Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Die ungeahnte Macht der Rhetorik

Börsen-Zeitung, 14.10.2006 Die Börse spricht über den Deutschen Derivate Tag. Das Stelldichein der Branche für strukturierte Wertpapiere Ende September zog so viele Besucher an wie nie zuvor. Von vielen Beobachtern wurde insbesondere die hohe...

Die ungeahnte Macht der Rhetorik

Die Börse spricht über den Deutschen Derivate Tag. Das Stelldichein der Branche für strukturierte Wertpapiere Ende September zog so viele Besucher an wie nie zuvor. Von vielen Beobachtern wurde insbesondere die hohe Qualität der Vorträge gelobt, die sich von Jahr zu Jahr verbessere. Banker verweisen allerdings auch auf die große Wirkung des Vortrags des Vorsitzenden der Börse Stuttgart AG. Bis auf den letzten Platz war das Auditorium besetzt. Fast die gesamte Branche lauschte den Ausführungen über das künftige Marktmodell der Schwaben mit seinen Preisvorteilen für die Emittenten. Obwohl der Redner aus Stuttgart seine Stärken nicht ausspielen konnte, rief der Vortrag eine Resonanz hervor, die größer nicht sein konnte. Waren eine Reihe von Banken noch unentschlossen, ob sie dem neuen Marktmodell zustimmen wollten, sorgte der knapp einstündige Redebeitrag für Bewegung in der Branche. Dem Vernehmen nach werden sich die Vertreter von fast zwei Dritteln aller Emissionshäuser Ende Oktober zusammensetzen und diskutieren, wie sie auf den Vorstoß der Börse Stuttgart reagieren wollen. Insider sind sich sicher, dass das Modell in dem vorliegenden Entwurf von den Banken nicht akzeptiert wird. Der Redebeitrag hat damit geschafft, was zuvor zwei Branchenverbände nicht zuwege gebracht haben: Fast die gesamte Branche setzt sich an einen Tisch und spricht über ein gemeinsames Vorgehen. Vielleicht sind dies sogar erste Ansätze für einen einzigen gemeinsamen Verband, der ebenso schlagkräftig werden könnte wie die Interessenvertretung der Fondsbranche, der BVI. Glaubt man den Gerüchten, dürfte es auch in Stuttgart nicht so schnell ruhig werden. Man munkelt über eine personelle Verstärkung des Vorstandes der Börse Stuttgart AG in der nächsten Zeit. Die Börse spricht auch über einen alten Bekannten: Biofrontera. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von pharmazeutischen Produkten im Bereich Dermatologie spezialisiert. Die Biotech-Gesellschaft aus Leverkusen hatte im Juli kurzfristig ihren Börsengang abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Insider berichten nun, dass 400 000 Aktien bei erstklassigen Investoren zu 15 Euro platziert werden konnten. Sie wollen sich, so hört man, langfristig engagieren. Auch die Altaktionäre hätten ein Commitment abgegeben, ihre Anteile mindestens zwölf Monate zu halten. Vorbehaltlich der Genehmigung des Prospektes durch die BaFin möchte sich das Biotech-Unternehmen noch im Oktober im Amtlichen Markt listen lassen. Angesichts der guten Stimmung an den Aktienmärkten sollte dann einem Erfolg nichts mehr im Wege stehen. Dann dürfte auch der Kurs der Wandelanleihe wieder anziehen.