"Es ist keine Abkehr von swapbasierten Produkten"
– Erst kommt Lyxor und dann auch die Deutsche Bank mit physisch replizierenden Indexfonds. Ist das eine Abkehr von swapbasierten ETF?Zunächst einmal: Unsere jüngste Entscheidung, einige ausgewählte ETF aus dem Anleihebereich auf physisch replizierend umzustellen, ist in keinem Fall eine Abkehr von swap-basierten Produkten. Vielmehr möchten wir Anlegern das Beste aus zwei Welten anbieten, weshalb wir unser Angebotsportfolio diversifizieren und damit einfach auf den Wunsch vieler Investoren eingehen. Nach wie vor besteht ein hohes Interesse an Fixed-Income-ETF, und dabei bevorzugen Anleger voll replizierende ETF, insbesondere im Staatsanleihebereich. Hinzu kommt, dass in diesem Produktsegment eine swapbasierte Produktstruktur keinen wesentlichen Vorteil bietet – es ist also nur logisch, dass wir diese Produkte nun umstellen. Umgekehrt heißt dies übrigens nicht, dass Lyxor nun alle Rentenprodukte vollreplizierend anbieten wird. Je nach Segment untersuchen wir am Markt, welche Konstruktion für den Anleger am attraktivsten ist.- Haben Anleger 2012 auf die Kritik gegenüber swapbasierten Indexfonds mit den Füßen abgestimmt und fast ausschließlich auf physisch replizierende ETF gesetzt? Ist dies ein neuer Trend, oder ist das eine Folge der neuen Regularien?Aus meiner Sicht war das Jahr 2012 sicherlich kein repräsentatives, insbesondere, weil das Anlegerinteresse vergleichsweise einseitig auf den Anleihebereich gerichtet war – und die Mehrheit der Rentenprodukte ihre Indizes vollreplizierend abbildet. Lyxor war dagegen traditionell ein ETF-Haus mit Fokus auf Aktienprodukte. Mit unseren Fixed-Income-Produkten reagieren wir auf das gestiegene Anlegerinteresse, und nicht auf neue Regularien. Aus meiner Sicht haben übrigens eher direkt abbildende ETF ein Regulationsproblem. Bei vielen dieser Produkte ist die Transparenz immer noch nicht auf dem von der Esma geforderten Niveau.- Wollen sie weitere Produkte in physisch replizierender Form auflegen?Wir werden uns im Einzelfall anschauen, inwiefern dies Sinn ergibt, wobei ich dabei auch nicht ausschließen möchte, dass wir auch vollreplizierende Aktien-ETF auflegen werden, jedoch nicht auf kurze Sicht. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Bei einem ETF auf Goldminenaktien könnte es durchaus Sinn ergeben, das Produkt als vollreplizierenden ETF anzubieten.- Wo sehen Sie die Trends im kommenden Jahr?Keine Frage: Auf der Fixed-Income-Seite dürfte weiterhin Potenzial bestehen. Es ist aber auch ein Wechsel in Richtung der Aktienseite möglich. Ein Zeichen ist vielleicht das wachsende Interesse am chinesischen Markt, wir haben zum Beispiel in unseren ETF auf den China Enterprise (HSCEI) Zuflüsse im dreistelligen Millionenbereich gesehen. Mit mehr als 900 Mill. Euro ist er der Größte seiner Art in Europa.- Ist die Senkung der Verwaltungsgebühren für einige ihrer ETF ein Zeichen für einen Preiswettkampf im kommenden Jahr?Nein. Seitdem wir als erster Anbieter mit swapbasierten Produkten im Jahr 2001 auf den Markt gekommen sind, haben wir keine Preisanpassungen vorgenommen. Seitdem ist eine Reihe neuer Anbieter auf den Markt gekommen, wobei unsere Managementgebühren im Vergleich nach wie vor angemessen sind. Für viele Anleger sind niedrige Verwaltungsgebühren auch nicht das wichtigste Qualitätskriterium für einen ETF, aber natürlich schauen Investoren auf die Kosten. Und auf den ersten Blick sind wir nicht die preiswertesten, obwohl unsere Produkte oftmals die beste Performance bieten.- In den USA herrscht ein reger Preiskampf. Einige Anbieter haben Produkte delistet oder das ETF-Business eingestellt. Wann sehen wir die Konsolidierung in Europa?Ich denke, dass die Konsolidierung mittel- bis langfristig kommt, und möglicherweise ist der Verkauf der ETF-Einheit eines Schweizer Anbieters das erste Anzeichen. Allerdings begrüßen wir ausdrücklich die große Produktvielfalt am Markt. Jedoch wollen und werden wir keine Produkte am Leben erhalten, die kein Kundeninteresse auf sich ziehen können.- Wie viele Produkte haben sie 2012 delistet?Wir sprechen hier von fünf ETF. Ich würde dies als Teil unserer normalen Produktpflege bezeichnen.—-Das Interview führte Armin Schmitz.