Asset Management - Gespräch mit Stefan Rockel, Universal Investment

Finanzkrise schiebt Pension Pooling an

Bündelung der Pensionsvermögen macht Risiken überschaubarer - Steuerliche Hemmnisse in Deutschland

Finanzkrise schiebt Pension Pooling an

Von Karin Böhmert, FrankfurtPension Pooling – die Bündelung von verschiedenen betrieblichen Altersvorsorgevermögen in einem Topf – ist gerade für multinationale Konzerne von großem Interesse. Bislang hat ein deutscher Konzern, der beispielsweise Tochtergesellschaften in mehreren europäischen Ländern oder in der ganzen Welt betreibt, in den jeweiligen Ländern für seine Angestellten eigene Pensionsfonds eingerichtet. Bisher separat gemanagtDiese Pensionsvermögen werden bisher jeweils in den Ländern vor Ort separat gemanagt, was einen erheblichen Aufwand bedeutet, betont Stefan Rockel, Generalbevollmächtigter und Finanzchef der Universal Investment, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Wesentlich effizienter sei es, diese Assets in einem Vehikel zu bündeln, zu managen und zu verwalten. Denn oftmals seien die Auslandstöchter zu klein für eine eigene Pensionseinrichtung oder das Fondsvolumen zu gering, um in bestimmte Assetklassen investieren oder günstige Preise aushandeln zu können.Das Pooling-Vehikel könne dagegen mit ganz anderen Losgrößen in unterschiedlichen Assetklassen investieren und auch mehrere Pools bilden, um unterschiedliche Ziele gemäß den Pensionsverpflichtungen der einzelnen nationalen Altersvorsorgeeinrichtungen zu berücksichtigen (siehe Grafik).Zudem hätten die Auswirkungen der Finanzkrise dem Gedanken des Pension Pooling einen Schub verschafft. Unternehmen stünden unter Ertragsdruck, müssten die Effizienz verbessern und strebten eine Zentralisierung an, um Risiken besser überschauen und damit begrenzen zu können, unterstreicht Rockel.Die Krux sei jedoch, dass deutsche Spezialfonds als Pooling-Vehikel steuerliche Nachteile aufwiesen, so Steuerexperte Rockel, der auch im Steuerausschuss des Bundesverbands Investment und Asset Management mitwirkt. Gemäß dem deutschen Investmentsteuergesetz besitzt der Spezialfonds eine eigene Rechtsform, er tritt also als Gesellschaft zwischen die im Ausland sitzende Pensionseinrichtung und die Erträge aus Aktien oder Anleihen in einem anderen Land. Dadurch kann Quellensteuer anfallen. Neue Kategorie SpezialfondsDiese steuerliche Diskriminierung von grenzüberschreitenden Einzahlungen in und Anlagen von Pensionseinrichtungen könnte im Rahmen der derzeit laufenden Novellierung des deutschen Investmentgesetzes vermieden werden, indem eine neue Kategorie von Spezialfonds ermöglicht würde, schlägt Rockel vor. Diese Spezialfonds sollten idealerweise Personengesellschaften – etwa eine KG – sein, wodurch sie im Rahmen bestehender Doppelbesteuerungsabkommen als “transparente Vehikel” eingestuft würden. Dadurch würden sich die nationalen Pensionskassen so stellen, als ob sie direkt in den einzelnen Ländern investierten, und könnten entsprechende Vergünstigungen aus Doppelbesteuerungsabkommen in Anspruch nehmen. Standort aufwertenIn Berlin habe man trotz der nicht ganz einfachen Materie ein offenes Ohr und sei Vorhaben, mit entsprechenden steuerlichen Änderungen Pension Pooling in Deutschland zu ermöglichen, nicht abgeneigt, heißt es. Rockel unterstreicht, dass eine steuerlich neutrale Ausgestaltung eines Spezialfonds in Form einer Personengesellschaft für den Staat mit keinen Steuermindereinnahmen verbunden sei, zumal fremde Quellensteuer ohnehin nicht hierzulande einbehalten würde.Vielmehr würde der Standort Deutschland auch als Finanzplatz eine deutliche Aufwertung erfahren, wenn die Pools hier statt im Ausland angesiedelt würden. Deutsche Unternehmen, die bereits Erfahrung mit dem Pooling von Assets in Master-KAGen haben, beschäftigten sich intensiv mit dem Thema und würden die Pools lieber hier aufbauen. Sie schätzten die Sicherheit, die ein Land wie Deutschland mit Blick auf die Finanzaufsicht und gesetzlichen Regelungen biete, berichtet Rockel. Der Druck aus dem Markt sei da.Dabei geht es immerhin um Milliarden Euro. Die Deckungsmittel in der betrieblichen Altersversorgung in Deutschland werden auf rund 440 Mrd. Euro geschätzt. Allein die Dax-30-Unternehmen hielten Vermögenswerte von rund 150 Mrd. Euro zur Deckung der Pensionsverpflichtungen.Beim Standortwettbewerb um steuerneutrale Pooling-Vehikel liegen Luxemburg, Irland und die Niederlande bereits weit vorne. Unternehmen wie Shell oder die Deutsche Bank nutzen deren Vehikel bereits.