Portfolio

Geldmarkt-Portfolios werden kurzfristiger und konservativer

Gespräch mit Experten von Allianz Global Investors und J.P. Morgan Asset Management über Liquiditätsfonds - Anleger verschmähen unsichere Produkte

Geldmarkt-Portfolios werden kurzfristiger und konservativer

Von Stephan Balling, Frankfurt Der gesamte Geldmarkt ist von einer Revolution durchzogen. Er wird kurzfristiger, konservativer und einfacher. Suchten viele Anleger vor Ausbruch der Krise auch für Gelder, die sie eigentlich nur kurzfristig parken wollten, eine ordentliche Rendite, stehen jetzt vor allem zwei Aspekte im Fokus: Liquidität und Sicherheit. Außerdem gilt: “Die Anlagen am Geldmarkt werden einfacher, alles, was kompliziert und strukturiert ist, findet derzeit kaum Anklang, und ich glaube, dass auch nach der Krise die extrem komplizierten Anlageinstrumente nicht zurückkommen”, sagt Andrew Bosomworth, Head of Portfolio Management in München bei der Investmentplattform Pimco, einer Tochtergesellschaft von Allianz Global Investors.Pimco ist im Bereich verzinsliche Wertpapiere (Anleihen etc.) einer der größten Vermögensverwalter der Welt mit Assets under Management in Höhe von 1 Billion Dollar. Im Geldmarktfonds-Segment werde sich der Markt in Europa ähnlich wie bereits in den USA aufspalten, so Bosomworth: “Es wird stärker unterschieden werden zwischen Qualitäts-Geldmarktfonds, bei denen Sicherheit und Liquidität im Vordergrund stehen, und renditeorientierten Rentenfonds mit kurzfristigem Anlagehorizont, die folglich weniger auf Sicherheit und kurzfristige Veräußerbarkeit achten.”Genauso sieht das Bob Deutsch, Geschäftsführer bei J.P. Morgan Asset Management (JPMAM) für den Bereich Geldmarktfonds: “Vor der Krise haben Anleger bei Geldmarktfonds im Prinzip keinen Unterschied gemacht.” Das, so Deutsch, habe sich für immer geändert. Tatsächlich unterscheiden Experten heute zwischen echten Geldmarktfonds, die Unternehmen und Privatanlegern dazu dienen, überschüssige Gelder kurzfristig liquide und sicher zu parken, und solchen Fonds, die versuchen, mit der Anlage in Geldmarktpapiere eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften. Sven Lorenz, der für den Vertrieb des J.P. Morgan Euro Liquidity Fund in Deutschland zuständig ist, sagt: “Wir sind kein Renditeoptimierer, sondern bieten ein hohes Maß an Liquidität und Sicherheit.”Rendite suchen Anleger derzeit auch eher nicht, sondern eben Sicherheit. Im Oktober konnte Sven Lorenz verkünden, dass mit dem JPM USD Liquidity Fund erstmals ein europäischer Investmentfonds überhaupt die Marke von 100 Mrd. Dollar an verwaltetem Vermögen überschritten hat. Verbriefungen verschwindenDas Volumen des in Euro anlegenden Schwesterfonds JPM EUR Liquidity Fund war damals auf 25 Mrd. Euro angestiegen. Mittlerweile ist das Volumen zwar wieder gesunken. Im Euro-Geldmarktfonds lagen per 31. Mai noch 21 Mrd. Euro. Doch im Vergleich zum Juni 2007 verwaltet JPMAM heute in ihren Geldmarktfonds immer noch ein um 80 % höheres Volumen.Zwar sei man bei JPMAM im Bereich der Geldmarktfonds schon vor Ausbruch der Krise relativ konservativ gewesen, sagt Bob Deutsch. Doch seit dem Frühjahr 2007, als die Finanzkrise ihren Anfang nahm, habe man das Portfolio deutlich verändert und sei in der Anlage auch kurzfristiger geworden. Finanzkonstruktionen wie Structured Investment Vehicles (SIV) oder Asset Backed Commercial Papers (ABCP) seien weitgehend aus dem Anlage-Portfolio verschwunden (siehe Grafik).Ein typischer Trend am Geldmarkt. So sagt Pimco-Experte Andrew Bosomworth: “Das Schattenbankensystem, also vor allem den Bereich der SIV, wird es künftig nicht mehr geben.” Die neue Regulierung unter dem Stichwort Basel III werde diese Investmentprodukte endgültig von der globalen Finanzbühne verbannen. Auch die ABCP seien derzeit vom Markt verschwunden und würden wohl auch nicht wiederkommen, so Bosomworth. Der Verbriefungsmarkt sei ziemlich ausgetrocknet. Wenn, dann könnten künftig nur solche Verbriefungen am Markt erfolgreich sein, bei denen die Emittenten für umfangreiche Transparenz sorgen.Bei Commercial Papers (CP) und Schatzanweisungen, also Anleihen, die meist von Emittenten mit besserer Bonität stammen, werde sich wohl nicht viel ändern. “Generell gilt: Schlechte Bonitäten werden es auch nach der Krise am Geldmarkt schwer haben”, sagt der Pimco-Manager.Die durchschnittliche gewichtete Restlaufzeit der Papiere betrage nun maximal 60 Tage. 71 % der verwalteten Assets werden in weniger als einem Monat fällig. Vor Ausbruch der Krise im Juni 2007 lag dieser Anteil bei nur 51 %. Bei Euro-Geldmarktfonds von JPMAM wurde die durchschnittliche Restlaufzeit (Weighted Average Life) der Papiere von gut 100 auf zuletzt 39 Tage reduziert.