RECHT UND KAPITALMARKT - IM INTERVIEW: SEBASTIAN MAERKER

Finanzierungsalternative über Renminbi-Anleihen

Bekannte Marke und gutes Unternehmensrating für Emissionen hilfreich

Finanzierungsalternative über Renminbi-Anleihen

– Herr Maerker, Offshore-Renminbi-Anleihen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Was ist hierunter zu verstehen?Bei Offshore-Renminbi-Anleihen handelt es sich um Anleihen in der chinesischen Währung Renminbi Yuan (RMB), die jedoch ausschließlich bei Investoren außerhalb der Volksrepublik China (offshore) platziert werden. Um den Renminbi zu internationalisieren, wurden die Devisenbeschränkungen für RMB Mitte 2010 gelockert. Die vor allem in Hongkong bestehenden großen Bestände an Offshore-RMB (CNH) stehen seither auch internationalen Unternehmen für die Emission von RMB-Anleihen zur Verfügung.- Für welche Unternehmen kommt eine RMB-Anleihe in Frage?RMB-Anleihen, auch “Dim-Sum-Anleihen” genannt, sind insbesondere für solche Unternehmen interessant, die in oder mit China Geschäfte tätigen und hierfür Onshore-RMB (CNY) benötigen. Diese Unternehmen haben durch die Emission einer Offshore-RMB-Anleihe die Möglichkeit, sich angesichts derzeit niedriger Zinssätze günstig zu finanzieren und mit relativ geringem Aufwand Wechselkursrisiken zu verringern. Für eine erfolgreiche Platzierung einer RMB-Anleihe sind zudem eine in Asien bekannte Marke und ein gutes Unternehmensrating hilfreich. Zur Zahlung der Zinsen und zur Rückzahlung der Anleihe muss sichergestellt sein, dass der Emittentin während der Laufzeit ausreichend RMB zur Verfügung stehen.- Und wie können Unternehmen Offshore-RMB verwenden?Eine Möglichkeit, den RMB-Emissionserlös in die Volksrepublik China einzuführen, ist die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen, die von Unternehmen in der Volksrepublik exportiert werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Investitionen oder den laufenden Geschäftsbetrieb in China zu finanzieren. Unternehmen sind hierbei jedoch strengen Anforderungen für die Einfuhr von RMB nach China unterworfen. Die Repatriierung, d. h. die Einführung von Offshore-RMB nach China, erfordert eine spezielle Genehmigung.- Welche regulatorischen Anforderungen sind zu erfüllen?Für die Bezahlung von Waren und Dienstleistungen in RMB ist keine gesonderte Genehmigung notwendig, sofern das exportierende Unternehmen seinen Sitz in einer der 20 Städte hat, die im sogenannten “Trade Settlement Scheme” erfasst sind. Hier ist lediglich ein Antrag an die jeweils zuständige regionale Behörde zu stellen. Für Finanzierungen innerhalb Chinas bedarf es einer Genehmigung des chinesischen Handelsministeriums (MOFCOM), der staatlichen Verwaltungsbehörde für Devisen (SAFE) und der chinesischen Nationalbank (PBC). Sind die Genehmigungen erteilt, kann der RMB-Emissionserlös entweder als Gesellschafterdarlehen oder im Rahmen einer Kapitalerhöhung der in China operativen Gesellschaft zugänglich gemacht werden.- Was sind die wesentlichen Unterschiede zu in Euro begebenen Anleihen?Ein wesentlicher Unterschied zur Dokumentation von Anleihen, die in Euro begeben werden, besteht, wenn das Clearing über die Central Moneymarkets Unit (CMU) in Hongkong erfolgen soll. Seit Anfang 2011 besteht jedoch die Möglichkeit, das Clearing von RMB-Anleihen auch über Clearstream/Euroclear abzuwickeln und diese an der Luxemburger Börse zu notieren. Ferner sollten währungsspezifische Risikofaktoren in den Prospekt aufgenommen werden. Schließlich wird üblicherweise eine Regelung in die Anleihebedingungen aufgenommen, nach der im Falle der Nichtkonvertierbarkeit oder der Nichtübertragbarkeit von RMB Zahlungen in Dollar beziehungsweise Euro geleistet werden können.- Worauf ist bei der Emission einer Dim-Sum-Anleihe besonders zu achten?Zahlungen für RMB-Anleihen benötigen mehr Zeit und müssen daher früher angewiesen werden. Insgesamt ist die Vorbereitungszeit für die Emission wegen der staatlichen Genehmigungen, die bei Finanzierungen mehrere Monate in Anspruch nehmen können, und für die Eröffnung des RMB-Kontos länger als bei Euro-Anleihen, was bei der Planung einer Dim-Sum-Anleihe zu berücksichtigen ist.—-Sebastian Maerker ist Partner im Bereich Banking & Capital Markets von Clifford Chance in Frankfurt. Die Fragen stellte Sabine Wadewitz.