Kapitalanlage

Generikafirmen heiß begehrt

Nach Hexal halten Pharmakonzerne nach weiteren attraktiven Übernahmezielen Ausschau

Generikafirmen heiß begehrt

Von Armin Schmitz, Frankfurt Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Wie einem manisch-depressiven Patienten erging es in den vergangenen Wochen den Anlegern in der Pharma- und Biotechnologiebranche. Auf der einen Seite führen die Meldungen über Lipobay von Bayer, Vioxx von Merck & Co., Bextra von Pfizer und Tysabri von Biogen bzw. Elan zu starken Kurseinbrüchen. Auf der anderen Seite zeigt die Übernahme des deutschen Generikaherstellers Hexal und dessen US-Tochter Eon Labs für 8 Mrd. Dollar durch den Schweizer Pharmakonzern Novartis, dass viel Musik im Markt ist. Tatsächlich leiden die großen etablierten Pharmakonzerne unter den Finanzierungsproblemen der Gesundheitssysteme in vielen Ländern, so dass die Regierungen die verstärkte Verschreibung von preiswerten Nachahmer-Präparaten fordern. Auf der anderen Seite bedrohen die Patentabläufe wichtiger Medikamente die Umsatzentwicklung der Pharmafirmen. Noch NachholbedarfExperten schätzen, dass die Nachfrage nach preiswerten Generika in den nächsten fünf Jahren um 10 bis 15 % jährlich wachsen wird. In vielen EU-Märkten gibt es noch Nachholbedarf. Was des einen Freud, ist des anderen Leid: Mittelfristig profitieren Generikaproduzenten von dem Ablauf der Patente für bedeutende Medikamente wie Rocephin (Antibiotikum) oder Pulmicort (Asthmamittel). Es wundert daher nicht, dass viele der großen Pharmaunternehmen wie Sanofi-Aventis verstärkt Ausschau halten nach preiswerten Generikaproduzenten. Stada interessantLatente Übernahmefantasie herrscht daher bei der deutschen Stada. Der Bad Vilbeler Pharmakonzern mit dem Schwerpunkt Generika, den Bereichen Markenprodukte und Spezialpharmazeutika erzielte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 814 Mill. Euro einen Gewinn von 48,5 Mill. Euro. Dank verbesserter Kostenstrukturen, der Übernahme der russischen Nizpharm und der aufgehellten Aussichten am deutschen Markt sind die Perspektiven in diesem Jahr nicht schlecht. Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 27 und einem für 2006 geschätzten KGV von 20 erscheint die Aktie vor allem im Vergleich zur amerikanischen Vergleichsgruppe allerdings ausreichend bezahlt.Das Pharmapapier lebt in erster Linie von der Übernahmefantasie der Marktteilnehmer. Stada wird an der Börse lediglich mit 1,2 Mrd. Euro bewertet, was, wie das Beispiel von Hexal zeigt, kein ausreichender Schutz vor Übernahmen ist. Viele Analysten sind sich sicher, dass Stada eher früher als später vom Kurszettel deutscher Dividendenpapiere verschwinden wird. Ein ähnliches Schicksal kann auch PlasmaSelect ereilen. Das Unternehmen ist kein reiner Generikahersteller, sondern hat sich in den vergangenen Jahren zu einem breiter aufgestellten Gesundheitskonzern entwickelt. PlasmaSelect deckt sowohl den Krankenhaus- als auch den ambulanten Bereich mit Produkten sowie patientenindividuellen Servicekonzepten ab.Der Erfolg der neuen Geschäftsstrategie zeigt sich in einer deutlichen Verbesserung der Geschäftszahlen im ersten Quartal für das laufende Geschäftsjahr 2004/2005. So konnte PlasmaSelect seinen Umsatz um 26 % auf 16,8 Mill. Euro steigern und das Ebit auf 1,4 Mill. Euro verdreifachen. Für das Gesamtjahr erwarten Analysten einen Anstieg des Ebit um 50 % auf 6,5 Mill. Euro. Hier soll die Einführung neuer Produkte wie Fluconazol, ein Medikament gegen Pilzinfektionen, ergebniswirksam werden. Der Kursanstieg der Aktie von 55 % – begleitet von überdurchschnittlich hohen Umsatzzahlen – verdeutlicht, dass Anleger hier ein langfristiges Interesse an einem Engagement haben. Tor nach OsteuropaAls Übernahmekandidat wird auch der tschechische Generikaproduzent Zentiva gehandelt. Zentiva besitzt in Tschechien und in der Slowakei einen Marktanteil von 50 % oder mehr. In Polen und Russland tritt Zentiva ebenfalls aggressiv auf und hat dort bereits wichtige Marktanteile erobert.Das Unternehmen gilt derzeit als das am schnellsten wachsende Pharmaunternehmen in Polen. Der Erfolg zeigt sich in den Unternehmenszahlen. Zentiva erzielte im abgelaufenen Jahr bei einem Umsatz von umgerechnet 377 Mill. Euro ein Ebit von 88 Mill. Euro. Mit einer Übernahme würde sich nicht nur ein rasant wachsender Generikahersteller einverleiben lassen. Darüber hinaus könnte auch die Tür zum lukrativen Osteuropageschäft sehr weit geöffnet werden. Weniger eine Übernahme als eine Aufspaltung eines Unternehmens à la Bayer Lanxess dürfte dem Anleger mittelfristig attraktive Chancen bieten. Tatsächlich gibt es im Hause des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Altana Überlegungen, das Unternehmen nach einer strategischen Übernahme im Chemiesektor aufzuspalten, und zwar in einen Chemiebereich und in einen Pharmabereich. AbspaltungsfantasieEin Teil-Börsengang oder eine Abspaltung sollte der Aktie in den nächsten Wochen Aufwärtsdynamik verleihen. Schon seit einiger Zeit scheinen sich gut informierte Anleger in der Aktie zu positionieren. Das zeigen der Kursverlauf und die Umsatzentwicklung. Das Beispiel von Bayer und Lanxess demonstriert, dass ein Investment sich lohnen kann. Und dass kann dann zur Ausschüttung von Glückshormonen beim Anleger führen.