Factoring stärkt Expansion und minimiert Risiken
Ob es 2020 für Deutschland zum Titel des Exportweltmeisters reicht oder nicht, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt unklar. Sicher scheint hingegen: Der Außenhandel bleibt eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft. Nach einer Schwächephase im Herbst 2019 legten die Ausfuhren im Dezember 2019 wieder leicht um 0,1 % zu. Unter dem Strich könnte der Handelsbilanzüberschuss laut Ifo-Institut 2019 bei 293 Mrd. Dollar (rund 270 Mrd. Euro) oder etwa 7,6 % der deutschen Wirtschaftsleistung liegen. Einige FallstrickeDieses Ungleichgewicht zwischen Importen und Exporten bringt nicht nur ausländische Konkurrenten wie Frankreich oder die USA in Person von Präsident Donald Trump in Rage. Auch deutsche Unternehmen stehen angesichts der großen Bedeutung des Außenhandels vor Herausforderungen, die mitunter Kopfzerbrechen bereiten. Denn erst, wenn Exporte auch bezahlt sind, hat sich ein Geschäft gelohnt. Auf dem Weg dahin lauern allerdings einige Fallstricke.Während multinationale Konzerne in der Regel keine großen Probleme haben, Forderungen im Ausland einzutreiben, können mittelständische Unternehmen schneller an ihre Grenzen stoßen. Bereits eine Lieferung ins europäische Ausland verursacht für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zusätzlichen Aufwand. Neben höheren Kosten für Fracht und Abwicklung sind in vielen Staaten – dazu zählen auch wichtige Handelspartner wie Frankreich und Italien – längere Zahlungsziele von 60 Tagen und mehr üblich. Dieser Mehraufwand muss finanziert werden. Im Rahmen des Kontokorrentkredits der Hausbank ist eine derartige Exportfinanzierung zwar möglich, in der Regel aber nicht die beste Lösung.Weitaus sinnvoller ist eine alternative Finanzierungsform, die nicht nur kostengünstiger ist, sondern zahlreiche weitere Vorteile bietet – und somit auch mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit bietet, auf den rasant wachsenden Weltmärkten nicht den Anschluss zu verlieren. Ein gutes Beispiel dafür ist das sogenannte Factoring: sprich der Verkauf von Forderungen. Arbeitet ein Unternehmen mit einer erfahrenen Factoringgesellschaft zusammen, können Forderungen gegenüber Kunden also an den sogenannten Factor abgetreten werden. Voraussetzung dafür: Die jeweilige Leistung muss vom Unternehmen bereits erbracht worden und die Forderung frei von Rechten Dritter sein.Das Unternehmen erhält unmittelbar nach Abtretung der Forderung in der Regel 90 % des Forderungswertes ausbezahlt. Der restliche Betrag abzüglich der Factoringgebühr, dessen Höhe von zahlreichen Parametern bestimmt wird und somit nicht pauschal festzulegen ist, folgt, sobald der Kunde seine Rechnung gegenüber dem Factor beglichen oder Insolvenzantrag gestellt hat. Vor allem für Mittelständler, die sich in einem wettbewerbsintensiven Umfeld bewegen, ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Schließlich erzielen Unternehmen damit zum einen Flexibilität auf der Verhandlungsseite mit ihren Abnehmern, denen dann ein längeres Zahlungsziel eingeräumt werden kann. Gleichzeitig haben diese Firmen – im Vergleich zu Unternehmen, die Factoring meiden – auch einen klaren Wettbewerbsvorteil.Darüber hinaus ermöglicht Factoring, auf der Einkaufsseite flexibler zu agieren. Grund: Dank der sehr zeitnah zur Verfügung stehenden Liquidität können Skontoeffekte genutzt und somit zusätzliche Einsparpotenziale generiert werden. Unternehmen, die echtes Factoring und somit die meistverbreitete Variante dieser Finanzierungsform wählen, sichern sich zudem zu 100 % gegen Ausfallrisiken ab, trägt der Factor in diesem Fall doch auch das Bonitäts- oder Delkredererisiko. Das Unternehmen erhält den Rechnungsbetrag also selbst dann, wenn einer der Debitoren zahlungsunfähig ist. Auf Wunsch können auch das Debitorenmanagement und das Mahnwesen vom Factor übernommen werden.Vor allem für exportorientierte Unternehmen kann dieser Service überaus wertvoll sein. Das gilt vor allem vor dem Hintergrund, dass die ohnehin schon großzügig bemessenen Zahlungsziele ausländischer Geschäftspartner in der Praxis oftmals sogar deutlich überschritten werden. Gerade KMU, die sich neue Märkte erschlossen haben, können mit derartigen Gepflogenheiten manchmal nur schwer umgehen. Eine erfahrene Factoringgesellschaft spielt hier ihre Stärken aus. So betreibt etwa die Targobank seit rund 50 Jahren Forderungsfinanzierung, ist weltweit tätig und kann dank der damit einhergehenden Erfahrungen im Falle eines Zahlungsverzugs sofort geeignete Maßnahmen ergreifen. Besonders wichtig ist es in diesem Zusammenhang, die Spielregeln des jeweiligen Marktes zu berücksichtigen und auch bei säumigen Schuldnern angemessen zu reagieren. Factoringmarkt wächst kräftigEs existieren also zahlreiche gute Gründe, weshalb sich Factoring bei deutschen Unternehmen mehr und mehr etabliert hat, wobei sich ersten Erhebungen zufolge der Factoringmarkt im vergangenen Jahr besonders erfreulich entwickelte. So verzeichneten die Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes e.V., die rund 98 % des Factoringmarktes in Deutschland abdecken, 2019 ein Umsatzplus von 13,9 % auf nunmehr 275,5 Mrd. Euro. Dies bedeutet, dass der Factoringmarkt nun schon das zehnte Jahr in Folge sukzessive zulegt und sich der Umsatz seit Ende 2009 fast verdreifacht hat. Was die volkswirtschaftliche Bedeutung angeht, spielt Factoring somit inzwischen auch eine bedeutende Rolle. Schließlich weist die Factoringquote – also der Anteil des Factoringumsatzes am Bruttoinlandsprodukt – einen Wert von etwa 8 auf.Dass die offenen Forderungen nicht in die Aktivseite der Bilanz eingestellt werden müssen, ist ein weiterer Pluspunkt, weshalb mittlerweile über 90 000 Unternehmen ihre Forderungen gegenüber Kunden an den Factor abtreten. Schließlich optimieren Firmen damit ihre Eigenkapitalquote – und somit auch ihre Position gegenüber der Hausbank. Angesichts der Finalisierung von Basel III und Umsetzung von Basel IV ist das nicht nur ein weiteres nicht zu unterschätzendes Argument, das für Factoring spricht.Die damit wohl kaum zu vermeidende restriktivere Kreditvergabe – allen voran für KMU – bringt noch eine weitere attraktive Finanzierungsform ins Spiel. Und zwar Leasing. So sind für Unternehmen, die Leasing nutzen, Investitionen ohne Kapitaleinsatz möglich; die bestehenden Kreditlinien bleiben somit also unberührt. Und: Da die Leasingobjekte nicht in der Bilanz des Leasingnehmers auftauchen, wirkt sich auch Leasing positiv auf die Bilanz und das Rating aus. Dass die Leasingraten erst ab Nutzung der Investition anfallen, steigert die Attraktivität dieser Finanzierungsform zusätzlich, lassen sich doch auf diese Art die Raten aus den Erträgen des geleasten Gegenstandes erwirtschaften. Der Vertragsgestaltung sind dabei – im Rahmen der steuerlichen Möglichkeiten und Leasingerlasse – kaum Grenzen gesetzt. Bernd Renz, Leiter Vertrieb Factoring der Targobank