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Dread-Disease-Policen zahlen hohe Summen bei schwerer Krankheit

Absicherung für Arbeitnehmer und Unternehmen möglich - Einmalleistung bei akutem Bedarf - Berufsunfähigkeitsversicherung als Ergänzung sinnvoll

Dread-Disease-Policen zahlen hohe Summen bei schwerer Krankheit

Von Ellen Bocquel Das Versicherungskonzept “Dread Disease”, womit sich die finanziellen Folgen schwerer Krankheiten abfedern lassen, ist längst nicht mehr nur Privatsache, sondern auch immer häufiger Thema in den Chefetagen. Die Diagnose Herzinfarkt, Krebs oder Schlaganfall ist für jeden tragisch und lähmt das gesamte private Umfeld; wenn sie aber einen “Leitenden” im Unternehmen trifft, kann das auch für den Arbeitgeber zu erheblichen finanziellen Problemen führen. Sofort hohe AuszahlungEs hinterlässt einen schalen Beigeschmack, in Verbindung mit schwersten Krankheiten an Geld und finanzielle Ausfälle zu denken. Trotzdem ist es häufig nicht nur für den Erkrankten, sondern auch für seinen Arbeitgeber ein Segen, wenn im Ernstfall genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um den ausgefallenen Schlüsselmitarbeiter kurzfristig ersetzen zu können. Hier greift das Grundprinzip der Dread-Disease-Versicherung. Es besteht darin, dass der Versicherer eine im Vertrag vereinbarte größere Summe sofort auszahlt, wenn der Versicherte schwer erkrankt.Dread-Disease-Policen, in den siebziger Jahren im englischsprachigen Raum entwickelt, sind heutzutage auch in Deutschland als sinnvolle Ergänzung zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) anerkannt. Nach Meinung von Verbraucherschützern sollte auf die BU nicht verzichtet werden, da nur sie bei den häufigsten Ursachen der Berufsunfähigkeit, nämlich Krankheiten des Bewegungsapparats und psychische Erkrankungen, einspringt. Allerdings kann es bei der BU Monate dauern, bis der Versicherer nach intensiver Begutachtung den Status der gesundheitlichen Beeinträchtigung des Erkrankten feststellt und anschließend eine Rente zahlt. Eine Karenzzeit von oftmals sechs Monaten ist keine Seltenheit. In dieser Zeit bekommt der Betroffene keinen einzigen Euro von der Assekuranz. Das Geld kommt schnellDer Inhaber einer Dread-Disease-Versicherung erhält dagegen nach Ausbruch der Krankheit innerhalb von 14 Tagen eine größere Summe (meist ein bis zwei Jahresgehälter) zu seiner freien Verfügung. Damit kann er sich völlig unabhängig auf die Genesung konzentrieren und die finanzielle Liquidität für beste Ärzte sowie neueste medizinische Heil- und Reha-Methoden nutzen. Inzwischen haben die wenigen Dread-Disease-Anbieter im deutschen Markt nicht nur Policen für den Durchschnittsarbeitnehmer, sondern auch spezielle Policen auf den Bedarf Selbständiger, Leistungsträger im Unternehmen, leitende Angestellte, Gesellschafter und Geschäftsführer, die sogenannten “Keymen”, zugeschnitten. Denn auch in den Unternehmen häufen sich die finanziellen Probleme, wenn jemand in leitender Position plötzlich wegen Herzinfarkt, Bypass-Operation oder Krebs für längere Zeit ausfällt. Je wichtiger der erkrankte Leistungsträger ist, umso schwieriger und teurer ist es, eine berufliche Vertretung für ihn zu finden oder den Ausfall geplanter Geschäftsanbahnungen finanziell zu überbrücken. Die Beiträge zu Dread-Disease-Versicherungen sind als Betriebsausgaben absetzbar, die Auszahlungen sind Betriebseinnahmen; fließen sie Privatpersonen zu, sind sie steuerfrei. Zusatzschutz sinnvollZur persönlichen Absicherung der Leistungsträger ist der zusätzliche Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll. Wird die BU-Police in jungen Jahren abgeschlossen, sind ihre Beiträge meist niedriger als bei einer Dread-Disease-Versicherung. Allerdings werden BU-Interessenten etwa ab dem 40. Lebensjahr immer häufiger aus Gesundheitsgründen abgelehnt. Grundsätzlich können Versicherer auch die Vertragsannahme einer Dread-Disease-Police wegen Vorerkrankungen des Betroffenen ablehnen. In den meisten Fällen lassen sich jedoch einzelne Risiken aus dem Versicherungspaket herausnehmen. So hat der zu Versichernde im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung deutlich bessere Chancen, den begehrten Vertrag tatsächlich zu erhalten. BeitragshöheEntscheidend für die Beitragshöhe bei Dread-Disease-Versicherungen sind das zu versichernde Risiko, das Alter, das Geschlecht, die Versicherungssumme, die Laufzeit und Vorerkrankungen. Allerdings ist es nur bei einer akuten, schweren Krankheit schwierig, den Vertrag abzuschließen. Lag aber beispielsweise ein in jungen Jahren erlittener Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung vor, die heute quasi als ausgeheilt zu betrachten sind, kann über Risikozuschläge eine Dread-Disease-Police abgeschlossen werden. Hierzulande waren die anglokanadische Canada Life und die schwedische Skandia die ersten Versicherer, die gute, professionelle Dread-Disease-Konzepte mit hohen Versicherungssummen anboten. Beide bieten spezielle Keymen-Tarife an, bei denen die abgeschlossenen Versicherungssummen mindestens zwei Jahresgehälter der zu versichernden Personen betragen. Insgesamt gibt es in Deutschland nicht einmal zehn Gesellschaften (neben Canada Life und Skandia die DBV-Winterthur, Dialog, Generali, Gothaer, LV von 1871 und Swiss Life), die Deckungskonzepte für den Fall der “Critical Illness” – wie der Versicherungsfall Dread Disease auch heißt – anbieten. Davon bieten allerdings nur Canada Life, Skandia und Gothaer diesen Schutz als eigenständiges Produkt, also nicht als Zusatzdeckung bei Unfall-und BU-Tarifen, an.Generell kann bei einer Dread- Disease-Police, die der Arbeitgeber für einen seiner Leistungsträger abgeschlossen hat, frühzeitig nach der Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit die vereinbarte Versicherungssumme ausbezahlt werden – je nach Vertragsgestaltung an den Chef oder den Betroffenen selbst. Anders als bei einer BU-Police, die nur für die Dauer der BU und nur für den Betroffenen leistet, wird hier die Leistung auch dann ausgezahlt, wenn der Erkrankte später wieder völlig genesen wird. “Die Erfahrung lehrt, dass schwere Krankheiten beispielsweise für mittelständische Unternehmer, Anwälte, Ärzte und Manager die viel typischere Bedrohung sind als etwa Berufsunfähigkeit”, sagt Skandia-Produktmanager Oliver Sensburg.Die Auszahlung erfolgt nicht in Raten wie bei der BU, sondern auf einen Schlag, so dass die komplette Summe zeitnah nach Belieben zur Verfügung steht. Im Gegensatz zur Kranken- und Pflegeversicherung ist die Leistung auch nicht an therapeutische Aufwendungen gebunden. Sie wird nicht aufgrund von Arztrechnungen oder Heilbehandlungen bezahlt, sondern kommt komplett dem Versicherten und/oder dem Arbeitgeber zugute.Auf betrieblicher Ebene kommt die sogenannte Keymen-Police immer öfter ins Spiel, die vom Unternehmen abgeschlossen wird. Auch in Deutschland nutzen Arbeitgeber die Policen zunehmend, um sich so gegen den krankheitsbedingten Ausfall von Leistungsträgern in ihrem Unternehmen abzusichern.Ein wichtiges Kriterium für die Qualität der Dread-Disease-Police ist der Katalog der versicherten Krankheiten. Er zählt zu den entscheidenden Qualitätsmerkmalen. Canada Life und Skandia boten hier bisher mit annähernd 40 Krankheitsbildern ein im Marktvergleich ungewöhnlich breites Spektrum. Inzwischen hat die Gothaer Police Perikon alle überholt und zahlt bei 46 schwersten Krankheiten.Gezahlt wird nicht nur bei Ausbruch einer langwierigen und schweren Krankheit, sondern ausnahmslos bei jeder Krankheit, die zum Tode führt. Auf Wunsch kann bei den meisten Dread-Disease-Konzepten ein flexibler Todesfallschutz integriert werden, der unabhängig von jeglicher Todesursache greift, so dass die Police gleichzeitig die Funktion einer Risikolebensversicherung übernimmt und so auch zur Hinterbliebenenabsicherung dient. Neu: RentenzahlungenIn den Bereich der Dread-Disease-Versicherungen fällt auch die sogenannte Grundfähigkeitsversicherung, mit der Canada Life 2000 in Deutschland als Erste auf den Markt kam. Genau genommen unterscheiden sich aber diese beiden Versicherungsarten: Bei der Dread Disease geht es bei der Leistung um eine einmalige Zahlung. Leistungen aus der Grundfähigkeitsversicherung fließen hingegen als Rentenzahlung genau dann, wenn Beeinträchtigungen der Grundfähigkeiten im Alltag auftreten, beispielsweise beim Sehen, Sprechen, Händegebrauchen oder Gehen. Der Verlust dieser Fähigkeiten tritt häufig aufgrund von Krankheit, Kräfteverfall oder eines Unfalls auf – auch bei Jüngeren.