Asset Management

"Es fehlt der Mut zum Risiko"

Union-Studie: Investmentkultur leidet unter Sicherheitsdenken und Restriktionen

"Es fehlt der Mut zum Risiko"

cra Frankfurt – Die institutionellen Investoren in Deutschland gehen zu wenig bewusst mit Risiken in der Kapitalanlage um. Das ergab eine Studie zum Thema Investmentkultur, für die Union Investment 173 Investoren befragte, die insgesamt 200 Mrd. Euro verwalten. Neben der mangelnden Risikobereitschaft hemmten auch Restriktionen die Investmentkultur in Deutschland. Dies könnten interne Vorgaben oder Restriktionen der Finanzaufsicht sein. “Den Deutschen fehlt der Mut zum Risiko – auch zum beherrschbaren und kalkulierbaren Risiko”, sagte Rüdiger Ginsberg, Vorstandssprecher der Union Asset Management Holding. In der Umfrage, die Union Investment mit Roland Berger durchführte, wurden die sechs Indikatoren Risikobewusstsein, Zuversicht, Information, Zielvorgaben, Restriktionen und Unabhängigkeit erhoben, gewichtet und zu einem Index zusammengefasst. Ihr Risikobewusstsein mussten die Investoren auf einer Skala von 1 bis 100 einstufen. Es gaben 48 % der Befragten an, dass die Sicherheit der Anlage bei ihnen absolut im Vordergrund stehe. Kein deutscher Investor sagte, dass er sehr hohe Ertragserwartungen habe und dabei auch hohe Verlustrisiken eingehe (siehe Grafik). Anders verhält es sich bei den 22 ausländischen Institutionellen, die ebenfalls befragt wurden. In dieser Gruppe stuften sich 14 % in die spekulative Kategorie ein. Allerdings sind die befragten Ausländer erheblich größer als die deutschen Investoren und stehen für 1 Bill. Euro Anlagevermögen. Und auch bei den deutschen Investoren hat Union umso bessere Werte festgestellt, je größer das verwaltete Vermögen ist. “Um die Investmentkultur institutioneller Anleger in Deutschland zu verbessern, müssen sich Anleger dringend bewusster mit Risiken auseinander setzen”, sagte Union-Vorstandsmitglied Alexander Schindler. Mangelnde Freiheit Nach dem Risikobewusstsein stellte der Indikator “Restriktionen” den wichtigsten Faktor in der Union-Umfrage dar. Es wurde gemessen, ob die Investoren Regulierungen als angemessen und sachgerecht für ihre Anlageentscheidung erachteten. Auf der Skala von 1 bis 100 ergab sich hier ein Wert von 41,7. Dieser niedrige Wert deute darauf hin, “dass institutionelle Investoren sich durch Restriktionen in ihrer Entscheidungsfreiheit unangemessen eingeschränkt” fühlten, so Schindler. Die Investmentkultur sei “spürbar durch das Gefühl der Unfreiheit der Akteure bestimmt”. Gäbe es keine internen Restriktionen (Anlagevorschriften, Limite, Vorstandsmeinung etc.) oder externe Vorgaben (Aufsicht, Bilanzierungsregeln etc.), so könnte eine um 1,4 bzw. 1,5 % bessere Rendite erzielt werden, meinen die befragten Investoren. Als positiv wertete Schindler, dass die Investoren klare Zielvorgaben hätten. Hier wurde ein Wert von 61,9 erreicht. Insgesamt kommt die Studie zu einem Wert für den Investmentkultur-Index von 51,4 bei deutschen und von 64 bei den größeren ausländischen Investoren. Die Skala reicht von 1 bis 100. Die Studie soll alle zwei Jahre aktualisiert werden.