ETF-Anbieter verbessern Transparenz
Exchange Traded Funds (ETF) haben im vergangenen Jahr wegen fehlender Transparenz, des Gegenparteirisikos und der Wertpapierleihe in der Kritik gestanden. Anbieter von physisch abbildenden ETF sind unter dem Druck der Regulatoren dazu übergegangen, die Transparenz der Wertpapierleihe zu verbessern. Nach Ansicht von Morningstar besteht aber noch genügend Raum für Optimierungen.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Regulierungsbehörden haben im vergangenen Jahr die fehlende Transparenz der Wertpapierleihe bei den börsengehandelten Indexfonds kritisiert. Die besicherte Leihe bzw. das Collateralised Lending nutzen neben den passiven ETF und aktiv gemanagten Fonds auch viele andere Investorengruppen, um zusätzliche Erträge zu erzielen. Vom Leiher werden Sicherheiten für die verliehenen Wertpapiere gefordert. Die Art und die Qualität der Sicherheiten differiert von Anbieter zu Anbieter. Es gibt hierzulande keine einheitlichen Regeln. Anders in den USA. Dort dürfen Fonds effektiv nur 50 % des Nettoinventarwerts (NIW) ausleihen.Das Analyseunternehmen Morningstar hat nun die Wertpapierleihepraxis von zehn europäischen Anbietern von physisch replizierenden ETF untersucht. Die ETF-Analysten Gordon Rose und Hortense Bioy stellten dabei fest, dass die Wertpapierleihe bei den physisch replizierenden ETF 2011 recht verbreitet war. Rund 45 % der Ende 2011 am europäischen Markt zugelassenen physisch replizierenden ETF haben im vergangenen Jahr die Wertpapierleihe eingesetzt, um zusätzliche Erträge zu erzielen. 76 % der Aktienindexfonds nutzten die Wertpapierleihe, aber nur 24 % der Anleihe-ETF. Morningstar weist in ihrer Untersuchung darauf hin, dass Anbieter wie beispielsweise ETFLab und iShares im vergangenen Jahr bis zu 100 % ihrer deutschen Staatsanleihen ausgeliehen hätten. Auch ComStage hat im vergangenen Jahr bis zu 100 % der Wertpapiere ihrer Dax-ETF und Euro Stoxx 50-ETF verliehen. Morningstar stellte fest, dass die effektive durchschnittliche Ausleiherate 2011 tiefer lag. 85 % der ETF hatten weniger als die Hälfte ihres NIW verliehen. Zwei Drittel der Indexfonds verliehen sogar weniger als 20 % des Fondsvermögens.Von den Aufsichtsbehörden wurde daher mehr Transparenz gefordert. Das im Juli 2012 von der Europäischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (ESMA) veröffentlichte Konsultationspapier bezog allerdings alle Ucits-Fonds ein. Damit sollen für alle Fonds, die nach der gleichnamigen EU-Richtlinie reguliert werden, Restriktionen für die Portfoliogeschäfte gelten und nicht nur für die ETF.Erst unter dem Druck von Regulierungsbehörden und Investoren gingen dann ETF-Anbieter dazu über, die Ergebnisse und das Ausmaß der Wertpapierleihe zu limitieren und zeitnaher auf ihren Webseiten zu veröffentlichen. Vorher wurden sie lediglich im Halbjahres- oder Jahresbericht genannt. Die BlackRock-Tochter iShares, Marktführer und größter Anbieter von physisch replizierenden ETF, ist als erster Emittent dazu übergegangen, für die in Irland beheimateten Indexfonds die Daten zur Wertpapierleihe auf täglicher Basis zu veröffentlichen. Anbieter wie Credit Suisse, UBS und State Street Global Advisors sind dem Marktführer dann gefolgt. Darüber hinaus hat iShares eine Maximalquote für die Wertpapierleihe von 50 % eingeführt. Keiner ihrer ETF darf also mehr als 50 % seines NIW verleihen.Die Morningstar-Analysten üben allerdings auch Kritik. Zwar hat die ESMA eine Weitergabe aller Nachkostenerträge aus der Wertpapierleihe gefordert. Doch die Analysten glauben nicht, dass die Anleger eine höhere Rendite mit diesen ETF erzielen können als zuvor. Sie erwarten, dass die Anbieter “eher die Art und Weise, wie sie diese Kosten in Zukunft veröffentlichen, ändern als den Verteilungsschlüssel”. Die ESMA-Richtlinie lege nicht eindeutig fest, wie sich die operativen Kosten der Wertpapierleihe zusammenzusetzen haben. Morningstar fordert daher mehr Transparenz, indem die Anbieter neben den Nettoerträgen auch die mit der Wertpapierleihe verbundenen Kosten offenlegen und aufschlüsseln. Der Anleger müsse verstehen, “ob er für sein eingegangenes Kontrahentenrisiko angemessen entlohnt wird”. Außerdem sollten nach Ansicht von Morningstar die Anbieter monatlich die durchschnittliche Leihequote in jedem ihrer Indexfonds veröffentlichen. Sinnvoll sei es auch, Auskunft über die maximale Leihequote der vorangegangenen Monate und das mit der Wertpapierleihe verbundene Risikomanagement zu geben.——WertpapierleiheWertpapierleihe, auch Securities Lending oder Collateralised Lending genannt, wird von Fondsgesellschaften sowie anderen institutionellen Investoren genutzt, um zusätzliche Erträge zu erzielen. Die Leiher hoffen, von fallenden Kursen profitieren zu können. Sie verkaufen die geliehenen Papiere in der Erwartung, sie später preiswerter zurückkaufen zu können. Für die Leihe erhält der Entleiher eine Gebühr. Außerdem fordert er von dem Kunden als Sicherheit für die verliehenen Wertpapiere Kreditsicherheiten in Form von Cash, Anleihen oder anderen Wertpapieren. ars——