Finanzen persönlich

Direktbanken locken mit gebührenfreiem Bargeldbezug

Abhebungen im Ausland sind aber nur bei wenigen Anbietern umsonst - DKB mit besonders vorteilhaftem Angebot

Direktbanken locken mit gebührenfreiem Bargeldbezug

Von Horst Biallo Bislang gelang es den Banken und Sparkassen vor Ort, den Vorstoß der Direktbanken mit einem wichtigen Argument zu kontern: Wer sein Girokonto bei den Filialbanken aufgibt und zu ING-DiBa, Volkswagen Bank direct oder Netbank wechselt, muss auf die persönliche Beratung verzichten und sich mit deren dünnmaschigem Geldautomatennetz zufriedengeben. Folge: Es drohten drastische Gebühren von bis zu 8,50 Euro je Bargeldabhebung, nutzte man als Direktbankkunde einen fremden Geldautomaten. Das hat viele Leute abgehalten, ganz zur Direktbank zu wechseln. Sie nutzen diese überwiegend als “Zweitbank” für Tagesgeld, einen günstigen Ratenkredit oder als Online-Broker.Doch nun bieten drei Direktbanken eine Bargeldversorgung weitgehend ohne Gebühren an: ING-DiBa, Deutsche Kreditbank (DKB) und Volkswagen Bank direct. Andere wie die Comdirect können da noch nicht mithalten. Die Kunden der Commerzbank-Tochter dürfen in Deutschland zwar auch die Automaten von Deutscher und Dresdner Bank sowie HypoVereins- und Postbank kostenlos nutzen. Doch bei Auslandsabhebungen fallen weiterhin Gebühren an. Keine GrundgebührDas mehrmals verbesserte Girokonto der ING-DiBa ist per Brief, Fax, Telefon und online zu führen. Eine monatliche Grundgebühr gibt es nicht mehr, aber auch keine Habenverzinsung. Andererseits kann man Guthaben auch auf das Tagesgeldkonto überweisen, auf dem es zurzeit einen Zins von 3,25 % gibt. Die Soll- und Überziehungszinsen gehören traditionell zu den günstigsten bundesweit. Die Visa-Karte gibt es ebenso gebührenfrei wie die EC/Maestro-Karte. Ab 1. Oktober 2007 kann man mit der Visa-Karte in Deutschland und allen anderen Euro-Ländern gebührenfrei an all den Automaten Geld abheben, auf denen das Visa-Emblem klebt. Das sind rund 90 %. Bei Geldabhebungen im Nicht-Euroraum wird allerdings ein “Umrechnungsaufschlag” von 2 % fällig.Die Visa-Karte der ING-DiBa ist jedoch eine Debitkarte, bei der kein Kredit gewährt wird. Die Direktbank belastet den entsprechenden Betrag sofort dem Girokonto, so dass diese Kreditkarte stark der EC/Maestro-Karte ähnelt. Ein gesondertes Visa-Kartenkonto gibt es bei diesem Kontenmodell nicht. Die Kreditkarten der DKB und Volkswagen Bank dagegen sind echte Kreditkarten, sogenannte Charge Cards. Wer Geld abhebt und über ein Guthaben auf dem Kreditkartenkonto verfügt, dem wird dieser Betrag wenig später belastet. Weist das Kreditkartenkonto dagegen keine Deckung auf, wird einem ein kurzfristiger Kredit bis zu dem Tag gewährt, an dem die Bank die Gesamtsumme dann zum Ausgleich vom Girokonto einzieht. Hecht im KarpfenteichDie Bayerische Landesbank, die zum Sparkassen-Sektor zählt, ärgert mit der dynamischen Tochter Deutsche Kreditbank (DKB) die meisten anderen Sparkassen, weil diese auch im Internet-Zeitalter immer noch das sogenannte Regionalprinzip hochhalten. Das besagt: Eine Sparkasse darf nicht im Revier der anderen wildern. Andererseits taten das auch schon die Frankfurter Sparkasse mit ihrer Tochter, der 1822 direkt, die Mittelbrandenburgische Sparkasse mit ihrer MBS direkt und die Hamburger Sparkasse mit ihrer Haspa direkt.Die DKB gehört zu den interessantesten Alternativen für alle, die bereits Online-Banking nutzen. Spitzenprodukt ist das nur über das Internet zu verwaltende Girokonto mit niedrigen Sollzinsen und einer hohen Guthabenverzinsung von derzeit 3,8 % auf dem Kreditkartenkonto. Mit der Visa-Karte, die es gebührenfrei auch für den Partner gibt, lässt sich an allen Geldautomaten weltweit kostenlos Geld abheben. Seit kurzem kann man auch online Geld zwischen Girokonto und Visa-Kartenkonto hin und her transferieren. Einschränkend muss man jedoch sagen: Es gibt zwar nicht mehr wie früher einen bestimmten Geldeingang, der monatlich hereinkommen muss, um ein solches Konto eröffnen zu können. Doch die Bonität jedes einzelnen Kunden wird deutlich stärker als bei der ING-DiBa unter die Lupe genommen. Das heißt: Nur wer aufgrund der Schufa-Prüfung auch die Kreditkartenkriterien erfüllt, kann Kunde werden. Mehrere SchwächenDas Girokonto der Volkswagen Bank weist weniger Stärken, aber mehrere Schwächen im Vergleich zu den zuvor genannten Wettbewerbern auf. Positiv schlägt zu Buche, dass die Bargeldverfügungen mit der Visa-Karte bei Abhebungen von mindestens 50 Euro weltweit kostenlos sind und das Visa-Kartenkonto mit einem attraktiven Zins ausgestattet ist. Die Jahresgebühr der Visa-Karte in Höhe von 20 Euro lässt sich leicht dadurch wieder hereinholen, dass es 1 % Rabatt beim Tanken gibt – bis zum maximalen Tankumsatz von 2 000 Euro im Jahr sowie 20 % Rabatt beim Buchen von Mietwagen von Europcar.Negativ schlägt dagegen zu Buche, dass die Bank auf die monatliche Grundgebühr nur bei einem Mindestgeldeingang von monatlich 1 000 Euro in einer Summe verzichtet. Kleinverdienern wie zum Beispiel Studenten bleibt dieses Konto praktisch verschlossen. Die Partner-Kreditkarte kostet 15 Euro im Jahr. Vor einer Auslandsreise sollte man sich daher bei seiner Bank erkundigen, mit welcher Karte man in welchem Land am günstigsten an Bargeld kommt. Denn nutzt man Geldautomaten, sind die Gebühren durchaus unterschiedlich – manchmal ist die EC/Maestro-Karte billiger einzusetzen, manchmal die zum Konto gehörende Standardkreditkarte. Reisende, die hier nicht aufpassen, müssen dies teuer bezahlen. Beispiel: Wer in Italien versehentlich mit der Kreditkarte der Santander Consumer Bank 400 Euro abhebt, zahlt 18 Euro, mit der EC/Maestro-Karte sind es nur 4,90 Euro. Hohe BelastungenWer sich schon mal die Kreditkartenabrechnung oder Kontoauszüge nach einem Auslandsaufenthalt angeschaut hat, wird sehen, dass die Bank oder Sparkasse zumeist zwischen 1 % und 3,5 % für die Bargeldabhebung kassiert. 400 Euro Bargeld in Spanien aus dem Automaten kosten mit der EC/Maestro-Karte bei den Sparkassen zwischen 3,50 und 5 Euro, mit deren Standardkreditkarte zwischen 3,50 und 12 Euro. Teurer kann es außerhalb des Euroraums werden, etwa im Urlaubsland Türkei. Wer dort umgerechnet 400 Euro abhebt, zahlt bei überregionalen Filialbanken zwischen 99 Cent und 18,60 Euro je nach Bank und eingesetzter Karte. Bei den meisten Sparkassen schwanken die Gebühren zwischen 3,50 und 5 Euro, wenn man jeweils die günstigere Karte verwendet. Das heißt: Wer oft beruflich oder geschäftlich auch im Ausland unterwegs ist, für den könnten die drei Direktbanken mit der gebührenfreien Bargeldversorgung im In- und Ausland interessant sein, zumal dann, wenn man sich bereits fürs Online-Banking entschieden hat.Als Reaktion auf das neuerliche Vorpreschen der Direktbanken denken beispielsweise die Postbank und die öffentlich-rechtlichen Institute über den Verzicht auf die Gebühren bei der Bargeldversorgung nach. Wie konkret diese Planungen sind, ist indes noch unklar.