Finanzen persönlich

Frauen sollten bei ihrer Rente früher an später denken

Kürzere Lebensarbeitszeit schmälert spürbar die Bezüge - Private Altersvorsorge ist daher besonders wichtig - Aktienfonds und Riester-Rente sind erste Wahl

Frauen sollten bei ihrer Rente früher an später denken

Von Stefan Terliesner Mit 20 Jahren ist es eine noch lange Zeit bis zur Rente. Mit 35 Jahren dreht sich alles um die Kinder. Und mit 40 oder 50 Jahren ist es doch ohnehin zu spät. “Es erstaunt mich immer wieder, wie Frauen es schaffen, einen Bogen um das Thema Altersvorsorge zu machen”, sagt Birgit Prange, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Finanzfachfrauen. “Nur ein Viertel der Frauen kümmert sich darum.” Nur 629 EuroDabei sprechen die Zahlen für sich: Durchschnittlich 629 Euro pro Monat dürfen Frauen in Deutschland an gesetzlicher Rente erwarten; nur gut 60 % des Betrages, den Männer im Schnitt beziehen. Dies sind die aktuellen Zahlen der Studie “Altersvorsorge in Deutschland 2005”. Darin wird die Höhe der Renten derer untersucht, die in den nächsten fünf bis 25 Jahren in den Ruhestand gehen. Besonders ungünstig ist die Prognose für westdeutsche Frauen. Sie bekommen vermutlich nur 598 Euro Rente und Männer 1074 Euro. Im Osten liegt die Quote bei 748 Euro (Frauen) zu 862 Euro (Männer).Die Studie betont aber auch, dass aus diesen Zahlen nicht auf eine niedrige Gesamtversorgung geschlossen werden darf. Um die Versorgungssituation exakt beurteilen zu können, muss zum einen die Summe aller Anwartschaften betrachtet werden, zum anderen sind mögliche Einkommen von Ehepartnern zu beachten. Aus dieser Perspektive betrachtet, verfügen Frauen im 65. Lebensjahr im Westen über ein projiziertes Nettoeinkommen von 816 (Männer: 1 628) Euro und im Osten von 909 (Männer: 1 036) Euro. Die Studie zeigt zudem, dass die Alterseinkünfte der Frauen allmählich ansteigen. “Auch weil mehr junge Frauen ins Berufsleben einsteigen”, betont Bernd Katzenstein vom Deutschen Institut für Altersvorsorge. Gleichwohl klafft zwischen der Versorgung von Frauen und Männern eine große Lücke.Die Gründe für den Unterschied liegen in den geringeren Einkommen der Frauen und in ihrer lückenhaften Erwerbsbiografie, weil sie sich um die Familie kümmern oder weil sie länger in Teilzeit arbeiten. Immerhin berücksichtigt der Gesetzgeber die Leistungen der Frauen zu Hause inzwischen stärker (siehe “Anerkennung der Familienarbeit”). Der unterschiedliche Erwerbsumfang impliziert unterschiedliche versicherungspflichtige Entgelte. So betrug 2005 das im Schnitt erzielte Entgelt versicherungspflichtig Beschäftigter in den alten Ländern bei Männern 32 216 Euro und bei Frauen 21 684 Euro. Vor diesem Hintergrund sind Warnungen vor einem sinkenden Lebensstandard von Frauen im Alter ernst zu nehmen. Bedenken müssen Frauen auch, dass ihre Lebenserwartung laut dem Statistischen Bundesamt bei 82,1 Jahren liegt; neu geborene Jungen werden im Schnitt 76,6 Jahre alt. Familienpause vorfinanzieren Früher an später denken, lautet daher die Devise. Birgit Prange rät Frauen, besonders in jungen Jahren einen höheren Betrag in die Altersvorsorge zu investieren. Eine spätere Familienpause wird so quasi vorfinanziert. Und mit Hilfe von Zins und Zinseszins wächst das Kapital langfristig deutlich schneller. Noch vor der Altersvorsorge steht allerdings die Absicherung allgemeiner Lebensrisiken durch geeignete Versicherungen. Erst dann sollen Frauen an später denken. Zu den flexibelsten Vorsorgeprodukten gehören Aktienfonds. Die Beiträge sind beliebig änderbar und die Renditechancen langfristig am höchsten. Sparer, die in den vergangenen 30 Jahren 100 Euro monatlich in einen globalen Aktienfonds investierten, freuen sich heute über fast 155 000 Euro; das entspricht einer Rendite von 8,5 % pro Jahr. Das zeigt die Statistik des Investmentverbandes BVI. Staatliche Förderung sichernOb Aktienfonds, Fondsrente oder private Rentenversicherung: viele dieser Produkte werden vom Staat gefördert. Für Arbeitnehmerinnen und Kindererziehende während der Kindererziehungszeit ist die Riester-Rente interessant, denn sie wird nicht nur gefördert, auch die Sparraten lassen sich ändern. In den ersten drei Jahren nach der Geburt ihres Kindes müssen Mütter nur einen jährlichen Sockelbetrag von 60 Euro in ihren Riester-Vertrag einzahlen, um die volle Förderung zu erhalten. Sie beträgt derzeit 154 Euro als Grundzulage, dazu kommen weitere 185 Euro pro Kind.Berufstätige Frauen erhalten die volle Zulage, wenn sie mindestens 4 % des sozialversicherungspflichtigen Bruttoeinkommens des Vorjahres in einen Riester-Vertrag einzahlen. Ganz ohne Eigenbeitrag können nicht berufstätige Ehefrauen riestern. Voraussetzung: Der Ehemann ist förderfähig und schließt einen geförderten Altersvorsorgevertrag auf ihren Namen ab.Riestern lohnt sich aber nicht nur für geringverdienende Frauen mit Kindern, sondern genauso für die kinderlosen Gutverdienenden. Denn Einzahlungen in den Vertrag können bis zu einer bestimmten Höhe vom steuerpflichtigen Einkommen abgezogen werden. Seit diesem Jahr sind das 2 100 Euro. Generell gilt aber: Die Förderung ist an Voraussetzungen geknüpft: Nur 30 % des zu Beginn der Auszahlungsphase zur Verfügung stehenden Kapitals sind frei verfügbar. Zudem werden die Renten sukzessiv höher besteuert; ab 2040 zu 100 %. Nach oder neben der Riester-Rente ist die Betriebsrente attraktiv. Hier hängt das Angebot aber stark vom Arbeitgeber ab.Für selbständige Frauen bietet sich die Rürup-Rente an. Die Aufwendungen sind bis zu einer Höhe von 20 000 (Verheiratete: 40 000) Euro pro Jahr absetzbar. Attraktiv ist die Rürup-Rente daher vor allem für Personen, die wenige Jahre vor Rentenbeginn größere Summen anlegen möchten. Aber aufgepasst: Auch die Rürup-Rente ist an restriktive Bedingungen geknüpft. Das angesparte Kapital wird nur als Leibrente ausgezahlt und es kann weder vererbt noch verschenkt oder verpfändet werden. Die späteren Rentenzahlungen müssen ebenfalls nachgelagert versteuert werden. An Lebensumstände anpassenBei der Wahl der Vorsorgeprodukte sollte man Risiko und Rendite und steuerliche Aspekte gegeneinander abwägen. In einem ausgewogenen Anlage-Portfolio haben Aktienfonds, Anleihen und staatlich geförderte Produkte ihren Platz. Generell sollte sich die Anlagestrategie an veränderte Lebensumstände anpassen lassen. Das gilt besonders für Frauen, deren Berufsleben oft durch Familienpausen unterbrochen wird. Auf die Ehe als Versorgungsanstalt und die staatliche Altersvorsorge sollte sich heute niemand mehr verlassen.