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Die Vorteile der kurzen Laufzeit bei High-Yield-Bonds

Börsen-Zeitung, 4.7.2013 Vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes nehmen Investoren aus der entwickelten Welt im Rentenbereich Abstand von der traditionellen Allokation in Staatsanleihen und Investment-Grade-Papieren. Gefragt sind...

Die Vorteile der kurzen Laufzeit bei High-Yield-Bonds

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes nehmen Investoren aus der entwickelten Welt im Rentenbereich Abstand von der traditionellen Allokation in Staatsanleihen und Investment-Grade-Papieren. Gefragt sind dagegen Strategien und Anlagen, die einen zusätzlichen Ertrag aus dem Portfolio in Aussicht stellen. Schließlich verändern niedrige absolute Renditen den relativen Wert eines Zusatzertrages von 1 Prozentpunkt. Eine Extrarendite in dieser Höhe überzeugt bei einer Basis von 1 % mehr als bei einer 5-prozentigen. Hinzu kommt, dass gerade im Bereich der Cash-Anlagen Investoren heute den Prinzipien einer Aufteilung der Barbestände deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken. Wahl zwischen WährungenVor diesem Hintergrund bieten insbesondere High-Yield-Anleihen bei den derzeitigen Marktbedingungen interessante Möglichkeiten für Investoren. Bei der Auswahl eines High-Yield-Anleihenportfolios sollten sich Anleger dabei zunächst darüber klar werden, in welchen Markt sie investieren möchten. Aus einer europäischen Perspektive heraus betrachtet würden Investoren typischerweise zwischen den auf Euro lautenden und den in Dollar denominierten High-Yield-Anleihenmärkten wählen.Zunächst ist festzustellen, dass der US-High-Yield-Markt ausgereifter und größer als sein europäisches Pendant ist. So zeigt ein Blick auf die Kapitalisierung, dass der US-Markt mit 1,2 Bill. Dollar mehr als fünfmal größer ist als der europäische, der auf 219 Mrd. Dollar kommt. Obwohl der US-High-Yield-Markt größtenteils auf in den USA ansässigen Unternehmen beruht, erreicht allein der 15-%-Anteil ausländischer Firmen annähernd dieselbe Größe wie der gesamte europäische Markt für Hochzinsanleihen.Für Investoren sind die Vorzüge eines ausgereiften und breiten Marktes markant, denn er ermöglicht eine bessere Diversifikation des Portfolios, deutlich reduzierte Transaktionskosten sowie eine grundsätzlich höhere Liquidität. Zudem war der US-High-Yield-Markt in den vergangenen vier Jahren weniger volatil als der europäische.Ein weiterer Aspekt, den an High-Yield-Anleihen interessierte Investoren beachten sollten, ist der Einfluss der Duration, also der Sensitivität von Anleihepreisen in Bezug auf eine Änderung des Zinsniveaus. Die Betrachtung des Zeitraums seit 1996 zeigt, dass kurzlaufende Papiere mit dem breiten High-Yield-Spektrum vergleichbare oder sogar höhere Erträge generierten, gleichzeitig aber eine geringere Volatilität verbuchten. Infolgedessen zeigen kurzlaufende High-Yield-Anleihen tendenziell eine günstigere Sharpe Ratio als Investments, die sämtliche Laufzeiten abdecken. Risiko eines ZinsanstiegsDes Weiteren gilt es zu bedenken, dass im aktuellen Umfeld niedriger Zinsen das Risiko eines Zinsanstiegs überwiegt, was negative Auswirkungen auf die Kurse von Anleihen hätte. Im breiten High-Yield-Spektrum würde ein Anstieg der Zinsen um 100 Basispunkte bei einer Duration von vier Jahren einen theoretischen Kapitalverlust in Höhe von 4 % nach sich ziehen.Bei einer kürzeren Duration von zwei Jahren würde das Portfolio bei einer derartigen Zinsänderung einen Verlust von nur 2 % erfahren, es wäre also einem geringeren Durationsrisiko ausgesetzt.Doch auch im historischen Vergleich zu Aktien, repräsentiert durch den S & P 500 Index, zeigen sich in einer Analyse des Zeitraums seit 1996 Vorteile für kurzlaufende High-Yield-Anleihen. So hat diese Anlageklasse in Zeiten eines negativen oder geringen realen Wirtschaftswachstums von weniger als 1 % höhere Erträge als der S & P 500 erzielt. Daher kann das kurzlaufende High-Yield-Anleihensegment unter den derzeitigen Marktbedingungen eine exzellente Alternative sowohl zu Aktien als auch zum breiten High-Yield-Spektrum bieten.Hinzu kommt, dass kurzlaufende Hochzinsanleihen grundsätzlich weniger empfindlich auf Veränderungen der Bonität des Emittenten reagieren, sie also als vergleichsweise defensiv eingeordnet werden können. Gerade für Investoren, die das derzeitige Bonitätsniveau beunruhigt, die aber dennoch von den relativ hohen Renditen profitieren möchten, könnten kurzlaufende High Yields einen interessanten Kompromiss darstellen. In einem Umfeld mit hohen Wachstumsraten dürften hingegen länger laufende Hochzinsanleihen höhere Renditen abwerfen als kurzlaufende.Auch sei erwähnt, dass Investoren oft versuchen, die Erträge aus Barmitteln zu optimieren, indem sie diese auf verschiedene Instrumente wie zum Beispiel Overnight-Konten und kurzlaufende Anleihen verteilen. Dadurch können sie das Laufzeitenprofil ihrer Anlagen und Verpflichtungen aufeinander abstimmen und dabei die Differenz zwischen täglichen Cash-Beständen und langfristigen, strukturellen Barmitteln berücksichtigen. Illiquider HandelSobald Investoren sich davon überzeugt haben, dass sie im kurzlaufenden High-Yield-Markt aktiv werden möchten, müssen sie die Entscheidung fällen, ob sie ein aktiv gemanagtes oder ein passives Investment anstreben.Die passive Replikation eines diversifizierten Index kann gerade im High-Yield-Bereich schwierig sein, da hier viele Anleihen illiquide sind oder breite Geld-Brief-Spannen zeigen.Ein gangbarer Weg wäre es, die Benchmark auf die liquidesten Anleihen zu beschränken. Allerdings könnte dies die bereits erwähnten Diversifikationskriterien beeinträchtigen. Aktive Manager verfügen oft über fundamentale und quantitative Steuerungsmodelle und können so die Schwierigkeiten in solchen Märkten bei der Portfoliokonstruktion besser überwinden. Dieser Ansatz kann jedoch auch bei der passiven Replikation Anwendung finden. Um die Entwicklung eines Index abzubilden, kann ein Portfolio optimiert und regelmäßig feinjustiert werden.So ist bei High-Yield-Emittenten zum Beispiel das Ausfallrisiko größer als bei Schuldnern mit guter Bonität (Investment Grade). In der möglichst präzisen Abbildung eines Index mit Hilfe weniger, jedoch optimierter Bestandteile erhöht sich jedoch der Tracking Error des Fonds gegenüber der Benchmark. Aktive Manager, die auf spezialisierte Analystenteams zurückgreifen können, sind in der Lage, Schuldner zu identifizieren, deren Zahlungsfähigkeit im Zweifel steht. Betroffene Anleihen können aus dem Investmentportfolio so ersetzt werden, dass das Tracking der Benchmark optimiert wird und das Risiko eines Tracking Error gemindert ist. Natürlich gilt es zu beachten, dass Ausfälle nicht immer vermieden werden können. Ist ein Investment Manager der Ansicht, dass Anleihen falsch bewertet sind, könnte er sich sogar bewusst dazu entscheiden, einen Ausfall in Kauf zu nehmen.Unabhängig davon können die Vorzüge eines ETF-Mantels die Handelskosten zusätzlich reduzieren und über die Liquidität im Sekundärmarkt die Performance des Instruments unterstützen.—-Sascha Specketer, Vertriebsleiter in Deutschland & Österreich sowie Executive Director bei Source. —-Fabrizio Palmucci, Produktspezialist für den Bereich Fixed Income und Director bei Source.