Kapitalanlage

Gewinne mit maroden Straßen

Der Infrastruktursektor profitiert von steigenden Investitionen - Die Anlagen bieten stetige Erträge

Gewinne mit maroden Straßen

Von Armin Schmitz, Frankfurt Das starke Wachstum der Weltwirtschaft führt zu einem hohen Bedarf an Infrastrukturen. Dazu gehören Straßen, Flughäfen, Seehäfen, Elektrizitätswerke, Stromleitungen, Wasserwerke und Kommunikation. Der Ausbau dieser Grundeinrichtungen hat eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Entwicklung. Aber nicht nur in den Schwellenländern, sondern auch in den Industrieländern besteht ein großer Nachholbedarf. Gerade in den Schwellenländern ist es in den vergangenen Jahren zu einem Umdenken gekommen. Die Regierungen pumpen viel Geld in Straßenbau, Stromversorgung und Kommunikation, weil sie erkannt haben, dass eine intakte Infrastruktur das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft ist. Umfangreiche VorhabenLänder wie China und Indien stellen riesige Budgets zur Verfügung, um die veraltete Infrastruktur zu verbessern oder neue Vorhaben umzusetzen. So hat Indien angekündigt, in den nächsten zehn Jahren 50 Mrd. Dollar aufzuwenden, um das Autobahnnetz auszubauen. China will in den nächsten vier Jahren 30 Mrd. Dollar in die Abwasseraufbereitung und Entsorgung investieren. Nach Schätzungen der Weltbank müssen die Entwicklungsländer in den nächsten Jahren ungefähr 465 Mrd. Dollar für neue Infrastrukturprojekte ausgeben. Das sind etwa 5,5 % ihrer Wirtschaftsleistung. Dabei ist nicht einmal die Instandsetzung bereits bestehender Einrichtungen berücksichtigt. In Europa ist die Situation etwas anders. Ein wesentliches Problem liegt in den knappen Haushaltsbudgets der Gebietskörperschaften, deren Aufgabe die Finanzierung des Infrastrukturbereichs bislang war. Da die öffentlichen Kassen leer sind, dürfte die Instandsetzung und der Aufbau von Straßen, Wasserwerken, Kläranlagen und Elektrizitätswerken immer mehr in die Hände privater Unternehmen gelangen. Autobahngesellschaften wie Albertis oder Flughafenbetreiber wie Fraport sind Beispiele für funktionierende Privatisierungsmodelle. In Frankreich gehört Vinci zu den Unternehmen, die über große Erfahrungen im Aufbau von Autobahnen, Brücken und anderer Großprojekte haben. Indus und auch Apcoa sind in Deutschland bekannte Parkhausbetreiber. Niedrige VolatilitätenAnalysen zeigen, dass Investitionen in den Bereich Infrastruktur in den vergangenen Jahren stetige Renditen bei niedrigen Volatilitäten gebracht haben. Neben einer Reihe von geschlossenen Fonds haben Anleger die Möglichkeit, über Investitionen in Aktienfonds oder Zertifikate die Risiken einer Einzelanlage zu diversifizieren. Neu auf dem Markt ist der Fonds DWS Zukunftsinvestitionen (DE0005152482), der sich weltweit an Unternehmen beteiligt, die in den Bereichen Infrastruktur und Industrie tätig sind. Grundlage für die Anlageentscheidung sind fundamentale Kriterien. Portfolio-Schwergewicht sind Siemens, Schneider Electric und Komatsu. Da der Fonds erst seit April 2006 auf dem Markt ist, können noch keine Aussagen über die Performance gemacht werden. Recht jung ist auch der Invesco Asia Infrastructure Fund (LU0243956348). Er wurde im März 2006 aufgelegt. Der Fonds fokussiert auf asiatische Unternehmen, die vorrangig im Infrastrukturbereich tätig sind. Bevorzugte Länder sind China, Australien und Hongkong. Zu den größten Positionen gehören Zhenhua Port, Harbin Power Equipment und Asia Cement. Neben Fonds werden auch zwei Index-Zertifikate angeboten. Das Produkt der UBS auf den Global Infrastructure Net Total Return Index (DCH0026296969) basiert auf 39 Werten aus aller Welt. Der Index wird von Standard & Poor’s berechnet. Mit einem Anteil von 20,8 % dominiert die Vinci-Aktie den Index. Das Zertifikat wird einmal pro Jahr neu gewichtet, und Dividenden fließen vollständig in den Index ein.Auf den fünften Kontinent fokussiert ist das Australia-Infrastructure & Utilities-Index-Zertifikat der UBS (CH0022891060). Das Produkt gibt es seit Oktober vergangenen Jahres. Gerade “Down under” gilt als interessante Anlageregion. Denn einige Untersuchungen weisen Australien bei der Verlagerung von Aufgaben ehemaliger staatlicher Infrastruktur-Einrichtungen auf die Privatwirtschaft weltweit eine Führungsrolle nach. Der Korrektur an den Aktienmärkten konnte sich das Zertifikat mit einem Plus von 8 % seit Oktober 2005 entziehen. Zur Infrastruktur im weiteren Sinn gehört die Energieversorgung. Angesichts des steigenden Energieverbrauchs vor allem in den Schwellenländern sind daher beispielsweise die Explorationsunternehmen im Ölbereich interessant. Chancen bieten auch alternative Energien wie Photovoltaik oder Investments in Bio-Treibstoffe.