Kapitalanlage

Gewinne kleben im Sand

Hohe Energiepreise machen Kanadas Ölsand zu einem lukrativen Geschäft - Aktien nicht ohne Risiken

Gewinne kleben im Sand

Von Armin Schmitz, Frankfurt Das Überschreiten des Ölfördermaximums (Peak Oil) bei zwei der drei weltweit größten Erdölfelder und der rasante Anstieg der Öl- und Gaspreise haben die Förderung fossiler Brennstoffe aus Ölsand verstärkt in das Blickfeld der Anleger gerückt. Dabei wird aus diesen Vorkommen bereits seit Anfang der sechziger Jahren Rohöl gewonnen. Ölsandgebiete befinden sich vor allem in Kanada, Venezuela, Russland und den USA. Die größten Vorkommen liegen mit geschätzten 175 Mrd. Barrel in der Provinz Alberta in Kanada und haben eine Flächenausdehnung von der Größe Belgiens. Nur in Saudi-Arabien gibt es noch höhere Erdölvorkommen. AuswaschenÖlsand ist eine Gemisch aus Sand, Bitumen, Ton und Wasser. Die Gewinnung des Rohöls ist wegen der Zusammensetzung schwierig. Während etwa 20 % oder 35 Mrd. Barrel der Vorkommen nur bis zu 50 m unter der Oberfläche liegen und daher recht einfach abzubauen sind, liegen die übrigen 140 Mrd. Barrel sehr viel unzugänglicher und erfordern einen größeren Aufwand. Bitumen muss durch heißes Wasser oder Wasserdampf verflüssigt, herausgefiltert und abgeschöpft werden. Diese Form der Ölförderung gilt wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Umwelt als umstritten. So wird von Experten geschätzt, dass bei der Gewinnung eines Barrels aus Ölsand 80 Liter Treibhausgase in die Atmosphäre entweichen. Die Produktionskosten sind wegen des hohen Wasserverbrauchs und der Energiekosten, bedingt durch die Erzeugung von Wasserdampf, hoch. Die Abbaukosten bewegen sich zwischen 12 bis 21 Dollar pro Barrel für Schweröl und 31 bis 33 Dollar pro Barrel für Leichtöl. Sie liegen damit um einiges höher als die Kosten für die herkömmliche Ölförderung, die etwa 6 bis 12 Dollar betragen. Angesichts der steigenden Ölpreise und der sinkenden Reserven der bekannten Öllagerstätten plant die kanadische Industrie in den nächsten zehn Jahren Investitionen in der Höhe von 85 bis 90 Mrd. kan. Dollar. Förderung seit 1967Anleger haben entweder die Möglichkeit, direkt in die Unternehmen zu investieren, die Ölsand abbauen, oder in ein Index-Tracker-Zertifikat auf den bisher einzigen handelbaren Ölsand-Index. Zu den größten Einzelwerten gehören Suncor Energy, die seit etwa 40 Jahren fossile Brennstoffe aus Ölsand fördern. Mit einem Volumen von etwa 260 000 Barrel am Tag ist es der derzeit größte Produzent. Das Unternehmen gilt als einer der Pioniere in der Ölsandindustrie. Die Förderung trägt 85 % zum Reingewinn des Konzerns bei. Das Management plant bis 2012 eine durchschnittliche Produktionssteigerung von 12 % bis auf eine Förderleistung von 1 Mill. Barrel pro Tag. Da man dem Unternehmen langfristig zweistellige Wachstumsraten zutraut, werden mit einem für 2007 geschätzten KGV von 15 höhere Bewertungskennziffern akzeptiert. Obwohl der Wert beispielsweise auf der Empfehlungsliste der Züricher Kantonalsbank steht, lädt der tendenziell fallende Aktienkurs aktuell noch nicht zum Einstieg ein. Hier sollte eine Bodenbildung abgewartet werden. Hohe RenditeDie Aktie von Imperial Oil, einer siebzigprozentigen Tochter von Exxon Mobil, befindet sich dagegen in einer ausgedehnteren Seitwärtsbewegung. Mit einem Umsatz von 27,7 Mrd. kan. Dollar ist es der größte vollintegrierte Ölkonzern in Kanada. Ein Anteil von 65 % der Ölproduktion innerhalb des Konzerns entfällt auf Ölsandprojekte. Die Kanadier streben eine Ausweitung der Ölsandproduktion um jährlich 8 % an. Das würde bis 2015 eine Verdoppelung der Produktion bedeuten. Mit einer Rendite auf das langfristig gebundene Kapital von 30 % liegt Imperial Oil deutlich über dem Branchendurchschnitt von 25 %. Durch ein für 2007 geschätztes KGV von 14 und ein jährliches Gewinnwachstum pro Aktie von 19 % ist der Wert sicherlich attraktiv. Charttechnisch drängt sich allerdings ein Investment noch nicht auf. Für einen Einstieg sollte ein Turnaround des Ölpreises abgewartet werden. Canadian Oil Sand Trust ist ein etwas kleinerer Player im Markt mit allerdings Ölreserven von 9 Mrd. Barrel. In mehreren Ausbaustufen will das Unternehmen seine Produktionskapazität von 124 000 Barrel bis Ende 2006 auf 350 000 Barrel ausbauen. Ziel ist eine Kapazität von 500 000 Barrel täglich. Mit einem KGV von 13 ist die Bewertung im Branchenschnitt im unteren Bereich. Der Kurs ist zuletzt wegen eines unter den Erwartungen liegenden Quartalsergebnisses zurückgekommen. Auch hier sollte der Anleger eine Bodenbildung abwarten. Als Alternative wird in Deutschland auch ein Index-Zertifikat der Deutschen Bank auf einen von der Börse Stuttgart kreierten S-Box Ölsand Performance-Index angeboten. Dieses Marktbarometer besteht aus zehn Unternehmen, die in kanadische Ölsandprojekte investieren. Kriterien für eine Aufnahme in den Index sind ein Umsatzanteil von 10 % vom Geschäftsbereich Rohölgewinnung aus Ölsand. Alternativ sollte ein signifikanter Teil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben auf diesen Bereich entfallen. Relative StärkeZu den Indexmitgliedern gehören Werte wie Canadian Oil Sand, Shell Canada und Suncor Energy. Die Zusammensetzung des Index wird halbjährlich angepasst. Die Gewichtung der Werte ist abhängig von der Performance der Indexwerte. An jedem Überprüfungstag werden die drei Aktien mit der höchsten Performance im Index mit einem Anteil von 50 % gewichtet. Die restlichen 50 % teilen sich die übrigen Indexmitglieder zu gleichen Teilen. Obwohl es sich in Grunde um eine gute Produktidee handelt, ist die Umsetzung sicherlich verbesserungswürdig. Mit diesem Index wird im Grunde eine Strategie der relativen Stärke umgesetzt. Die Einschlusskriterien für die Unternehmen sind sehr weich. Nicht der Umsatzanteil bei der Förderung aus Ölsand entscheidet über die Index-Gewichtung, sondern die Performance. Eine Beratung durch anerkannte Spezialisten bei der Auswahl der Index-Mitglieder würde die Qualität des Produktes wesentlich verbessern. Von anderen Emissionshäusern sind allerdings noch keine Alternativen bekannt.