Eng an die Realwirtschaft gekoppelt
Mit einer eng an die Realwirtschaft gekoppelten Strategie für die Finanzanlagen kommt die Software-AG-Stiftung auf eine durchschnittliche Jahresrendite von 5,7 %. Der eigene Vermögensverwalter wurde im vergangenen Jahr ausgegründet, um die Anlagestrategie auch Drittenanbieten zu können.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtStiftungen dürfen per Gesetz nicht an ihre Vermögenssubstanz gehen, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass in dieser Investorengruppe Ideen zu finden sind, wo sich derzeit noch Geld im für Vermögensverwalter unangenehmen Umfeld von Schuldenkrise und niedrigen Zinsen machen lässt. Die Finanzanlagen der Software-AG-Stiftung, mit 1,3 Mrd. Euro hierzulande die neuntgrößte Stiftung privaten Rechts, folgen seit jeher dem Ziel, dass sich die Kapitalanlage nicht von der Realwirtschaft abkoppeln sollte. Daher wird ausschließlich in Unternehmen investiert. Und das mit derart gutem Erfolg, dass der eigene Vermögensverwalter vor wenigen Monaten ausgegründet wurde und nunmehr seine Dienste auch anderen anbietet.Seit September 2011 ist die Prisma Investmentaktiengesellschaft, ausgestattet mit einer Lizenz der Finanzaufsicht BaFin, am Start und verwaltet knapp eine halbe Mrd. Euro. Davon sind 280 Mill. Euro von der Stiftung, der Rest von einer Versicherung und einem Unternehmen. Nun sollen weitere bis zu 50 Mill. Euro einer Pensionskasse hinzukommen. Der größere Rest des Stiftungsvermögens steckt übrigens in Aktien des Softwareunternehmens (600 Mill. Euro) bzw. in Immobilien und Direktbeteiligungen. Werte schaffenIm Bereich der Finanzanlagen der Software-Stiftung stehen “wertschöpfende Unternehmen im Zentrum”, wie Andreas Rachor, Vorstand der Prisma, erläutert. Die Gesellschaft gehört zu 60 % der Stiftung, der Rest der Anteile liegt bei Rachor. Er hat seit 2002 als Anlagemanager der Stiftung im Schnitt 5,7 % jährlich an Rendite eingebracht. 2003 gab es in der Spitze 14,6 %. 2011 waren es trotz des Einbruchs an den Märkten 1,8 %. Lediglich 2008 enttäuschte mit – 23,5 % wegen der Konjunkturabkühlung.Dabei fährt die Stiftung seit Jahren ein gemischtes Unternehmensportfolio, das sich grundsätzlich zu 60 % aus Anleihen und zu 40 % aus Aktien zusammensetzt. Derzeit sind es bei Equity nur 14 %, 86 % sind in Anleihen und Cash. Dabei wird in Unternehmen investiert, die zumindest teilweise mit der anthroposophischen Grundhaltung des Software-Gründers Peter Schnell in Einklang stehen. Damit sind Atomenergie, Rüstung oder Gentechnik ausgeschlossen. Ebenso Investmentbanken, die “nur Gelder umverteilen, wobei einer gewinnt und einer verliert, aber keine Werte geschaffen werden”, wie Rachor erläutert. Stattdessen prüfen Rachor und sein dreiköpfiges Team etwa, ob Mitarbeiter wertgeschätzt werden, welche Rolle die Ausbildung spielt und wie erfolgreich die Produkte sind. Aber auch die Fundamentalanalyse mit Eigenkapitalrendite, Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital, Cash-flow oder Kurs-/Buchwert wird nicht vernachlässigt.”Wir nennen diesen Ansatz ,Zeitgemäßes Investieren”`, so Rachor. Dahinter verbirgt sich zu knapp 50 % Deutschland (siehe Grafik), gefolgt von den Niederlanden. Große Positionen im Aktienbereich sind derzeit z. B. Henkel, Heidelberg Cement, Swiss Re, das Singapurer Industriekonglomerat Fraser and Neave oder die malaysische Fluggesellschaft AirAsia. Im Anleihenbereich sind die wichtigsten Positionen u. a.: Fresenius Medical Care, Rhön-Klinikum, Deutsche Börse, Conti-Gummi, der französische Autobahnbetreiber Société Autoroute Paris-Rhin-Rhône, Vodafone oder das finnische Finanzunternehmen Sampo. Seit Ausgründung der Prisma legte das Software-Portfolio, das wie alle Investmentstile der Investmentaktiengesellschaft als Spezialfonds über die Universal-Investment administriert wird, um 6,5 % zu.Mehr noch ging es für das High-Yield-Unternehmensanleihenportfolio für den deutschen Versicherungskunden nach oben, nämlich um 8,2 %. Auch bei den hoch verzinsten Titeln ist Deutschland mit 65 % der Schwerpunkt im Portfolio vor Frankreich (siehe Grafik). Hier sind die wichtigsten Positionen u. a. Schaeffler, Südzucker, Unity Media oder der Schweizer Airline-Caterer Gategroup. Als dritten Anlagestil wird Prisma für die Pensionskasse asiatische Aktien anbieten und damit einen Teilbereich des Stiftungsportfolios nun als Spezialisierung für Dritte offerieren. “Auch hier machen wir selber die Analysen und treffen uns mit den Unternehmen vor Ort”, hebt Rachor hervor.Eine Veränderung des gemischten Stiftungsportfolios sei in den Krisenjahren nicht nötig gewesen, zeigt sich Rachor stolz. “Wir halten Bonds in der Regel auf Endfälligkeit, selten hat bislang das Geschäftsmodell der von uns ausgesuchten Unternehmen nicht funktioniert.” Der Aktienpart müsse natürlich etwas aktiver gemanagt werden, um die Konjunkturschwankungen und Marktvolatilitäten abzufedern. In die Euro-Peripherie wurde unter Risikogesichtspunkten bewusst nicht investiert.