Investmentfonds

Grüne Alternativen zur Kernkraft

Japanische Reaktorkatastrophe könnte erneuerbaren Energien den Weg ebnen

Grüne Alternativen zur Kernkraft

Von Martin Hampel, Frankfurt Die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima könnte der Auftakt zu einem großen Umdenken in der globalen Energiepolitik sein – weg von der Kernkraft und hin zu erneuerbaren, sauberen und vor allem weitgehend ungefährlichen Energiequellen. Für Investoren eröffnet das Chancen: Der Wechsel – so er denn nachhaltig vollzogen wird – könnte einigen Unternehmen, etwa aus der Solarbranche oder dem Bereich der Windenergie, erheblichen Aufwind geben. Unternehmen wie beispielsweise Conergy oder Q-Cells haussierten nach der Reaktorkatastrophe, gaben aber nach einigen Tagen ihre Gewinne wieder ab. Gleichwohl steht der Öko-Dax, in dem zehn Werte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien enthalten sind, noch immer rund 15 % höher als vor dem Beben in Japan.Thiemo Lang, Fondsmanager bei SAM, die sich auf nachhaltiges Fondsmanagement spezialisiert hat, erwartet, dass die erneuerbaren Energien “die großen Profiteure” der Entwicklung sein werden. Auch wenn der globale Energiebedarf sich nicht aus Erneuerbaren speisen lässt, so zeichnet sich ab, dass die Genehmigungsverfahren und die Sicherheitsauflagen für neue Kernreaktoren künftig schärfer sein werden, als das in der Vergangenheit der Fall war – für die Betreiber bedeutet das engere Margen und damit einhergehend mehr Schwierigkeiten im Wettbewerb. Auch die Analysten von Raiffeisen Research glauben, dass auf die deutschen Energieversorger “signifikante Mehrbelastungen infolge von möglichen Nachrüstungen bzw. Ertragsminderungen im Falle von einzelnen früher als geplanten Abschaltungen zukommen werden”, heißt es in einer aktuellen Studie.Also alles klar für die grüne Energie? Nicht unbedingt. Ein Hemmschuh für die neuen Energieträger: Sie sind zunächst nicht profitabel. Als wesentlichen Wachstumstreiber sieht auch der World Energy Outlook der OECD die Unterstützung durch staatliche Stellen. Nach OECD-Prognosen könnten die Subventionen für die sauberen Energieträger deutlich zunehmen: von 57 Mrd. Dollar im Jahr 2009 auf 205 Mrd. Dollar im Jahr 2035, heißt es in dem Report, der schon vor dem Erdbeben in Japan verfasst wurde. Entsprechend erwartet die OECD, dass sich die Nachfrage nach erneuerbaren Energien bis 2035 verdreifacht (siehe Grafik). Was mit den Unternehmen des Sektors passiert, wenn die Subventionen ausbleiben, ist kaum zu prognostizieren. USA und China vornAuch die Frage, welche Unternehmen von einem Boom besonders profitieren, ist umstritten. Es gibt diesbezüglich zweifellos viel Know-how in Europa, doch viele Analysten sehen die USA und auch China diesbezüglich in einer Führungsposition. “Viele chinesische Energieunternehmen sind attraktiv für Anleger, weil sie aufgrund effizienter Kostenstrukturen sehr profitabel und damit wettbewerbsfähiger als andere sind”, so Jon Sigurdsen, Manager des Carlson Fund “DnB Nor Renewable Energy”. Er beobachtet seit einiger Zeit, dass die Firmen aus China auch hinsichtlich der Produktqualität aufholen. Für den US-Markt spreche der relativ große Nachholbedarf im Sektor erneuerbare Energien. Ein weiterer guter Grund für die große Attraktivität der US-Unternehmen sei deren Fähigkeit, anders als europäische Konkurrenten Forschungserfolge rasch in kommerzielle Erfolge zu verwandeln. Dennoch sei unbestritten, dass derzeit deutsche Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien weltweit Spitzenpositionen belegten. Das mache den Markt allerdings schwierig, weil die Bewertungen deutscher Aktien schon relativ stark gestiegen seien.Die Experten von Schroders glauben, dass das Jahr 2011 nicht nur für Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien interessant wird, sondern auch für andere Unternehmen, die sich im weiteren Sinne mit dem Thema Klimaschutz befassen und die Effizienz in den Vordergrund stellen. “Ob es sich um Beleuchtung, Isolierungen, Klimaanlagen, Videokonferenzen, Leichtmaterialien oder Energiemanagementsysteme handelt – Anlagen zur Optimierung der Energieeffizienz zahlen sich tendenziell schnell aus”, heißt es in einer Studie.Das haben auch viele Fondsmanager erkannt. Zahlreiche Fonds, die sich mit dem Thema alternative Energien befassen, haben mittlerweile auch Unternehmen aus dem Bereich Energieeffizienz im Portfolio. Neben erhofften Gewinnen helfen die Titel das Risiko zu streuen. Denn einerlei, wo die Energie herkommt; dass sie in Zukunft effizienter genutzt werden muss, ist klar.