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Energieversorgung am Scheideweg

Abwendung von der bisherigen Politik gefordert - Gewaltig steigender Bedarf in den kommenden Jahren

Energieversorgung am Scheideweg

Von Frank Bremser, FrankfurtDie Weltwirtschaftskrise hat auch Vorteile – zumindest für das Weltklima. Denn aufgrund des Einbruchs in der Energieproduktion ist auch die Nachfrage nach Energieträgern wie Öl und Kohle gesunken. Der Haupteffekt ist in diesem Zusammenhang nach Schätzungen der Internationalen Energie Agentur (IEA), dass sich die Kohlendioxid-Emissionen 2009 allein aus diesem Grund um gut 3 % verringern werden. Das ist der größte jährliche Rückgang seit mehr als 40 Jahren. Die Krise verbessere die Chance, die Klimaziele zu erreichen, erklärte denn auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Bangkok. Dazu müssten aber zusätzlich umweltfreundliche Techniken her. “Um diese Energierevolution zu erreichen, sind zwischen 2010 und 2030 Investitionen von zehn Billionen Dollar im Energiesektor nötig”, so die OECD. Das sind 0,5 % der Weltwirtschaftsleistung.”Wenn die Welt auf der Basis der heutigen Energie- und Klimapolitik weitermacht, wird das schwere Folgen für das Klima haben”, sagte OECD-Chef Nobuo Tanaka. “Die Energie ist der Kern des Problems und muss auch der Kern der Lösung sein.”Klarer Gewinner – wenn diese Forderungen sich durchsetzen sollten – sind im Energiesektor vor allem die Unternehmen, die im Bereich der alternativen Energiequellen wie Solar- und Windkraft tätig sind. Nicht zuletzt durch politische Förderung ist die Produktion in diesem Bereich in den vergangenen Jahren sehr stark angestiegen, deckt aber immer noch nur einen Bruchteil der benötigten Mengen ab. Angesichts der schwindenden Vorräte an fossilen Rohstoffen und der anhaltenden Diskussion um die Atomkraft dürfte dieser Branche auch in den kommenden Jahren ein stetiges Wachstum bevorstehen. Mehr als verdoppeltEnergie ist aber nicht nur aus klimapolitischer Sicht eine Kernfrage für die Entwicklung der Welt in den kommenden Jahren. So hat sich etwa der globale Rohölverbrauch in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdoppelt. Derzeit liegt er bei knapp 80 Mill. Barrel, die IEA erwartet bis zum Jahr 2023 einen Anstieg bis auf 100 Mill. Barrel.Schlichte Gründe dafür sind zum einen das stetige Bevölkerungswachstum, das mit einer höheren Nachfrage nach Energie einhergeht, und zum anderen das Wirtschaftswachstum und die Industrialisierung von Staaten wie Indien und China. China ist etwa bei den Energieträgern bereits zum größten Nachfrager weltweit aufgestiegen. Nach Schätzungen der IEA wird der Bedarf bei sämtlichen Energieträgern und Energieformen in der Zukunft weiter stark zunehmen (siehe Grafik). So hat die Wirtschaftskrise zwar eine leichte Abschwächung dieser Entwicklung mit sich gebracht, am langfristigen Aufwärtstrend ändert sich prinzipiell allerdings kaum etwas.Von dieser Entwicklung profitieren neben den Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien auch viele andere Branchen – etwa die großen Energiekonzerne, die diesen Bedarf decken müssen. Der unablässig steigenden Nachfrage steht jedoch vor allem bei den fossilen Energieträgern ein stark begrenztes Angebot gegenüber. So haben die meisten großen Ölfelder ihren Förderhöhepunkt bereits überschritten. Die jüngsten großen Funde wie ein im vergangenen Jahr entdecktes Ölfeld vor der brasilianischen Küste liegen oft in großer Tiefe unter dem Meer, was die Förderung sehr teuer macht. Ähnliches gilt für die kanadischen Ölsande, deren Förderung Branchenexperten zufolge erst ab einem Ölpreis von 70 Dollar wirtschaftlich sinnvoll ist. Dementsprechend rechnen die meisten Rohstoffanalysten mit einem auf absehbare Zeit stark steigenden Ölpreis.Profitieren werden von dieser Entwicklung etwa große Ölmultis wie Shell oder Exxon, die dafür zuständig sind, den wachsenden Ölhunger zu stillen. Interessant sind aber auch die Dienstleister der Ölkonzerne wie Schlumberger.