Genossen wollen Sparer für Aktien begeistern
Union Investment hat im ersten Halbjahr den Absatzerfolg des Vorjahres wiederholt und hohe Mittelzuflüsse verzeichnet. Das Fondshaus will mehr Kunden für Aktienanlagen gewinnen.jsc Hamburg – Union Investment hat den Absatzerfolg aus dem Vorjahr fortgesetzt: Im ersten Halbjahr sammelten die Genossen netto 6,7 Mrd. Euro von Privatkunden und institutionellen Investoren ein, nachdem im Vorjahreszeitraum 6,6 Mrd. Euro erzielt worden waren und die eher mageren Jahre 2010 und 2011 ihr Ende gefunden hatten.Zugpferd sind auch in diesem Jahr institutionelle Kunden wie Banken, Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherer, die mit 4,0 Mrd. Euro aber weniger beisteuerten als im Vorjahr, als mit 6,2 Mrd. Euro ein Rekordwert erreicht worden war. Hingegen boomt das Privatkundengeschäft umso mehr: 2,7 Mrd. Euro wurden im ersten Halbjahr von Sparern eingesammelt, nach nur rund 400 Mill. Euro im Vorjahr.Das genossenschaftliche Fondshaus will seine Kunden vermehrt für risikoreichere, aber renditestärkere Assetklassen gewinnen. Vorstandschef Hans Joachim Reinke sagt: “Es muss stärker bei den Menschen verankert werden, dass Sicherheit allein nicht mehr ausreicht, um den Wohlstand zu erhalten.” Bei den institutionellen Kunden habe ein Umdenken bereits seit längerem stattgefunden. Anleihen bevorzugtDiese Investoren diversifizierten ihre Geldanlagen jenseits der mager verzinsten Staatsanleihen zunehmend in Covered Bonds und Unternehmensanleihen in Schwellenländern. Allerdings fällt der Hunger auf Aktien und Investitionen in Immobilien und Infrastruktur noch vergleichsweise verhalten aus, wie Alexander Schindler einräumt, der im Vorstand für institutionelle Kunden zuständig ist. Von den 4,0 Mrd. Euro Nettomittelzuflüssen von Institutionellen seien allein 2,7 Mrd. Euro in Rentenanlagen geflossen. Lediglich rund 500 Mill. Euro kamen Aktienfonds zugute. Gerade dividendenstarke Papiere seien dabei gefragt. Rund 800 Mill. Euro flossen in Immobilien und Infrastruktur.Gerade in diesem Bereich sieht Reinke großes Potenzial: Da die Relevanz gewöhnlicher Bankkredite abnehme, könne zunehmend die Fondsbranche Investorengelder für Projekte bereitstellen. So habe die Union für einen Fonds für erneuerbare Energien bereits Mittelzusagen von mehr als 100 Mill. Euro erhalten. Punkten könne die Union auch mit nachhaltigen Investments, an denen etwa Kirchenbanken oder Stiftungen besonders interessiert seien. Derzeit lägen 6,5 Mrd. Euro in nachhaltigen Investments. Fondssparpläne sollen helfenMit Blick auf das Privatkundengeschäft freut sich Reinke, dass Union Investment nicht nur die Trendwende aus dem Vorjahr bestätigt, sondern sogar das Wachstum weiter ausgebaut habe. “Wir haben in den ersten sechs Monaten schon den gesamten Absatzerfolg des Jahres 2012 übertroffen”, konstatiert er, beklagt aber zugleich die nach wie vor weit verbreitete defensive Haltung bei der Geldanlage, also vor allem die Zurückhaltung bei Aktien. Um die Nuss zu knacken, wolle man verstärkt auf Fondssparpläne setzen, um die Privatkunden schrittweise an die Aktienanlage heranzuführen. Für das erste Halbjahr verzeichnen die Genossen hier 134 000 neue Verträge und 570 Mill. Euro Nettozuflüsse im Neugeschäft. Da mehr als 90 % der 30 Millionen Genossenschaftskunden bisher keinen Sparplan hätten, bleibe das Potenzial groß. Auch für Riester-Verträge weist die Union mit Zuflüssen von 650 Mill. Euro positive Zahlen aus. Einen Seitenhieb gibt Reinke den Versicherern: Fondslösungen seien im Kommen, da versicherungsbasierte Konzepte infolge von Niedrigzinsen “nicht mehr so funktionieren, wie wir das aus der Vergangenheit kennen”. Pauschale Kritik am Riester-Sparen weist er zurück: Man denke ja auch nicht über die grundsätzliche Abschaffung des Autos nach, nur weil es eine Pannenstatistik gebe.