ASSET MANAGEMENT

Französische DNCA will Deutschland erobern

Fokus auf risikoadjustierte Investments

Französische DNCA will Deutschland erobern

Von Gerhard Bläske, Paris Der vornehme Pariser Place Vendome ist die Adresse edler Uhren- und Schmuckhersteller. Doch auch große Fonds-Boutiquen wie Carmignac oder DNCA Finance haben da ihren Sitz. Letztere gehört zu den führenden Anbietern in Frankreich, ist aber im Ausland noch weniger bekannt. Das soll sich ändern. Vor allem Deutschland, die Benelux-Staaten und die Schweiz habe man ins Visier genommen, sagt CEO Jean-Charles Mériaux.Seit eineinhalb Jahren ist DNCA in Deutschland präsent und bietet hierzulande fünf Fonds an, allen voran die Flaggschiffe “DNCA Invest-Eurose”, ein defensiver Mischfonds, der zum Jahresende 2011 weltweit auf ein verwaltetes Vermögen von 1,7 Mrd. Euro kam, “DNCA Invest-Evolutif” (695 Mill. Euro), ein eher dynamischer Mischfonds sowie der europäische Aktienfonds “DNCA Invest Centifolia Europe” (1,4 Mrd. Euro). Dazu kommen ein Infrastrukturfonds und ein Wandelanleihenfonds. Doch das verwaltete Vermögen in Deutschland ist noch bescheiden. Es handelt sich gerade mal um einen zweistelligen Millionenbetrag. Für dieses Jahr hat sich Jan Schünemann, Leiter Vertrieb Deutschland, eine Steigerung auf 100 Mill. Euro zum Ziel gesetzt.DNCA bezeichnet sich selbst als “Spezialist für risikoadjustierte Investments”. Man setze auf Vorsicht, Geduld, Beharrlichkeit und Performance, so Mériaux. Die Boutique hat 50 Mitarbeiter, darunter 11 Fondsmanager und 6 Junior-Fondsmanager. Gegründet wurde DNCA im Jahr 2000 von Xavier Delaye, Charles Noualhetas und Joseph Chatel. 2002 stieg der heutige CEO und Leiter des Fondsmanagements, Mériaux, ein. Die Entwicklung verlief anfangs dynamisch. Doch in der Finanzkrise 2008/2009 flossen deutlich Mittel ab. Eine der Konsequenzen war, dass man die Abhängigkeit von Aktien reduzierte und stärker diversifizierte.Reine Aktienprodukte machen heute noch etwa ein Drittel des Anlagevermögens von 5,1 Mrd. Euro aus. Fast die Hälfte sind diversifizierte Produkte. Alternative Anlagen machen 9 % aus, Bonds 5 % und Mandate 6 %. Ebenfalls eine Folge der Krise von 2008/2009 war eine stärkere geografische Diversifizierung. Der langjährige Großaktionär Gruppo Banca Leonardo habe geholfen, das Geschäft in Italien auszubauen, woher heute 900 Mill. Euro des Vermögens unter Verwaltung stammen. Im Rahmen einer Änderung im Aktionärskreis, die im Sommer 2011 stattfand, reduzierte Leonardo den Anteil auf 10 %. Der neue Großaktionär, die amerikanische Private-Equity-Gesellschaft TA Associates, kontrolliert nun 50 %, die Gründer und Angestellten 40 %. “Uns ging es darum, unabhängig zu bleiben, unsere Position in Italien zu halten sowie alle Mitarbeiter angemessen zu beteiligen”, erklärt Mériaux, der hervorhebt, dass der neue Großaktionär einen langfristigen Ansatz verfolge und das Métier gut kenne.Die Änderungen in der strategischen Ausrichtung hätten geholfen, die neue Krise vom Sommer vergangenen Jahres vergleichsweise gut zu überstehen, meint Mériaux. Zwar seien im Sommer 490 Mill. Euro von damals 6 Mrd. Euro (Ende Juli) abgezogen worden. Doch alle Produkte, die von Morningstar überwiegend mit fünf Sternen bewertet werden, hätten besser abgeschnitten als der Markt. Das sei bei einer defensiv anlegenden Fondsboutique auch notwendig: “Unsere Zielsetzung ist klar: eine möglichst niedrige Volatilität. Aus diesem Grund schneiden wir in der Regel in der Baisse besser ab und sind in der Hausse nicht unbedingt vorn dabei.” Zeit für AktienAktuell erhöht DNCA die Investitionen in Aktien. “Für Anleger mit einem mittelfristigen Horizont ist es jetzt Zeit, Aktien zu kaufen”, meint Mériaux. Sie seien derzeit sehr günstig, viele Werte wiesen gute Fundamentaldaten auf und steigende Gewinne und auch die Dividendenrenditen seien häufig attraktiv. Die Rezession werde außerdem nur mild ausfallen. Er sei heute optimistischer als noch vor einigen Monaten. Gerade in der Schuldenkrise sei es besser, reale Aktiva wie Aktien zu halten als irgendwelche Papiere. Ohnehin seien etwa deutsche Staatsanleihen für Anleger unattraktiv.DNCA setzt vor allem auf Pharmawerte wie Sanofi, das stark in Schwellenländern engagiert ist. Auch einige Medienwerte wie Lagardère, das mit 20 % am Pay-TV-Sender Canal Plus sowie mit 7,5 % an der EADS beteiligt ist, seien attraktiv. Dazu kämen Ölwerte wie Total und Royal Dutch Shell.