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Dim-Sum-Anleihen sind mehr als ein Snack

Währungsfantasie und höhere Renditen machen chinesische Offshore-Bonds attraktiv - Fonds bieten diversifizierten Zugang

Dim-Sum-Anleihen sind mehr als ein Snack

Die Liberalisierung des chinesischen Kapitalmarkts, den Handel in Yuan abzuwickeln, hat auch dem Kapitalmarkt im Reich der Mitte wichtige Impulse gegeben. Das ermöglichte auch in- und ausländischen Banken und Unternehmen, Yuan-Anleihen zu begeben, die auch ausländische Investoren erwerben können. Die Staatsschuldenkrise und das niedrige Zinsniveau für Anleihen guter Bonität machen die sogenannten Dim-Sum-Anleihen für Anleger attraktiv. Fonds bieten nun einen diversifizierten Zugang zu diesem Markt.Von Armin Schmitz, FrankfurtAsiatische Anleihen sind schon lange keine Snacks mehr. Die Magerzinsen für Bundesanleihen haben auch die als Dim-Sum-Anleihen bezeichneten China-Bonds für Investoren interessant gemacht. Die deutlich über dem Niveau von Bundespapieren liegende Rendite scheint tatsächlich “das Herz zu berühren”, wie Dim Sum wörtlich übersetzt heißt. Denn der Anleihenmarkt für die sogenannten Offshore-Yuan-Anleihen (CNH-Titel), also Anleihen, die außerhalb der Volksrepublik China begeben werden, ist seit Dezember 2010 von umgerechnet rund 8,1 Mrd. Dollar auf ein Volumen von mehr als 50 Mrd. Dollar angewachsen.Die nach den kantonesischen Köstlichkeiten benannten Anleihen wurden ursprünglich 2007 eingeführt, damit chinesische Banken in der eigenen Währung Anleihen am internationalen Finanzplatz Hongkong begeben konnten. Ein wichtiger Grund für das rasante Wachstum in den vergangenen Jahren ist jedoch die Liberalisierung des Währungsmarktes durch die Regierung in Peking. Im Zentrum des Geschehens steht dabei Hongkong. Während der Kapitalmarkt auf dem Festland weiterhin abgeschottet bleibt, wurde für die Internationalisierung ein Offshore-Markt in Hongkong geschaffen. Dadurch konnten auch in Hongkong Märkte für Yuan-Einlagen und -Anleihen etabliert werden. Das ermöglichte auch ausländischen Banken, sogenannte Offshore-Yuan-Anleihen zu begeben. Westliche Unternehmen und Banken können sich durch die Ausgabe von Dim Sum Bonds Mittel besorgen, um ohne Wechselkursrisiken in China zu investieren und Investoren zu finden. Firmen emittieren PapiereEine Reihe deutscher Unternehmen wie die Industriekonzerne Bosch und Volkswagen oder auch Banken wie die KfW haben dies genutzt und Dim Sum Bonds aufgelegt. Aber auch regional tätige chinesische Unternehmen emittieren entsprechende Anleihen, die wegen der niedrigeren Bonität auch ein höheres Renditeniveau bieten müssen.Die Staatsschuldenkrise und das niedrige Zinsniveau für Anleihen guter Bonität haben die chinesischen Renminbi-Anleihen für Anleger attraktiv gemacht. Sechs Anbieter haben Fonds auf die Dim-Sum-Anleihen im Angebot, die nun einen diversifizierten Zugang zu diesem Markt bieten. Einer der ersten Fonds in diesem Segment war der Allianz RCM Renminbi Fixed Income (LU0631904975), der im Juni 2011 aufgelegt wurde. Der rund 350 Mill. Euro schwere Fonds konzentriert sich auf in Yuan denominierte Anleihen und Bankeinlagen. Der von Helen Lam betreute Fonds erreichte im laufenden Jahr einen Gewinn von 3,2 %. Aktuell wird für den Anleihenfonds eine Managementgebühr von 0,8 % p. a. erhoben. In der GewinnzoneAuch die DWS hat mit dem Invest China Bond (LU0632805262) einen Fonds im Angebot, der in chinesische und globale Emittenten in Yuan investiert. Schwerpunkt sind Emittenten mit guter Bonität. Die Duration beträgt derzeit 2,8 Jahre. Fondsmanager Thomas Kwan liegt im laufenden Jahr mit einem Plus von 0,3 % in der Gewinnzone. Seit Auflage des Fonds im August vergangenen Jahres liegt er allerdings mit einem Minus von 0,7 % hinten.Eine etwas bessere Performance wurde durch einen Verlust des Yuan von 1 % gegenüber dem Dollar im Mai verhindert. Außerdem haben nach Angaben des Fondsmanagers in den vergangenen Monaten Bedenken wegen der europäischen Staatsschuldenkrise und des schwächeren Yuan einige Mittelabflüsse aus den Dim Sum Bonds zur Folge gehabt. Von HSBC wird seit November vergangenen Jahres der GIF RMB Fixed Income Fonds (LU0692309460) angeboten, der im laufenden Jahr ein Plus von 3,5 % aufweist. Fondsmanagerin Cecilia Chan investiert wie die Konkurrenten in Yuan-Bonds, die an der Börse in Hongkong (offshore) gehandelt werden. Das jüngste Produkt ist der SOP AnleihenChinaPlus von Sal. Oppenheim (LU0776284365), der schwerpunktmäßig in Anleihen von lokalen chinesischen Unternehmen investiert (siehe nebenstehendes Interview). Anleihen anderer asiatischer Staaten können mit einem kleineren Anteil hinzugemischt werden. Dim-Sum-Anleihen-Fonds sind wegen der hohen Renditen chinesischer Bonds und der Aufwertungsfantasie der chinesischen Währung ein attraktives Produktsegment. Eine Beurteilung dieser Fonds ist wegen der geringen Laufzeit der Produkte allerdings noch nicht möglich.