Finanzen persönlich

Fondspolicen zeigen 2008 eine schlechte Bilanz

Anleger trifft das volle Aktienrisiko - Mit der Kündigung Verluste realisieren - Hohe Kosten - Versicherer setzen auf Garantieprodukte

Fondspolicen zeigen 2008 eine schlechte Bilanz

Von Oskar Metzger Aktienkurse im Keller – Altersvorsorge futsch? Viele Bundesbürger mit Fondspolicen sind nach dem starken Kursrückgang am Aktienmarkt zutiefst verunsichert. Denn je mehr Aktienfonds in den Policen stecken, desto größer sind auch die Verluste. Doch was sollen die Anleger mit ihren Fondspolicen tun? Weiterzahlen, kündigen, ruhen lassen oder umschichten? “Von einer Kündigung raten wir derzeit ab”, sagt zumindest Lilo Blunck vom Bund der Versicherten. Das führe nur zu Verlusten. Außerdem besteht die Chance, wie Blunck sagt, dass sich die Kurse wieder erholen. Bei Fondspolicen ist, wie Stefan Albers vom Bundesverband der Versicherungsberater vorrechnet, wegen der hohen Kosten meist eine Wertsteigerung der Anteile von rund 4,50 % bis 5,00 % im Jahr erforderlich, damit die Beitragsrendite überhaupt die jährliche Inflationsrate übersteigt. Daher sei in vielen Fällen dem Verbraucher von Fondspolicen für die Altersversorgung abzuraten.Dass Fondspolicen bei Kunden in Misskredit geraten sind, kann Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft allerdings “nicht beobachten”. Denn den sicherheitsorientierten Kunden würde von den Beratern für die Basisabsicherung im Alter ohnehin die klassische Lebens- und Rentenversicherung empfohlen. Die damit eingekaufte Garantieverzinsung von derzeit 2,25 % beziehe sich nicht nur auf die Sparanteile, sondern auf das gesamte Guthaben einschließlich der zwischenzeitlich erwirtschafteten Überschussbeteiligungen. Die Bilanz 2008 der Versicherungsgesellschaften bei Fondspolicen sieht jedoch alles andere als gut aus. Die Fondspolicen haben ein katastrophales Jahr hinter sich. Denn Aktienfonds in Europa, in denen sie beispielsweise investiert sind, haben in diesem Zeitraum nach der Statistik des Bundesverbands Investment und Asset Management 44,9 % an Wert verloren. Das konnten selbst die beigemischten Rentenfonds nicht ausgleichen. Denn Euro-Rentenfonds gewannen 2008 lediglich 3,7 %. Fallende GesamtwerteSo sei ihr Gesamtwert der Fondspolicen, wie die PB Versicherungen verraten, in der zweiten Jahreshälfte um etwa 15,0 % gefallen. Bei den Generali Versicherungen hat sich der Wert der Fondspolicen von Dezember 2007 bis Ende 2008 um rund 19,0 % verringert. Damit haben sie sich jedoch, wie Generali mitteilt, immer noch besser entwickelt als die jeweiligen Marktindizes.Bislang habe sich die Finanzmarktkrise bei Fondspolicen nicht dramatisch bemerkbar gemacht, behauptet Fred-Benjamin Ast von der Allianz Leben, ohne Zahlen zu nennen. “Erfahrungsgemäß wollen die Menschen in Deutschland nach einem Crash jedoch mindestens zwei Jahre lang keine Aktien mehr kaufen.”Doch Allianz Leben habe bereits in der Vergangenheit fondsgebundene Rentenversicherungen überwiegend mit Beitragsgarantien verkauft. Auch eine Erhöhung der einschlägigen Beschwerden über Fondspolicen kann Versicherungsombudsmann Günter Hirsch nicht feststellen: “Beschwerdegrund ist häufig eine unzureichende Aufklärung über die Risiken dieser Produkte.” Sinkender AbsatzWie ein Blick auf die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2008 zeige, sei der Absatz von Fondspolicen nur leicht zurückgegangen, sagt Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Fondspolicen würden grundsätzlich auf eine sehr lange Zeit abgeschlossen – durchschnittlich für 25 bis 30 Jahre. Zwischenzeitliche Veränderungen der Einstiegskurse sind für die langfristige Wertentwicklung, wie er beruhigt, insofern nur von geringer Bedeutung. Nach Bekanntwerden des Ausmaßes der Finanzkrise im September 2008 gab es im vierten Quartal einen leichten Anstieg bei den Kündigungen, sagt Karsten Eichner von der R+V Versicherung. Doch im Januar 2009 habe sich die Lage wieder normalisiert. R+V rate den Kunden zur Fortführung des Vertrags. Alternativ biete man jedoch auch die Umschichtung in Anlagestrategien mit höherem Sicherheitsanteil an. Hier stünden Rentenpapiere und Garantiefonds zur Verfügung. Bei den Generali Versicherungen beruhigt man nach den Worten von Birgit Langer enttäuschte Kunden mit dem Hinweis, dass die Gelder der fondsgebundenen Versicherungen in Fonds angelegt werden, die Sondervermögen und somit bei einer Insolvenz geschützt sind. Ebenso verweise sie darauf, dass sich auch nach vergangenen Einbrüchen am Aktienmarkt, ausgelöst zum Beispiel durch die Ölkrise in den 70er Jahren oder die Terroranschläge vom 11. September 2001, die Kurse wieder erholt haben. Bevor Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW zu Kündigung, Ruhenlassen oder Umschichtung rät, schaut sie sich den Vertrag und die Fonds genau an. Dann erkundigt sie sich nach den Verlusten, die bei einer Veränderung anfallen würden. Erst wenn alles vorliegt und die persönliche Situation und Zukunftsplanung des Verbrauchers berücksichtigt ist, wird eine Strategie entwickelt. Dabei rät sie jedoch, wie die Verbraucherschützerin sagt, eher selten zur Kündigung. Mehr SicherheitWeil im Zuge der Finanzmarktkrise der Aspekt der Sicherheit verstärkt in den Vordergrund rückt, gehe der Trend im Jahr 2009 wieder zur klassischen Lebens- und Rentenversicherung mit Garantien, sagt Fred-Benjamin Ast von der Allianz Leben. Zudem dürfte die Abgeltungsteuer die Entwicklung weg von den Aktienanlagen und hin zu klassischen und fondsgebundenen Versicherungen mit Garantien noch zunehmen. Bei den Generali Versicherungen sind nach Angabe von Birgit Langer bereits viele Kunden in den Garantiefonds mit Kapitalschutz investiert. Dieser Fonds hat alle fünf Jahre einen Garantiezeitpunkt. Dann könne der Kunde bei Bedarf zum garantierten Höchststand aussteigen. Unabhängig von der Börsenentwicklung sind die einmal abgesicherten Höchststände zu den Garantiezeitpunkten fest. GeheimtippGarantien sind also der Geheimtipp der Branche. So erweitern die PB Versicherungen zum März 2009 ihre Fondspolicen um eine Variante mit garantierter Ablaufleistung. Denn die Kunden achten, wie auch die Allianz Leben sagt, vermehrt auf Garantien. Reine Investmentprodukte ohne Garantien würden derzeit eher negativ gesehen. Garantie und damit Sicherheit für Kunden ist jedoch das Kerngeschäft eines Lebensversicherers. Beitragsgarantien sind bei der Basis- und Riesterrente sogar gesetzliche Anforderung. Für den Mut zum Aktienrisiko gibt es bei den Fondspolicen im Vergleich zu Garantieprodukten eine Belohnung. Es kann aber auch heißen: Außer Spesen nichts gewesen.