Grubengold ins Portfolio

Die Ölhausse und der Stahlboom treiben den Kohlepreis - Aktien profitieren von Konsolidierungswelle

Grubengold ins Portfolio

Von Armin Schmitz, Frankfurt Während die deutschen Kumpel das letzte Mal einfahren, feiern die Bergmänner in anderen Teilen der Welt ein glänzendes Comeback. Die steigenden Öl- und Gaspreise und die boomende Stahlproduktion haben die Nachfrage nach Kohle in den vergangenen Monaten massiv gesteigert. Die Folge sind enorme Preissteigerungen. So musste die Stahlindustrie für die begehrte Kokskohle in diesem Jahr rund 300 % mehr bezahlen als 2007. Mit ähnlichen Kurssprüngen haben auch Kohlesorten wie die Central Appalachia reagiert. Trotz der Entwicklung bleibt Kohle weiterhin der wirtschaftlich attraktivste Brennstoff. Wegen des Energiehungers asiatischer Schwellenländer wie China, aber auch seitens der Industrienationen wird mit einer wachsenden Nachfrage nach dem fossilen Energieträger gerechnet. Nach Hochrechnungen der Energy Information Administration (EIA) des US-Department of Energy könnte der weltweite Kohleverbrauch von 4,4 Mrd. Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) im Jahr 2005 um fast zwei Drittel auf 7,3 Mrd. Tonnen SKE im Jahr 2030 steigen. Neue KraftwerkeDer chinesische Verband der Kohleindustrie prognostiziert, dass China bis 2010 mehr als 3 Mrd. Tonnen Kohle benötigt. So ist die Kohleförderung von 1,4 Mrd. Tonnen im Jahr 2002 auf aktuell 2 Mrd. Tonnen jährlich angestiegen. Kohle hat einen Anteil von 76 % der Produktion der primären Energiequellen in China und von 69 % am Energieverbrauch. 70 % der Kraftwerke werden mit Kohle betrieben. Es sei geplant, in den nächsten Jahren 13 große Kohleminen zu erschließen, die jeweils 200 Mill. Tonnen Kohle jährlich fördern. Mark Liinamaa von Morgan Stanley hat seine Prognosen für den Preis für Hard Coking Coal (HCC), also Kokskohle aus Steinkohle, um 25 % auf durchschnittlich 300 Dollar pro Tonne für 2009 angehoben. Nach seiner Schätzung wird im nächsten Jahr die Kohlenachfrage die Produktion um 12 Mill. Tonnen übersteigen. Die Kohlehausse hat zu einer Konsolidierungswelle in der Rohstoffbranche geführt. Immer mehr Stahlproduzenten sichern sich den direkten Zugriff auf die Kohleförderung. So hat vor wenigen Tagen der Eisenerzkonzern Cleveland-Cliffs den amerikanischen Kohleförderer Alpha Natural Resources für 10 Mrd. Dollar übernommen. Durch die Fusion erreicht das neue Unternehmen eine dominierende Position am nordamerikanischen Eisenerz- und Kokskohlemarkt. Das entstandene Unternehmen Cliffs Natural Resources ist nun einer der führenden Zulieferer der Stahlindustrie. Zielgrößen sind 10 Mrd. Dollar Umsatz und ein Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 4,7 Mrd. Dollar. Den Wert gilt es zu beobachten. Wette auf Übernahme Auch um den australischen Kohleproduzenten Macarthur Coal mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 2,5 Mrd. Euro droht ein Übernahmekampf. So hat der weltgrößte Stahlhersteller ArcelorMittal einen Anteil an dem Kohleförderer von 5 % erworben und dessen südkoreanischer Konkurrent Posco 10 %. Da ArcelorMittal nun 20 % an den Australiern hält, wird mit einem Übernahmeangebot gerechnet. Macarthur ist als weltgrößter Produzent von pulverisierter Kohle für die Stahlproduzenten sehr wichtig. Der Marktanteil liegt bei 35 %. Der Kurs hat seit Januar bereits mehr als 100 % zugelegt. Der Wert ist eine Wette auf eine Übernahme. Auch ohne die Übernahmeaktivitäten sind die Kohleaktien wegen der gestiegenen Öl- und Gaspreise interessant. In den Fokus der Politik und der Anleger sind in den USA die heimischen Kohleproduzenten gerückt, da die Angst vor der Abhängigkeit von ausländischen Energieimporten besteht. Die USA verfügen mit Steinkohleressourcen von geschätzten 213 Mrd. Tonnen über die weltweit umfangreichsten Kohlereserven. Dank des steigenden Kohlepreises werden insgesamt die Aussichten von Peabody Energy sehr positiv gesehen. Der mit 238 Mill. Tonnen Kohle und einem Umsatz von 4,6 Mrd. Dollar weltweit größte börsennotierte Kohleproduzent hat nach Ansicht von Analysten den stärksten Hebel bei einer weiteren Verteuerung der Kohle. Anleger setzen mit dem Wert auf einen robusten Heimat- und asiatisch-pazifischen Markt. Aufgrund der hohen Nachfrage hat Peabody Energy ihre Prognosen für das laufende Geschäftsjahr für das Ebitda um 500 Mill. Dollar auf 1,5 bis 1,8 Mrd. Dollar angehoben und die Gewinnschätzung auf 2,20 bis 3 Dollar pro Aktie. Liinamaa von Morgan Stanley taxiert den Gewinn pro Anteil auf 2,74 Dollar, für 2009 sogar auf 7,17 Dollar. Die aktuelle Konsolidierungsphase der Aktie nach den starken Steigerungen in den vergangenen Monaten bietet die Chance auf einen Einstieg.