitieren?Auf der anderen Seite können wir unser Know-how aus Asien einbringen, wenn wir mit unserer Derivateplattform Macquarie Oppenheim verstärkt in den kommenden Monaten asiatische Basiswerte in Deutschland anbieten werden. Wir werden diese Emissionen mit entsprechenden fundierten Analysen begleiten. Wir können in Europa dann künftig auch engere Spreads bei asiatischen Basiswerten auch außerhalb der Öffnungszeiten der asiatischen Börsen stellen. Das Handelsbuch wird darüber hinaus am Abend um 22 Uhr nach Asien weitergereicht, was unser Overnight-Risiko erheblich herabsetzt.—-Das Interview führte Armin Schmitz.