ETF ebnen den Weg an Chinas Kapitalmarkt
Trübe Stimmung hält den chinesischen Aktienmarkt in Schach. Der Shanghai Composite Index ist in der abgelaufenen Woche kurzzeitig unter 2 000 Punkte gerutscht und damit auf den tiefsten Stand seit 2009. Während sich chinesische Anleger zurückhalten, sind die ausländischen Investoren auf der Käuferseite. Dabei nutzen die Ausländer gerne Indexfonds, um in den streng regulierten Markt einzusteigen. Der Investor ist allerdings gut beraten, sich vor dem Kauf die abgebildeten Indizes genauer anzuschauen, um Enttäuschungen vorzubeugen.Von Armin Schmitz, FrankfurtDer Rückgang des Wirtschaftswachstums in China und die restriktive Geldpolitik der chinesischen Notenbank sind denkbar schlechte Rahmenbedingungen für eine euphorische Stimmung unter den chinesischen Anlegern. Auch die Ankündigung neuer Infrastrukturprojekte zur Belebung der Baukonjunktur hat keine Kaufbereitschaft aufkommen lassen. Lediglich Ausländer haben 2012 mehr als 7 Mrd. Dollar in chinesischen Aktien angelegt.Großen Anteil daran haben die Indexfonds, die auch ausländischen Investoren den Zugang zu den chinesischen Aktienmärkten ermöglichen, die ihnen für ein Einzelinvestment meist verschlossen bleiben. Bisher stand der Aktienmarkt in China unter der Kontrolle der Aufsichtsbehörden und einheimischen Investoren. Die Aufsichtsbehörden haben aber ihre Bemühungen in den vergangenen Monaten verstärkt, den Kapitalmarkt für ausländische Investoren zugänglicher zu machen. So erhöhten sie die Investmentquote für Qualified Foreign Institutional Investors (QFII), also zugelassene und qualifizierte ausländische Investoren, von 50 Mrd. auf 80 Mrd. Dollar. Auf der anderen Seite reduzierten die Behörden die administrativen Anforderungen, damit Ausländer einen Zugang zum chinesischen Kapitalmarkt bekommen können. Ende August gab es nach Angaben der Deutschen Bank rund 181 ausländische Investoren, denen die Behörden mit QFII-Lizenzen den Handel an den chinesischen Kapitalmärkten ermöglichten. Ende Juli hatten rund 152 von ihnen rund 30 Mrd. Dollar in China investiert. Im laufenden Jahr legten sie 8,2 Mrd. Dollar neu an. Um die Anlagebedingungen an den chinesischen Handelsplätzen zu verbessern, wird sukzessive auch der handelbare Free Float der Aktien erhöht.Der Zugang zum chinesischen Aktienmarkt ist dennoch nicht einfach. So bestehen verschiedene Aktiengattungen, die nur für unterschiedliche Investorengruppen zugelassen sind, sowie unterschiedliche Währungen und andere Restriktionen. Nach einer Analyse der Deutschen Bank gibt es aktuell rund acht verschiedene Aktienklassen, die von A-Shares, die in Yuan gehandelt werden, bis hin zu S-Shares reichen, die in Singapur-Dollar notieren. Einen relativ einfachen Zugang können Exchange Traded Funds (ETF) geben. Mittlerweile ist das Angebot auf 132 Indexfonds angewachsen, die den chinesischen Aktienmarkt abbilden. Sie weisen Assets under Management von 38,8 Mrd. Dollar auf. Sie bilden die Entwicklung des breiten Angebotes von unterschiedlichen Aktiengattungen ab, die an den chinesischen Aktienmärkten angeboten werden, sowie einzelne Sektoren bzw. Anlagestile. Die Indizes, in die Anleger über die ETF investieren können, werden grob in zwei Gruppen eingeteilt: Die Marktbarometer, die Onshore-Aktien, also Inlandswerte abbilden, und Indizes, die Offshore-Aktien abbilden. Die Onshore-Indizes wie beispielsweise der CSI 300 oder FTSE China A50 bilden in der Regel A- oder B-Share-Klassen des Festlandes ab. Offshore-Indizes wie der S & P China BMI, der MSCI China und der Hang Seng Index spiegeln die Wertentwicklung von H-/N-/L-Share-Klassen und Red/P-Chips von Börsen wider, die nicht mit dem Festland verbunden sind. Hohe KorrelationEine Analyse der Deutschen Bank zeigt, dass Indizes derselben Gruppe eine hohe Korrelation zueinander aufweisen. Da sich die Korrelationsfaktoren zwischen 0,91 und 1 bewegen, ist es für den Anleger nahezu egal, ob er einen ETF auf den CSI 300 oder auf den FTSE China A50 kauft. Dagegen ist die Korrelation zwischen beiden Gruppen wesentlich geringer. So liegt der Korrelationsfaktor zwischen dem CSI 300 und dem MSCI China nur bei 0,48.Der Anleger hat in Deutschland die Wahl zwischen 18 verschiedenen Indexfonds- und Sektor-ETF, die Anlegergelder in Höhe von knapp 2,3 Mrd. Euro verwalten. Gemessen an dem verwalteten Vermögen von 726 Mill. Euro (europaweit) ist der Lyxor ETF China Enterprise (HESCEI) der größte China-ETF. Es handelt sich bei dem Index allerdings um einen Offshore-Index, der in Hongkong gelistete Unternehmen abbildet. Es folgt der iShares FTSE China 25 Index mit einem Volumen von 668 Mill. Euro (europaweit). Auch dieser ETF bildet einen Offshore-Index ab. Der DB X-Trackers CSI 300 spiegelt dagegen einen Onshore-Index wider. Er verwaltet europaweit ein Vermögen von rund 273 Mill. Euro. Die Gesamtkostenquote von 0,5 % liegt im unteren Bereich der Vergleichsgruppe. Die Übersicht (siehe Tabelle) zeigt, dass Index nicht gleich Index ist. Der Investor ist allerdings gut beraten, sich vor dem Kauf die abgebildeten Marktbarometer genauer anzuschauen, um Enttäuschungen vorzubeugen.