Immobilien - Auf Sand gebaut

Ehrlichkeit gefragt

Börsen-Zeitung, 6.8.2009 Die Spitzenrendite spielt in den allermeisten Immobilienreports den Dreh- und Angelpunkt bei der aktuellen Beurteilung des jeweiligen Marktes. Obwohl dieser Wert "kaum noch den Markt abbildet", interveniert Thomas Beyerle,...

Ehrlichkeit gefragt

Die Spitzenrendite spielt in den allermeisten Immobilienreports den Dreh- und Angelpunkt bei der aktuellen Beurteilung des jeweiligen Marktes. Obwohl dieser Wert “kaum noch den Markt abbildet”, interveniert Thomas Beyerle, der Head of global Research bei Degi. Denn angesichts der massiv wegbrechenden Büromieten seien die bislang angewendeten Maßstäbe eine “ziemlich unsaubere Sache” geworden – “vielleicht darf auch das Wort unseriös gebraucht werden”.Doch was da als Polemik daherkommt, hat einen durchaus seriösen Hintergrund. Am Frankfurter Beispiel zeigt Beyerle die Konsequenzen, die sich aus abrupten Marktbewegungen ergeben, mit der Folge, dass die Spitzenrendite als Benchmark vorerst ausgedient haben dürfte. Denn je nach dem Zeitpunkt der Mietvertragsunterzeichnung ergibt sich ein deutlicher “Over-” oder “Underrent”. Ein vor knapp zehn Jahren abgeschlossener Vertrag spielt dem Eigentümer dank der inzwischen rückläufigen Marktmiete und der üblicherweise bei Gewerbeimmobilien vereinbarten Inflationsindexierung ein starkes “Overrent” ein, während bei einer Neuvermietung auf niedrigem Mietniveau ein “Underrent” droht. Auf die Spitzenrendite umgerechnet ergibt sich eine breite Spanne zwischen 4,8 und 7,6%, dies ist weit weg von den aktuellen Maklerangaben, die 5,3 bis 5,5% ausweisen. Können publizierte und realisierte Renditen wieder in Einklang gebracht werden, lassen sich auch die allzu oft dramatisch auseinander laufenden Erwartungen zwischen Verkäufern und Käufern wieder annähern – ein erster Schritt zur Überwindung des schockgefrosteten Marktes. ge