ANLAGEPRODUKTE

ETF bringen Lateinamerikas Aktien ins Depot

Große Produktzahl konzentriert sich auf wenige Märkte - Handelskosten der Indexfonds sehr unterschiedlich

ETF bringen Lateinamerikas Aktien ins Depot

Das Ende der Rohstoffhausse und die bevorstehende Änderung der Geldpolitik der US-Notenbank hat viele lateinamerikanische Aktienmärkte getroffen. Nichtsdestotrotz bieten diese Plätze interessante Chancen. Anleger können diese Handelsplätze mit Indexfonds passiv abbilden.Von Armin Schmitz, FrankfurtDer Einbruch am brasilianischen Aktienmarkt von mehr als 4 % aufgrund der Eskalation der Proteste in Brasilien lenkt den Blick der globalen Anleger verstärkt auf die lateinamerikanischen Aktienmärkte. Waren sie bei den Investoren in den vergangenen Jahren sehr beliebt, haben sie sich zuletzt recht unterschiedlich entwickelt.Das Minus von 8 % seit Anfang des Jahres im MSCI EM Latin America gibt die Entwicklung der verschiedenen südamerikanischen Märkte nur ungenügend wieder. Während der brasilianische Bovespa einen Verlust von 26 % und der mexikanische IPC ein Minus von 6,8 % aufweist, stieg der argentinische Merval um 4,9 %. Der Markt in Venezuela sprang im laufenden Jahr sogar um 157,3 % nach oben.Der MSCI EM Latin America leidet unter der hohen Gewichtung des brasilianischen und mexikanischen Aktienmarktes. Vor dem Hintergrund des BRIC-Themas und der Hausse an den Rohstoffmärkten hat vor allem der brasilianische Aktienmarkt in den vergangenen Jahren kräftige Zuflüsse ausländischen Anlagekapitals gesehen.Die lateinamerikanischen Aktienmärkte wurden dabei nicht zuletzt auch von den ETF-Anlegern als Anlageregion entdeckt. Es wundert daher nicht, dass der iShares MSCI Brazil Ucits ETF (DE000A0HG2M1) rund 540 Mill. Euro verwaltet. Er ist damit einer der größten Lateinamerika-ETF in Deutschland.Der Anleger hat insgesamt eine große Auswahl an Produkten, die allerdings nur eine eingeschränkte Zahl an Indizes abdecken. Neben dem MSCI EM Latin America gibt es lediglich Exchange Traded Funds (ETF) auf die Aktienmärkte in Brasilien, Chile und Mexiko. Über den MSCI-Index investiert der Anleger in geringem Umfang noch in Kolumbien und Peru. Doch Brasilien bildet mit einem Anteil von fast 59 % den Schwerpunkt innerhalb des Index. Mexiko kommt auf knapp 25 %. Neben dem iShares-Produkt bieten noch DB X-Trackers (LU0292108619) und Lyxor (FR0010410266) Indexfonds auf den MSCI EM Latin America an. Dabei weisen die ETF von DB X-Trackers und Lyxor mit einer Gesamtkostenquote von jeweils 0,65 % die geringsten Kosten auf. Verschiedene ZeitzonenHinzu kommen allerdings noch die Handelskosten. Gerade bei den Produkten auf Schwellenländer in anderen Zeitzonen als der unseren sind diese nicht zu vernachlässigen. Gemessen werden die Handelskosten an dem Xetra-Liquiditätsmaß (XLM). Die Kennzahl XLM in Basispunkten verdeutlicht, welche Kosten ein zeitgleicher Kauf und Verkauf einer Position bei einer Auftragsgröße von 100 000 Euro hätte. Je kleiner also der XLM-Wert, desto liquider und preiswerter ist der Handel. Dabei schneidet der physische ETF von iShares mit einem Wert von 33,3 Basispunkten (BP) am besten ab. Wie groß der Unterschied zu den Märkten in den entwickelten Ländern ist, zeigt ein Vergleich zu einem Indexfonds auf den deutschen Leitindex. Im Vergleich dazu weist ein Dax-ETF wie der von iShares (DE0005933931) lediglich einen XLM von 3,4 BP auf. Die Handelskosten liegen sogar unter denen der 30 Blue Chips im Dax.Der Blick auf die Handelskosten ist vor allem bei den Indexfonds auf den brasilianischen Aktienmarkt wichtig. Während der iShares MSCI Brazil Ucits ETF (DE000A0HG2M1) ein XML von lediglich 29 Basispunkten aufweist, kommt der mit einem Anlegervermögen von 3 Mill. Euro sehr kleine UBS (Irl) ETF plc – MSCI Brazil (IE00B6SBCY47) nach Angaben der Deutschen Börse auf einen Wert von 129 BP. Besonders hohe Handelskosten fallen auch bei exotischen Märkten wie dem chilenischen Handelsplatz an. Die Produkte von iShares (IE00B5NLL897) und DB X-Trackers (LU0592217797) auf den MSCI Chile weisen Werte von 94 und 126 Basispunkten auf.Anleger können also eine eingeschränkte Auswahl an Schwellenländern Lateinamerikas mit ETF passiv abbilden. Allerdings sollten sie bei der Wahl der Produkte noch mehr als bei den Indexfonds auf die Standardwerteindizes der entwickelten Länder und auf die Handelsqualität der Produkte achten.